18. Dezember 2002 • Wirtschaftswachstum im III. Quartal wieder abgeschwächt • Marcus Scheiblecker

Die gesamtwirtschaftliche Produktion stieg im III. Quartal 2002 real gegenüber dem Vorjahr um 0,9%. Im II. Quartal war ein Anstieg von 1,0% verzeichnet worden (revidierte Zahl). Bereinigt um Saisoneinflüsse und Arbeitstageffekte schwächte sich das Wachstum auf 0,1% gegenüber dem Vorquartal ab.

An die Stelle der vorläufigen Berechnung des Bruttoinlandsproduktes durch das WIFO für 2001, welche ein Wirtschaftswachstum von 1,0% auswies, trat Ende September die Jahresrechnung von Statistik Austria mit einer Rate von +0,7%. Gleichzeitig revidierte Statistik Austria das Jahresergebnis für 2000 von +3,0% auf +3,5%. Dadurch ergab sich für das Jahr 2001 eine noch stärkere Konjunkturabschwächung als nach bisherigen Berechnungen.

Nachdem Österreichs Wirtschaft gegen Ende 2001 die Rezession überwunden hatte, war im 1. Halbjahr 2002 bereits wieder eine leichte Beschleunigung der Konjunktur festzustellen. Um die Jahresmitte deuteten die Unternehmensbefragungen des WIFO auf ein Erlahmen der Auftriebskräfte hin. Dies schlug sich auch in der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung nieder. Allerdings ist das deutliche Nachlassen des saison- und arbeitstagsbereinigten Wirtschaftswachstums im III. Quartal auch eine Folge der Produktionsbehinderung aufgrund des Hochwassers und spiegelt nicht ausschließlich Konjunktureffekte wider.

Die Ausgaben der privaten Haushalte waren real um 0,9% höher als im Vorjahr und blieben damit nach wie vor schwach. Angesichts der schlechten Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt und der getrübten Konjunkturaussichten zeigten sich die Konsumenten zurückhaltend. Hingegen fiel das Wachstum des öffentlichen Konsums mit +1,6% etwas stärker aus.

Am deutlichsten zeigen sich die Konjunkturschwäche und die anhaltend pessimistische Zukunftseinschätzung der Unternehmen im kräftigen Rückgang der Bruttoanlageinvestitionen, der nun schon seit einem Jahr anhält. Seit Jahresanfang betrug er real –7,3%, im III. Quartal 2002 –6,8%. Am stärksten wurden die Investitionen in Maschinen und Elektrogeräte (–13,9%) sowie die Bauinvestitionen (–3,3%) gedrosselt. Auch die Fahrzeuginvestitionen waren mit real –2,8% anhaltend rückläufig, wenngleich weniger als im Vorquartal (–19,6%).

Der stärkste Impuls für das Wirtschaftswachstum kam auch im III. Quartal vom Außenbeitrag. Zwar expandierte aufgrund der Schwäche der Konjunktur in der EU die Ausfuhr i. w. S. mit real +2,4% nach wie vor wesentlich langsamer als 2001; zugleich verringerte sich aber – wegen der anhaltend flauen Binnennachfrage – der Import deutlich (real –2,3%). Der Export von Gütern nahm real um 0,9% zu, jener der Dienstleistungen um 5,4%. Die Einfuhr von Gütern schrumpfte real um 2,8%, vor allem weil die Nachfrage nach Investitionsgütern im Inland gering war. Der Import von Dienstleistungen war real um 1,4% geringer als im Vorjahr, der Reiseverkehrsimport um 0,7%.

Übersicht 1: Ergebnisse der vierteljährlichen Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung

 

2001

2002

 

I. Quartal

II. Quartal

III. Quartal

IV. Quartal

I. Quartal

II. Quartal

III. Quartal

 

Veränderung gegen das Vorjahr in %

               

Nominell

             

Konsumausgaben insgesamt

+ 3,8

+ 2,5

+ 2,8

+ 3,3

+ 2,6

+ 1,9

+ 2,5

  Private Haushalte1)

+ 4,8

+ 2,9

+ 3,0

+ 3,5

+ 2,7

+ 1,9

+ 2,6

  Staat

+ 1,2

+ 1,4

+ 2,2

+ 2,7

+ 2,5

+ 2,1

+ 2,4

Bruttoinvestitionen

+ 3,8

- 0,5

+ 0,1

- 11,1

- 8,3

- 1,3

- 7,5

  Bruttoanlageinvestitionen

+ 8,0

- 0,8

- 3,7

- 3,4

- 6,7

- 6,8

- 6,2

    Ausrüstungen

+ 8,3

- 1,8

- 10,2

- 8,1

- 8,6

- 19,2

- 11,6

    Bauten

+ 6,9

- 1,2

- 0,5

- 0,6

- 4,6

+ 3,5

- 2,5

Exporte

+ 14,1

+ 4,9

+ 6,4

+ 2,9

- 0,0

+ 2,0

+ 3,4

  Waren

+ 12,8

+ 6,1

+ 5,0

+ 2,4

+ 0,8

+ 4,7

+ 0,8

  Dienstleistungen

+ 16,6

+ 2,0

+ 9,2

+ 3,9

- 1,7

- 4,6

+ 8,3

Importe

+ 12,0

+ 7,1

+ 4,5

+ 0,4

- 2,8

- 0,3

- 1,9

  Waren

+ 13,6

+ 6,7

+ 0,7

- 3,2

- 6,3

- 3,3

- 3,2

  Dienstleistungen

+ 7,8

+ 8,3

+ 12,0

+ 8,2

+ 6,5

+ 6,9

+ 0,5

               

Bruttoinlandsprodukt

+ 4,4

+ 2,4

+ 1,9

+ 0,7

+ 1,7

+ 2,1

+ 2,2

               

Real, zu Preisen von 1995

             

Konsumausgaben insgesamt

+ 1,8

+ 0,3

+ 0,6

+ 1,2

+ 1,0

+ 0,5

+ 1,0

  Private Haushalte1)

+ 3,0

+ 0,7

+ 0,8

+ 1,4

+ 0,9

+ 0,3

+ 0,9

  Staat

- 1,3

- 1,0

- 0,2

+ 0,5

+ 1,5

+ 1,2

+ 1,6

Bruttoinvestitionen

+ 1,2

- 3,3

- 5,3

- 7,3

- 8,5

- 2,8

- 5,8

  Bruttoanlageinvestitionen

+ 6,1

- 2,6

- 5,5

- 4,5

- 7,3

- 7,7

- 6,8

    Ausrüstungen

+ 7,1

- 2,9

- 11,3

- 8,5

- 8,6

- 18,9

- 11,2

    Bauten

+ 4,3

- 3,7

- 2,7

- 2,1

- 5,8

+ 2,3

- 3,3

Exporte

+ 13,3

+ 4,9

+ 7,3

+ 4,4

- 0,6

+ 1,7

+ 2,4

  Waren

+ 12,3

+ 6,6

+ 6,5

+ 4,5

+ 1,0

+ 5,1

+ 0,9

  Dienstleistungen

+ 15,6

+ 1,0

+ 8,8

+ 4,1

- 3,8

- 7,0

+ 5,4

Importe

+ 10,1

+ 5,6

+ 5,2

+ 3,3

- 2,6

- 0,0

- 2,3

  Waren

+ 11,9

+ 5,4

+ 2,1

+ 0,6

- 5,5

- 2,3

- 2,8

  Dienstleistungen

+ 5,5

+ 6,1

+ 11,7

+ 9,3

+ 5,3

+ 5,4

- 1,4

               

Bruttoinlandsprodukt

+ 2,4

+ 0,5

+ 0,3

- 0,4

+ 0,4

+ 1,0

+ 0,9

Sachgütererzeugung

+ 6,9

+ 1,9

+ 0,3

- 3,6

- 1,3

+ 1,4

- 0,8

               
 

Saisonbereinigt, Veränderung gegen das Vorquartal in %

               

Bruttoinlandsprodukt, real

+ 0,1

- 0,4

- 0,0

- 0,1

+ 0,8

+ 0,4

+ 0,1

 1)  Einschließlich privater Organisationen ohne Erwerbszweck.

Im III. Quartal verringerte sich die reale Wertschöpfung der Sachgüterproduktion um 0,8%. Im Bauwesen wurden ebenfalls Einbußen verzeichnet (–0,6%). Die gemessen an der Wertschöpfung bedeutendste Komponente des Handels, der Großhandel, verbuchte im III. Quartal einen starken Zuwachs, dem ein nach wie vor schwaches Ergebnis im Einzelhandel gegenüber stand. Insgesamt stieg die Wertschöpfung im Handel daher real um 3,7%, nachdem sie in den beiden Vorquartalen jeweils um weniger als 0,4% gewachsen war. Eine kräftige Steigerung um 12,1% verzeichnete die Energie- und Wasserversorgung.

Abbildung 1: Entwicklung des realen Bruttoinlandsproduktes

Veränderung gegen das Vorjahr (Vorquartal) in %

Q: WIFO.

Im Bankenbereich verringerten sich die Erträge im III. Quartal abermals, die reale Wertschöpfung des Kredit- und Versicherungswesens blieb um 6,7% unter dem Vorjahresniveau. Das Beherbergungs- und Gaststättenwesen erlitt erstmals seit 1999 Einbußen (–0,5%); dafür dürften die Überschwemmungen maßgebend gewesen sein.

Tabellen und Graphiken zu den Presseaussendungen des WIFO finden Sie jeweils auf der WIFO-Website, http://titan.wsr.ac.at/wifosite/wifosite.search?p_typeid=98&p_language=1&p_type=0.