19. Jänner 1996 • Investitionen werden Konjunktur 1996 nur schwach stützen • Karl Aiginger

Die gesamtwirtschaftlichen Investitionen werden 1996 um real 3% wachsen und damit einen kleinen Beitrag zur Stabilisierung der Konjunktur liefern. Dabei werden die Ausrüstungsinvestitionen mit +7% stärker ausgeweitet, während die Bauinvestitionen stagnieren. Üblicherweise stärkt und verlängert die Investitionsnachfrage einen Konjunkturzyklus gerade in seinem dritten Jahr, diesmal fällt die beginnende Investitionskonjunktur jedoch in eine rezessive Entwicklung der europäischen Wirtschaft. sodaß die Belebung einiger Bereiche wie der Industrie nicht ausreichen wird. Auch zeigt die jüngste Befragung des WIFO unter rund 3.000 Unternehmen in Industrie, Bauwirtschaft und Elektrizitätswirtschaft, daß 1995 Projekte in das nächste Jahr verschoben wurden.

10% der gesamtwirtschaftlichen Investitionen entfallen auf die Industrie. Sie erreichten 1995 49,6 Mrd. S (zu Preisen von 1995) und überschritten damit den Vorjahreswert real um 3% (nominell +4%). Sie waren allerdings um 10% niedriger als ihr bisher höchstes Niveau im Jahr 1991. Die umfangreichen Investitionen österreichischer Unternehmen im Ausland sind hier nicht erfaßt.

Seit dem Frühjahr verschlechtern sich die Konjunkturindikatoren, insbesondere die Einschätzung durch die Industrieunternehmen. Auch die zuletzt verfügbaren Konjunkturumfragen lassen noch kein Ende der Abschwächungstendenz erkennen. Die Kapazitätsauslastung der Industrie ist im Jahresverlauf 1995 gesunken und liegt jetzt bei 82%. Nur 20,5% der Unternehmen bezeichneten die Kapazitätsausweitung als das wichtigste Investitionsmotiv. Rationalisierung ist für 30% das wichtigste Ziel, Ersatz alter Anlagen für 36%.

Aus heutiger Sicht wird für 1996 eine reale Investitionserhöhung um 19% erwartet (nominell +20% auf 59,5 Mrd. S). In diesen Plänen dürfte die Konjunkturabschwächung zur Jahreswende zum Teil berücksichtigt sein. Hält sie länger an als erwartet, so wird jedoch ein Teil der Ausgaben 1996 zurückgehalten werden. Die Investitionsquote (Investitionen in Prozent des Umsatzes) bleibt, selbst wenn die geplante Ausweitung voll realisiert wird, mit 6,4% um mehr als 1 Prozentpunkt unter ihrem Höhepunkt im Jahr 1991 und unter dem Zyklushöhepunkt 1981.

Die Bauunternehmen kürzen angesichts der sich abzeichnenden Baurezession ihre Brutto-Anlageinvestitionen deutlich. 1995 gingen die nominellen Maschinen- und Gerätekäufe real um mehr als 10% zurück, 1996 werden sie weiter eingeschränkt (nominell –6%). Die Unternehmen werden 1996 nur die dringend nötigen Ersatzbeschaffungsinvestitionen tätigen.

Die Investitionspläne der Elektrizitätswirtschaft für 1995 wurden stark nach unten revidiert. Die Ausgaben für die Stromversorgung wuchsen nicht wie erwartet kräftig, sondern waren nur wenig höher als 1994. Für 1996 ist die Elektrizitätswirtschaft optimistisch, sie rechnet mit einem Zuwachs von 12% (nominell 13%). Mehrausgaben sind vor allem für den Kraftwerksbau an der Donau und für den Netzausbau vorgesehen.

Wiewohl die Kraftwerksleistung in den vergangenen Jahren kaum noch gewachsen ist (Engpaßleistung 1988/1995 +0,6% pro Jahr) und das mittelfristige Bauprogramm der Elektrizitätswirtschaft nur mäßige Zuwächse bringen wird ( 1995/2005 +13% bzw. +1,2% pro Jahr), sind derzeit keine Kapazitätsengpässe in Sicht.