20. Mai 2003 • Wirtschaftliche Kennzahlen und Effizienz in der österreichischen Siedlungswasserwirtschaft • Daiela Kletzan, Thomas Url

Die österreichische Siedlungswasserwirtschaft steht überwiegend in öffentlichem Eigentum und leistet durch einen hohen Anschlussgrad der Bevölkerung an die Wasserversorgung und Abwasserentsorgung einen wichtigen Beitrag zur Daseinsvorsorge. Der Finanzierungsbedarf für die Erhaltung und Erweiterung der Infrastruktur steht jedoch einer angespannten finanziellen Situation der öffentlichen Haushalte gegenüber. Zugleich entsteht durch das Leitungsnetz ein natürliches Monopol, das theoretisch mit der Gefahr ineffizienten Mitteleinsatzes verbunden ist.

Vor diesem Hintergrund wird eine Umstrukturierung der österreichischen Siedlungswasserwirtschaft diskutiert. Obwohl bereits einige betriebswirtschaftlich-technische Benchmarking-Analysen durchgeführt wurden, gibt es wenig empirische Informationen über die Effizienz der Siedlungswasserwirtschaft. Das WIFO hat vor kurzem eine ausführliche Untersuchung der institutionellen und ökonomischen Voraussetzungen der Siedlungswasserwirtschaft vorgelegt. Diese Arbeit bietet eine repräsentative Bestandsaufnahme und Auswertung wirtschaftlicher Kennzahlen der Ver- und Entsorger in Österreich.

Die Effizienz der Ver- und Entsorger wurde dabei relativ zu den effizientesten Vergleichsunternehmen gemessen. Im technischen Bereich bestehen demnach zwischen den Wasserversorgern kaum Effizienzunterschiede; in der Abwasserentsorgung sind die Differenzen größer. Die Berechnung der Kosteneffizienz unter Berücksichtigung der relativen Preise der Inputs ergibt deutlich höhere Einsparungspotentiale, vor allem in der Abwasserentsorgung.

Die Versorger und Entsorger sind in Österreich dezentral strukturiert; dies legt ein Einsparungspotential durch Zusammenlegungen nahe. Möglichkeiten zur Nutzung von Skalenerträgen sind entsprechend den Ergebnissen dieser Studie jedoch nur beschränkt vorhanden. Zu ähnlichen Ergebnissen kommen vergleichbare Untersuchungen für Betriebe aus England und den Niederlanden.

Da die Infrastruktur kurz- und mittelfristig als gegeben angenommen werden kann, bieten sich neben einer preisbewussten Beschaffungspolitik zwei Bereiche für Produktivitätssteigerungen an: Erstens ist der Personalaufwand wegen vergleichsweise hoher Kosten gegenüber einem kostenminimierenden Betrieb überhöht. Zweitens könnte eine Auslagerung bestimmter Leistungen zur Kostensenkung beitragen. Insgesamt zeigen die bisherigen Erfahrungen mit Auslagerungen jedoch ein geringes Potential für Effizienzsteigerungen.

Nähere Informationen entnehmen Sie bitte dem WIFO-Monatsbericht 5/2003 und der folgenden WIFO-Studie: Wilfried Puwein, Daniela Kletzan, Angela Köppl, Thomas Url, Nachhaltige Nutzung der Wasserressourcen. Institutionelle und ökonomische Voraussetzungen (im Auftrag des Jubiläumsfonds der Oesterreichischen Nationalbank, 2002, 180 Seiten, 50,00 Euro, Download 40,00 Euro: http://titan.wsr.ac.at/wifosite/wifosite.get_abstract_type?p_language=1&pubid=23371)! Tabellen und Graphiken zu den Presseaussendungen des WIFO finden Sie jeweils auf der WIFO-Website, http://www.wifo.ac.at/presse.