20. März 2003 • Verzögerte Erholung der Baukonjunktur in Europa – Wachstumsaussichten für 2004/05 gedämpft • Margarete Czerny

In der europäischen Bauwirtschaft verzögert sich die Konjunkturerholung deutlich. In Westeuropa stagniert die Produktion. 2003 wird nach der jüngsten Prognose der Forschungsarbeitsgemeinschaft "Euroconstruct" ein nur sehr geringes Wachstum von 0,4% erwartet, erst 2004 und 2005 wird sich der Sektor leicht erholen (+1% bzw. +1,6%). In Österreich wird die Bautätigkeit nach der Stagnation im Vorjahr bereits heuer um 1,2% expandieren; 2004 und 2005 wird das Wachstum mit +1,5% bzw. +2% den westeuropäischen Durchschnitt nur wenig übertreffen. In Osteuropa dürfte sich der Sektor nach seiner seit 2001 anhaltenden Rezession heuer erholen und 2004 sowie 2005 kräftige Zuwächse erzielen.

Ursachen der Verzögerung eines Aufschwungs in der europäischen Bauwirtschaft sind

  • Verunsicherung und Zurückhaltung von Investitionen angesichts der angespannten geopolitischen Situation (Unsicherheit über Irak-Krieg),
  • zurückhaltende Vergabe öffentlicher Aufträge wegen des Konsolidierungsdrucks in ganz Europa,
  • die geringe Investitionsneigung privater Investoren auf dem Immobilien- und Bausektor wegen der ungünstigen Wachstumsaussichten und des Ausbleibens eines gesamtwirtschaftlichen Aufschwungs.

Die Bauwirtschaft wird in den Jahren 2003 bis 2005 nicht wie in früheren Aufschwungphasen als Konjunkturmotor dienen. Der Wohnungsneubau wird in Europa bis 2004 rückläufig sein. Auch im gesamten Nichtwohnbau, dessen Entwicklung die Talsohle erreicht hat, wird erst für 2004 eine leichte Besserung erwartet. Im Tiefbau ist eine kontinuierlichere Fortsetzung der Infrastrukturinvestitionen abzusehen.

In Österreich wird – nach dem Rückgang der Bauinvestitionen im Jahre 2001 um 1% und einer Stagnation im Vorjahr – 2003 ein geringfügiger Zuwachs von rund 1,2% erwartet. Die Tiefbauaktivitäten entwickeln sich günstiger als der Hochbau. Im gesamten Wohnbau dürfte der untere Wendepunkt Ende 2002 eingetreten sein, die Umsätze werden sich auf dem niedrigen Niveau stabilisieren und erst 2005 etwas anziehen. Der Nichtwohnbau wird 2003 von der Möglichkeit zur erhöhten vorzeitigen Abschreibung profitieren, die zur Konjunkturbelebung bis Ende 2003 verlängert wurde. Die niedrigen und weiter sinkenden Zinsen könnten die Investitionsbereitschaft 2004/05 positiv beeinflussen. Die Althaussanierung im Wohnbau setzt durch Förderungsschwerpunkte Impulse. Dank der verstärkten Verkehrsinvestitionen ist der Tiefbau derzeit kurz- und mittelfristig die Bausparte mit den besten Wachstumsperspektiven in Österreich.

Abbildung 1: Prognose des Bauvolumens in Österreich, Westeuropa und Ost-Mitteleuropa

Reale Veränderung gegen das Vorjahr in %

Q: Euroconstruct-Konferenz, Dezember 2002. Ost-Mitteleuropa: Tschechien, Ungarn, Polen, Slowakei. –  1) Neueste Schätzung für Österreich laut WIFO-Prognose vom Dezember 2002 ±0,0%. –  2) Prognose.

Übersicht 1: Entwicklung des realen Bauvolumens in Europa 2002 bis 2005

 

2002

2003

2004

2005

 

Veränderung gegen das Vorjahr in %

         

Westeuropa

+ 0,3

+ 0,4

+ 1,0

+ 1,6

Ost-Mitteleuropa2)

- 2,9

+ 4,4

+ 7,0

+ 9,6

         

Europa

+ 0,1

+ 0,6

+ 1,2

+ 2,0

Österreich1)

+ 0,0

+ 1,2

+ 1,5

+ 2,0

Q: WIFO; Euroconstruct-Konferenz, Dezember 2002. Ost-Mitteleuropa: Tschechien, Ungarn, Polen, Slowakei. –  1) Neueste Schätzung für Österreich laut WIFO-Prognose vom Dezember 2002. –  2) Tschechische Republik, Ungarn, Polen, Slowakei.

Nähere Informationen entnehmen Sie bitte dem WIFO-Monatsbericht 3/2003! Tabellen und Graphiken zu den Presseaussendungen des WIFO finden Sie jeweils auf der WIFO-Website, http://titan.wsr.ac.at/wifosite/wifosite.search?p_typeid=98&p_language=1&p_type=0.