29. November 2002 • Mässige Konsumsteigerung – Hoffen auf das Weihnachtsgeschäft • Michael Wüger

In Österreich nahmen in den letzten Jahren die Ausgaben für Zwecke des privaten Konsums stärker zu als die Einkommen, weil die privaten Haushalte ihre Konsumpläne trotz gedämpfter Einkommensentwicklung weitgehend verwirklichten. Dadurch sank die Sparquote. Trotz des geringen Sparens übertrafen die Konsumausgaben das reale Vorjahresniveau im 1. Halbjahr 2002 nur um 0,2%. Dies resultierte vor allem aus der konjunkturbedingten Dämpfung der Einkommensentwicklung. Positive Einkommenseffekte kamen aus der Einführung des Kindergeldes.

Der mäßige Konsumverlauf ist hauptsächlich auf die sehr konjunkturreagible Nachfrage nach dauerhaften Waren (Autos, Möbel, Schmuck, elektrotechnische Waren usw.) zurückzuführen, die das reale Vorjahresniveau im 1. Halbjahr um 2,2% unterschritt. Tendenziell gedrückt wurde die Nachfrage nach diesen Gütern neben der Einkommensentwicklung auch von der schlechten Stimmung der privaten Haushalte, die vor dem Hintergrund der ungünstigen Arbeitsmarktentwicklung zu sehen ist. Dämpfend dürfte auch eine gewisse Kaufzurückhaltung im Zusammenhang mit der Einführung des Euro als Bargeld gewirkt haben (Vorziehkäufe im IV. Quartal 2001, Nachfrageschwäche nach Auslaufen der doppelten Preisauszeichnung).

Die Nachfrage nach nichtdauerhaften Waren und Dienstleistungen (Nahrungsmittel, Beheizung, Miete usw.) – sie ist das stabilisierende Element innerhalb der Konsumnachfrage und reagiert kaum auf Konjunkturschwankungen – nahm im 1. Halbjahr 2002 leicht zu (+0,6%).

Die mäßige Konsumentwicklung beeinträchtigte auch den Geschäftsgang des Einzelhandels. Nach Erhebungen von Statistik Austria stagnierten die realen Umsätze des Einzelhandels (ohne Kfz) im 1. Halbjahr 2002 auf dem Vorjahresniveau. Zuwächse in der Phase der doppelten Preisauszeichnung wurden durch Rückgänge danach kompensiert. Auch saisonbereinigt verringerte sich die Nachfrage nach Auslaufen der doppelten Preisauszeichnung.

Im Durchschnitt der Monate Juli und August übertrafen die realen Einzelhandelsumsätze wieder das Vorjahresniveau (+1,5%). Diese leichte Aufwärtstendenz erlaubt die Einschätzung, dass das Weihnachtsgeschäft des Einzelhandels das reale Vorjahresniveau erreichen, vielleicht sogar leicht übertreffen wird. Obwohl die Bedeutung des Weihnachtsgeschäfts längerfristig schwindet (steigender Wohlstand, größere Streuung der Auszahlung des Weihnachtsgeldes, Änderungen des Konsumverhaltens, Abnahme der Geburtenrate, geringere religiöse Bedeutung), erzielen einige Branchen (z. B. Juwelenhandel, Buchhandel) noch immer einen entscheidenden Teil ihrer Jahresumsätze im Dezember.

Abbildung 1: Dezember-Spitzen ausgewählter Einzelhandelsbranchen 2001

Differenz zwischen dem Umsatz im Dezember und dem Durchschnitt von Jänner bis November

Nähere Informationen entnehmen Sie bitte dem WIFO-Monatsbericht 12/2002!