9. Mai 2003 • Mangelnde Nachfrage • Ewald Walterskirchen

In Europa gibt es derzeit keine Anzeichen für einen Konjunkturaufschwung. Die Umfrageergebnisse sind in Österreich ebenso wie in der EU relativ labil, sie zeigen keine Aufwärtstendenz. Nach dem Ende der militärischen Auseinandersetzung im Irak gaben die Rohölpreise nach, und die Aktienkurse zogen an. Die Reaktion der Wirtschaft und der Verbraucher ist noch ungewiss.

Die europäische Konjunktur lahmt weiterhin. Es fehlt an Nachfrage von Seiten der Unternehmen, der Haushalte und des Staates. Die mehrmaligen Zinssenkungen reichten gerade aus, um die Stimmung zu stabilisieren. Ein Konjunkturaufschwung ist derzeit nicht in Sicht. Die wirtschaftlichen Impulse in den USA konzentrieren sich auf Rüstungsausgaben, von denen Europa wenig profitiert. Der starke Anstieg des Euro-Kurses dämpft die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Euro-Zone. Die EU-Wirtschaftspolitik hält unbeirrt an ihren langfristigen Budget-, Inflations- und Arbeitsangebotszielen fest.

Das reale BIP der Euro-Zone stieg im IV. Quartal 2002 nach vorläufigen Schätzungen gegenüber dem Vorjahr um 1,3%. Der saisonbereinigte Vorquartalszuwachs verringerte sich auf 0,1%, da Exporte und Investitionen stagnierten. Nur vom privaten Konsum kamen trotz der gedrückten Stimmung mäßige, aber positive Wachstumsbeiträge.

Das Ende des Irak-Kriegs hat große politische Unsicherheiten beseitigt, die Rohölpreise sind gesunken, die Aktienkurse haben sich erholt. Wegen der wirtschaftlichen Risken und des Mangels an gesamtwirtschaftlicher Nachfrage sind jedoch auch kurz nach Ende der militärischen Auseinandersetzung im Irak keine Auftriebstendenzen zu erkennen.

In Österreich entwickelt sich die Wirtschaft ähnlich wie in der Euro-Zone. Im IV. Quartal betrug das BIP-Wachstum 1,1% (–0,1% gegenüber dem Vorquartal). Die aktuellen Konjunkturumfragen deuten nicht auf eine Verbesserung hin. In der Sachgütererzeugung schwankt die Stimmung von Monat zu Monat, eine eindeutige Aufwärtstendenz fehlt. Die Exportaufträge wurden zwar im II. Quartal etwas günstiger eingeschätzt, die Erwartungen bezüglich der Produktion und der Geschäftslage jedoch zurückgenommen.

Die Streiks im Zusammenhang mit der Pensionsreform ziehen im Mai kurzfristig Produktionsausfälle nach sich. Diese können jedoch angesichts der schlecht ausgelasteten Kapazitäten in den folgenden Wochen weitgehend ausgeglichen werden (außer im Verkehr, Bildungs- und Medienbereich).

Die Konjunkturschwäche beeinträchtigte 2002 und Anfang 2003 die Beschäftigungsnachfrage. Im April stieg jedoch die Zahl der aktiv Beschäftigten gegenüber dem Vorjahr um rund 8.000. Dazu trug die günstige Entwicklung in den Saisonbranchen (Tourismus, Baugewerbe) entscheidend bei, in der Sachgüterproduktion wurden weiter Arbeitsplätze abgebaut. Die Zahl der Arbeitslosen stagnierte im April auf dem Vorjahresniveau. Die Stabilisierung der Arbeitslosigkeit sollte geht wesentlich auf eine Zunahme der Schulungsaktivitäten (+10.000), der Zahl der Pensionsvorschussbezieher sowie eine günstige Entwicklung in den Saisonbranchen zurück.

Die Entwicklung der Leistungsbilanz wird durch die flaue Konjunktur begünstigt. Die Importe sanken vor allem infolge des Investitionseinbruchs deutlich. Im Jahr 2002 wurde erstmals seit 1991 ein Überschuss in der Leistungsbilanz erzielt, in den ersten Monaten 2003 hielt diese Tendenz an.

Auch die Preisentwicklung steht im Zeichen der Konjunkturschwäche. Die Inflationsrate betrug im März 1,8%, sie ist seit einem halben Jahr stabil. Zur preisdämpfenden Wirkung des Anstiegs des Euro-Kurses kam im April der Rückgang der Rohölpreise.

Nähere Informationen entnehmen Sie bitte dem WIFO-Monatsbericht 5/2003!