6. Februar 2003 • Konjunkturerholung lässt weiter auf sich warten • Markus Marterbauer

Die Risken für die weitere Entwicklung der Weltwirtschaft sind – bedingt durch volatile Börsen und die Verunsicherung vor einem möglichen Irak-Krieg – hoch. Unmittelbar prägt derzeit eine anhaltende Schwäche der Binnennachfrage die Konjunktur in Europa und Österreich. Umfragen unter den heimischen Sachgütererzeugern deuten nicht auf einen bevorstehenden Aufschwung hin. Die Investitionsneigung ist angesichts niedriger Kapazitätsauslastung und der weltwirtschaftlichen Unsicherheiten gering. Die Umsätze im Einzelhandel stagnieren. In der Bauwirtschaft zeigen sich – von niedrigem Niveau ausgehend – Hinweise auf eine leichte Belebung. Auf dem Arbeitsmarkt ist unter diesen Umständen eine Trendwende noch nicht zu erwarten.

Die aktuellen Konjunkturindikatoren deuten weiterhin nicht auf einen Wirtschaftsaufschwung hin. Die Ergebnisse des WIFO-Konjunkturtests für das I. Quartal 2003 lassen in der Sachgütererzeugung sogar wieder eine leichte Verschlechterung des Geschäftsklimas erkennen. Dies spiegelt die große Unsicherheit in den Erwartungen über die weitere weltpolitische und wirtschaftliche Entwicklung wider. Die Unternehmen rechnen für die nächsten Monate mit einer gedämpften Expansion der Produktion (der saisonbereinigte Saldo aus optimistischen und pessimistischen Meldungen sank von +7,7 auf +4,8 Prozentpunkte). Besonders die Betriebe der technischen Verarbeitung, die Investitionsgüter herstellen, zeigen sich weniger zuversichtlich.

Dieses Bild wird gestützt durch die Beurteilung der Kapazitätsauslastung. Letztere war im I. Quartal mit 80,3% zwar geringfügig höher als zuvor, blieb aber merklich unter dem langjährigen Durchschnitt. Dies und die generelle Verunsicherung über die Wirtschaftsentwicklung dürften die Unternehmen veranlassen, geplante Investitionsprojekte weiter aufzuschieben. Der WIFO-Investitionstest vom November 2002 weist auf eine Ausweitung der Industrieinvestitionen hin, diese geht aber ausschließlich auf Großprojekte in der Kfz-Branche zurück.

Günstig entwickelt sich der Export. Zwar liegen bislang nur Außenhandelsdaten bis zum Oktober 2002 vor, diese zeigen aber, dass die Nachfrageschwäche vom Sommer überwunden wurde. Im September und Oktober expandierte die Ausfuhr gegenüber dem Vorjahr um 6½%. Die Nachfrage aus dem EU-Binnenmarkt hat sich erholt, die Ausfuhr nach Südosteuropa und Südostasien stieg kräftig.

Vom Export kommen auch die einzigen nennenswerten Konjunkturimpulse in der EU und in Deutschland. Allerdings könnte die starke Aufwertung des Euro die Nachfrage aus Nordamerika und Südostasien bald dämpfen. Das BIP dürfte im Euro-Raum im IV. Quartal 2002 und im I. Quartal 2003 saisonbereinigt kaum mehr gewachsen sein, die Aufschwungstendenzen wurden neuerlich unterbrochen. Dies ist vor allem auf die anhaltende Schwäche der Binnennachfrage zurückzuführen. Private Investitionen und öffentliche Ausgaben werden restriktiv gehandhabt. Der private Konsum wächst nur wenig, das Konsumentenvertrauen ist zwischen September und Jänner eingebrochen.

Hingegen kommen die Konjunkturimpulse in den USA primär von der Binnennachfrage, während der Export zurückgeht. Zwar hat sich die Zunahme der Ausgaben der privaten Haushalte (insbesondere für dauerhafte Konsumgüter) im IV. Quartal 2002 abgeschwächt, Ausrüstungsinvestitionen und private Bauinvestitionen sowie vor allem die öffentlichen (Militär-)Ausgaben steigen aber rasch. Die USA bleiben damit der wichtigste Motor der Weltwirtschaft. Allerdings sind die Konjunkturrisken hoch: Die Verunsicherung von Konsumenten und Investoren vor einem möglichen Irak-Krieg könnte zu Ausgabenzurückhaltung veranlassen. Geld- und Fiskalpolitik versuchen jedoch, die Konjunktur zu stimulieren.

In Österreich äußert sich die Konjunkturflaute in erster Linie in einer Schwäche der Binnennachfrage. Der Einzelhandel setzte von Jänner bis November zwar real um ¾% mehr um als im Vorjahr, saisonbereinigt erhöhte sich die Nachfrage im 2. Halbjahr aber nicht. Eine leichte Verbesserung zeichnet sich für die Anbieter von dauerhaften Konsumgütern ab – darauf weisen höhere Umsätze im Kfz-Handel im September und Oktober und der Anstieg der Pkw-Neuzulassungen im IV. Quartal hin.

In der Bauwirtschaft dürfte die Talsohle der Produktion durchschritten sein. Im WIFO-Konjunkturtest hat sich die Beurteilung der Bautätigkeit und der Auftragslage durch die Unternehmen leicht erholt. Dies deckt sich mit einer etwas günstigeren Einschätzung des Geschäftsklimas durch die Bauzulieferindustrie. Im Tiefbau hat sich die Nachfrage verbessert, im Wohnungsbau geht sie nicht weiter zurück. Die Unternehmen sehen auch keinen weiteren Bedarf, die Beschäftigung zu reduzieren, allerdings erreichte die Zahl der beschäftigten Bauarbeiter im Dezember 2002 mit 213.000 den niedrigsten Wert seit Mitte der achtziger Jahre.

Auch der anhaltende Rückgang der Importe belegt die Schwäche der Binnennachfrage. Diese bildet – neben der Expansion im Tourismus – die wichtigste Ursache für das Verschwinden des Leistungsbilanzdefizits.

Die ungünstige Konjunktur beeinflusst auch den Arbeitsmarkt. Im Jänner lag die Zahl der aktiv Beschäftigten auf dem niedrigen Niveau des Vorjahres. Die Zahl der Arbeitslosen war um 6.000 höher als 2002.

Nähere Informationen entnehmen Sie bitte dem WIFO-Monatsbericht 2/2003!