14. Februar 1996 • Konjunkturwende verstärkt regionale Streuung. Die Wirtschaft in den Bundesländern im III. Quartal 1995 • Norbert Geldner

Obwohl die Industriekonjunktur allmählich ausklingt, bestimmt sie nach wie vor das regionale Gefälle. In Oberösterreich, der Steiermark und Vorarlberg verlangsamte sich das Wachstum zwar ebenfalls, Tirol, Salzburg und Kärnten sind aber deutlich stärker vom Abschwung betroffen. Der Aufschwung im Burgenland mündete in einen Rückschlag. Im gewohnten Muster der regionalen Entwicklung fehlen vor allem jene Elemente, die von den in Spätphasen des Aufschwungs üblicherweise stärker ins Gewicht fallenden Binnenelementen der Nachfrage geprägt werden. Weder vom Konsum noch von der privaten Bautätigkeit sind stützende Impulse zu erwarten

Das regionale Konjunkturbild wird im III. Quartal 1995 von drei Faktoren geprägt.

  • Zum ersten bestimmt nach wie vor die Industrie das Wachstumstempo. Die Bauwirtschaft stagniert, im Tourismus hat sich die Schwäche zum Saisonhöhepunkt akzentuiert. Die allmähliche Reaktion der Exporte auf die Wechselkursveränderungen im Frühjahr ließ die Zuwächse der Industrieproduktion aber merklich kleiner werden.
  • Die notwendige Stabilisierung der öffentlichen Haushalte schwächt zweitens die Binnennachfrage. Weder vom Konsum noch von den Bauinvestitionen darf man sich jenes Hinauszögern der Konjunkturabschwächung erwarten, das in früheren Zyklen vor allem Wien in der Spätphase begünstigte.
  • Schließlich setzte der Abschwung in den einzelnen Regionen nicht ganz gleichzeitig ein, geringe Verzögerungen ergeben aber schon erhebliche Wachstumsunterschiede.

In den Großregionen (NUTS I) entwickelte sich im III. Quartal 1995 – aufgrund der starken Schwankungen der Wasserführung der Flüsse – nur die Energieproduktion sehr unterschiedlich, ohne Energieversorgung wuchs die Wirtschaft im Osten um 1%, im Süden und Westen mit +1,2% aber ganz ähnlich; die Unterschiede ergeben sich innerhalb der Großregionen.

Oberösterreich wurde vom Abschwung noch kaum erreicht, die Wirtschaft expandierte im III. Quartal (ohne Landwirtschaft und Energieversorgung) noch um 2,7%. In Vorarlberg (+1,7%) und der Steiermark (+2,1%) entwickelte sich die Wirtschaft noch überdurchschnittlich, in Vorarlberg aber doch merklich schwächer als in den Vorquartalen. Wien (+1,3%) und Niederösterreich (+1,1%) liegen nahe am Durchschnitt, die Wiener Wirtschaft hat sich dank einer langsamer ausklingenden Baukonjunktur und der günstigeren Entwicklung im Städtetourismus gegenüber den Vorquartalen relativ verbessert. In Tirol (+0,3%), Salzburg und Kärnten (jeweils –0,6%) wirken sich Rückschläge im Tourismus viel stärker aus, in Salzburg und Kärnten schrumpft überdies die Bauwirtschaft. Im Burgenland ist der vorangegangene außergewöhnlich kräftige Aufschwung zusammengebrochen, die Wirtschaft schrumpfte um 4%.