17. Jänner 2003 • Erfolg der Ausgliederung von Bundesbetrieben – das Beispiel der Österreichischen Bundesforste • Wilfried Puwein

Die öffentliche Hand besitzt in den meisten europäischen Staaten große Wälder. In Österreich gehören 15% des Waldes dem Bund (Österreichische Bundesforste – ÖBF) und 3% den Ländern und Gemeinden. Der staatliche Waldbesitz ist durch historische Entwicklungen zu erklären. Die positiven externen Effekte des Waldes bzw. das gesellschaftliche Interesse an der Erhaltung seiner Wohlfahrtsfunktionen (Schutz- und Erholungswirkung) sichert in Österreich das Forstgesetz durch strenge Auflagen für die Waldbewirtschaftung und den freien Waldzugang.

Die ÖBF waren bis 1997 ein Bundesbetrieb. Die begrenzte Entscheidungsfreiheit der Betriebsführung, stark regulierte Arbeitsabläufe und erfolgsunabhängige Gehaltssysteme bewirken, dass staatliche Betriebe wirtschaftlich im Allgemeinen weniger effizient sind als private. Mit der Überführung in eine Aktiengesellschaft (im Alleineigentum des Bundes) sollten die betriebswirtschaftlichen Schwächen der ÖBF leichter überwunden werden. Aus volkswirtschaftlicher Sicht interessiert, ob durch die Ausgliederung die Arbeitsproduktivität rascher gewachsen ist, der Holzzuwachs und die Wohlfahrtsfunktionen des Waldes sowie die Nutzung der sonstigen Ressourcen verbessert werden konnten.

Die ÖBF-AG intensivierte die Waldpflege und waldbauliche Monitoring-, Beratungs- und Controlling-Aktivitäten, um den Holzzuwachs und die Stabilität der Wälder zu erhöhen. Den Erfolg dieser Maßnahmen werden erst die Waldinventuren in den kommenden Jahrzehnten zeigen. Die Schlägerungen in den ÖBF-Wäldern wurden seit 1997 laufend zurückgenommen: einerseits weil Altholzüberbestände in den Jahren zuvor abgebaut worden waren und andererseits weil die Holznutzung in extremen Steillagen nicht mehr wirtschaftlich ist. Die Holzpreise sind nominell seit 1980 tendenziell rückläufig, die handarbeitsintensiven Schlägerungs- und Bringungsarbeiten in diesen Lagen verteuerten sich mit den Lohnkosten.

Während die Erlöse der Holzwirtschaft seit der Ausgliederung schrumpften, beschleunigte sich das Wachstum der Einnahmen aus dem Immobiliengeschäft und dem Tourismus (hauptsächlich Verpachtung für Wintersporteinrichtungen). Die Erlöse aus der Jagd stiegen in den letzten Jahren nicht mehr so kräftig wie zu Beginn der neunziger Jahre. Die ÖBF-AG bemühte sich, durch ein verbessertes Wildschadenmonitoring und eine möglichst hohe Abschussplanerfüllung die in ihren Wäldern relativ großen Wildschäden zu verringern. Ein zu hoher Wildbestand beeinträchtigt nicht nur den Holzzuwachs, er gefährdet auch die Schutzwirkung der Gebirgswälder.

Die Arbeitsproduktivität der ÖBF-AG verbesserte sich wesentlich. Der Personalstand wurde von 1997 bis 2001 um durchschnittlich fast 10% pro Jahr verringert, die Wertschöpfung je Beschäftigten wuchs um 6%. In der Holzernte nahm die Arbeitsproduktivität, gemessen am Einschlag je Leistungsstunde, um durchschnittlich mehr als 8% pro Jahr zu.

Die ÖBF-AG hat 50% ihres Jahresüberschusses als Fruchtgenussentgelt und allfällige Dividenden an den Bund abzuliefern. 1997 zahlte sie zusätzlich 50,9 Mio. € als Abgeltung für Vorperiodenergebnisse. In den Jahren 1998 bis 2001 überwies die ÖBF-AG jährlich durchschnittlich 12,5 Mio. € an den Bund; dieser Betrag lag um rund 9% unter den Erlösen der ÖBF-AG aus der Jagd. Der durchschnittliche Einnahmenüberschuss der ÖBF in den Jahren 1987 bis 1996 zu Preisen 2001 hatte vergleichsweise 14,5 Mio. € betragen.

Die Zahlungen an den Bund erscheinen so auf den ersten Blick relativ gering. Das Ergebnis ist aber im Lichte der reduzierten Holznutzung und des Rückgangs der Holzpreise zu betrachten. Gewisse Ertragseinbußen ergaben sich auch durch die Umsetzung des ökologischen Leitbildes der naturnahen Waldwirtschaft: Kahlschläge wurden zurückgenommen, kostenintensivere Einzelstammentnahmen forciert, auf den Natur- und Landschaftsschutz stärker Rücksicht genommen. Die Erholungsfunktion des Waldes förderte die ÖBF-AG aktiv durch die Anlage von Ruheplätzen, Waldlehrpfaden u. Ä. ÖBF-Wälder wurden in die Nationalparks Donau-Auen und Oberösterreichische Kalkalpen sowie in das Bundesprogramm für Naturwaldreservate eingebracht und derzeit der Holznutzung entzogen.

Übersicht 1: Entwicklung der Einnahmen der Österreichischen Bundesforste

Ab 1997 ÖBF-AG

Forst- und Holzwirtschaft

Jagd und Fischerei

Abbau, Deponie und Wasser

Verpachtung, Vermietung, Tourismus

Insgesamt

 

Durchschnittliche jährliche Veränderung in %1)

           

1986/1991

- 0,8

+ 3,5

+ 9,5

+ 5,7

+ 0,1

1991/1996

+ 1,3

+ 4,3

+ 5,1

+ 6,2

+ 2,1

1997/2001

- 5,3

+ 2,5

+ 2,1

+ 12,9

- 2,7

Q: ÖBF-AG. –  1)  Exponentieller Trend, kontinuierliche Veränderungsrate.

Übersicht 2: Entwicklung von Produktivitätskennzahlen der ÖBF

Ab 1997 ÖBF-AG
 

Wertschöpfung1) je Beschäftigten

Eigenwerbung2) je Leistungsstunde

 

Durchschnittliche jährliche Veränderung in %3)

     

1986/1991

+ 5,2

+ 3,9

1991/1996

+ 8,3

+ 7,6

1997/2001

+ 5,9

+ 8,2

Q: ÖBF Jahresberichte und ÖBF-AG Geschäftsberichte. –  1)  Produktionswert minus Vorleistungen. –  2)  Schlägerung und Bringung mit eigenen Arbeitskräften. –  3)  Exponentieller Trend, kontinuierliche Veränderungsrate.

Abbildung 1: Entwicklung von Holzpreis und BIP-Deflator

Q: Statistik Austria, ÖBF-AG. –  1)  Österreich-Durchschnitt (Fichte/Tanne, Kl. B/3a).

Abbildung 2: Verteilung der Einnahmen der ÖBF-AG

Q: ÖBF-AG.

Nähere Informationen entnehmen Sie bitte dem WIFO-Monatsbericht 1/2003!