24. September 2002 • Bruttoinlandsprodukt im II. Quartal 2002 um 0,4% gewachsen • Marcus Scheiblecker

Die gesamtwirtschaftliche Produktion stieg im II. Quartal 2002 real gegenüber dem Vorjahr um 0,4%. Im I. Quartal war ein Anstieg von (revidiert) 0,3% verzeichnet worden. Bereinigt um Saisoneinflüsse und Arbeitstagseffekte beschleunigte sich das Wachstum auf 0,6% gegenüber dem Vorquartal.

Sämtliche Binnennachfragekomponenten entwickelten sich im II. Quartal 2002 äußerst schwach. Der Konsum der privaten Haushalte stagnierte im Vorjahresvergleich – die ungünstige Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt und die getrübten Konjunkturaussichten veranlassten die privaten Haushalte zu deutlicher Zurückhaltung. Die anhaltenden Sparbemühungen im öffentlichen Sektor erlaubten auch für den öffentlichen Konsum nur eine reale Steigerung um 0,2%.

Abbildung 1: Entwicklung des realen Bruttoinlandsproduktes

Veränderung gegen das Vorjahr (Vorquartal) in %

Q: WIFO.

Am deutlichsten zeigten sich die Konjunkturschwäche und die anhaltend pessimistische Zukunftseinschätzung der Unternehmen im empfindlichen Rückgang der Bruttoanlageinvestitionen, der nun schon seit einem Jahr anhält. Im II. Quartal 2002 betrug der reale Vorjahresabstand –5,6%, seit Jahresanfang –7,7%. Am stärksten wurden die Investitionen in Maschinen und Elektrogeräte (–13,6%) sowie in Fahrzeuge (–22,7%) gedrosselt. Hingegen nahmen die Bauinvestitionen gegenüber dem Vorjahr leicht zu (real +3,1%), nachdem sie in den Vorperioden rückläufig gewesen waren.

Übersicht 1: Ergebnisse der vierteljährlichen Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung

 

2000

2001

2002

 

I. Quartal

II. Quartal

III. Quartal

IV. Quartal

I. Quartal

II. Quartal

III. Quartal

IV. Quartal

I. Quartal

II. Quartal

 

Veränderung gegen das Vorjahr in %

                     

Nominell

                   

Konsumausgaben insgesamt

+ 4,9

+ 4,7

+ 2,4

+ 3,0

+ 3,8

+ 2,9

+ 3,3

+ 3,3

+ 1,9

+ 1,5

  Private Haushalte1)

+ 5,3

+ 5,1

+ 2,5

+ 3,6

+ 4,6

+ 3,3

+ 3,6

+ 3,6

+ 2,1

+ 1,7

  Staat

+ 4,0

+ 3,5

+ 2,2

+ 1,3

+ 1,4

+ 1,5

+ 2,5

+ 2,3

+ 1,3

+ 1,2

Bruttoinvestitionen

- 1,1

+ 12,9

+ 3,5

+ 2,2

+ 8,6

- 3,5

- 5,3

- 6,6

- 9,3

- 4,3

  Bruttoanlageinvestitionen

+ 9,8

+ 7,4

+ 0,6

+ 6,9

+ 8,7

- 3,7

- 6,0

- 5,8

- 9,6

- 4,5

    Ausrüstungen

+ 13,9

+ 19,9

+ 2,2

+ 11,9

+ 8,7

- 6,6

- 13,5

- 11,7

- 13,2

- 15,9

    Bauten

+ 5,4

- 1,6

- 0,6

+ 4,1

+ 9,0

- 2,0

- 1,9

- 2,3

- 6,6

+ 4,1

Exporte

+ 16,0

+ 16,3

+ 12,5

+ 13,8

+ 14,3

+ 5,0

+ 6,5

+ 2,7

- 3,0

+ 2,2

  Waren

+ 18,6

+ 18,3

+ 14,4

+ 13,2

+ 12,8

+ 6,1

+ 5,0

+ 2,5

+ 2,2

+ 1,9

  Dienstleistungen

+ 10,7

+ 11,9

+ 8,9

+ 15,0

+ 17,4

+ 2,4

+ 9,4

+ 3,3

- 13,7

+ 2,8

Importe

+ 18,1

+ 15,9

+ 13,4

+ 11,8

+ 11,9

+ 6,9

+ 4,4

+ 0,6

- 6,6

- 3,7

  Waren

+ 13,9

+ 16,1

+ 12,1

+ 16,2

+ 13,7

+ 6,7

+ 0,7

- 3,2

- 6,2

- 5,7

  Dienstleistungen

+ 30,1

+ 15,3

+ 16,1

+ 3,0

+ 7,2

+ 7,5

+ 11,8

+ 9,4

- 7,7

+ 1,0

Bruttoinlandsprodukt

+ 4,7

+ 5,3

+ 3,3

+ 3,5

+ 4,9

+ 2,8

+ 1,8

+ 1,4

+ 1,0

+ 0,9

                     

Real, zu Preisen von 1995

                   

Konsumausgaben insgesamt

+ 3,8

+ 2,8

+ 0,5

+ 1,4

+ 1,6

+ 0,5

+ 0,9

+ 0,9

+ 0,3

+ 0,1

  Private Haushalte1)

+ 4,3

+ 3,2

+ 0,6

+ 2,1

+ 2,5

+ 0,9

+ 1,2

+ 1,2

+ 0,3

+ 0,0

  Staat

+ 2,3

+ 1,6

+ 0,2

- 0,6

- 1,1

- 0,7

+ 0,3

+ 0,2

+ 0,4

+ 0,2

Bruttoinvestitionen

- 2,5

+ 12,5

+ 2,8

+ 1,0

+ 7,7

- 4,6

- 6,6

- 7,3

- 9,8

- 5,3

  Bruttoanlageinvestitionen

+ 9,0

+ 6,7

- 0,2

+ 6,0

+ 7,8

- 4,7

- 7,2

- 6,5

- 10,0

- 5,6

    Ausrüstungen

+ 12,9

+ 19,2

+ 2,3

+ 12,4

+ 8,9

- 6,6

- 13,7

- 11,3

- 12,8

- 16,0

    Bauten

+ 4,7

- 2,6

- 1,9

+ 2,4

+ 7,2

- 3,8

- 3,5

- 3,5

- 7,7

+ 3,1

Exporte

+ 14,6

+ 14,1

+ 9,8

+ 10,6

+ 11,4

+ 2,8

+ 5,5

+ 2,6

- 3,7

+ 1,5

  Waren

+ 17,1

+ 15,9

+ 11,5

+ 10,0

+ 9,9

+ 4,2

+ 4,6

+ 2,8

+ 2,2

+ 1,8

  Dienstleistungen

+ 9,4

+ 10,1

+ 6,4

+ 11,8

+ 14,9

- 0,7

+ 7,2

+ 2,0

- 16,2

+ 1,0

Importe

+ 14,9

+ 13,3

+ 9,7

+ 7,5

+ 8,1

+ 2,4

+ 2,1

+ 1,4

- 6,9

- 3,4

  Waren

+ 10,5

+ 13,3

+ 8,0

+ 11,4

+ 9,8

+ 1,9

- 1,5

- 2,0

- 6,0

- 4,5

  Dienstleistungen

+ 28,5

+ 13,3

+ 13,5

- 0,4

+ 3,7

+ 3,6

+ 9,8

+ 9,1

- 9,4

- 0,7

Bruttoinlandsprodukt

+ 4,0

+ 4,4

+ 1,7

+ 2,0

+ 2,8

+ 0,9

+ 0,3

+ 0,1

+ 0,3

+ 0,4

Sachgütererzeugung

+ 8,9

+ 7,8

+ 5,7

+ 6,5

+ 6,0

+ 1,0

+ 0,3

- 3,0

- 1,2

+ 0,9

                     
 

Saisonbereinigt, Veränderung gegen das Vorquartal in %

                     

Bruttoinlandsprodukt real

+ 0,9

+ 0,9

+ 0,4

+ 0,4

+ 0,5

- 0,2

- 0,4

+ 0,2

+ 0,4

+ 0,6

 1)  Einschließlich privater Organisationen ohne Erwerbszweck.

Der kräftigste Impuls für das Wirtschaftswachstum kam vom Außenbeitrag. Zwar machte sich die internationale Konjunkturschwäche in einem geringen Anstieg der Exporte bemerkbar (II. Quartal real +1,5%); zugleich blieb aber – aufgrund der schwachen Binnennachfrage – der Import real um –3,4% unter dem Vorjahresniveau. Die Ausfuhr von Gütern nahm real um 1,8% zu, jene von Dienstleistungen um 1%; dabei wuchsen die Einnahmen aus dem internationalen Reiseverkehr um 4,9%. Die Einfuhr von Gütern schrumpfte real um 4,5%, insbesondere weil die Nachfrage nach Investitionsgütern im Inland gering war. Der Import von Dienstleistungen ging real um 0,7% zurück, die Reiseverkehrsimporte stiegen jedoch um 1,4%.

Nachdem die reale Wertschöpfung der Sachgüterproduktion sowohl im IV. Quartal 2001 als auch im I. Quartal 2002 gegenüber dem Vorjahr gesunken war, ergab sich im II. Quartal eine leichte Steigerung um 0,9%. Nach wie vor rückläufig war die reale Wertschöpfung in der Bauproduktion, jedoch fiel der Rückgang mit –1,9% bereits deutlich geringer aus als in den zwei Quartalen zuvor. Die schwache Entwicklung der privaten Konsumnachfrage und das gedämpfte Exportwachstum schlugen sich in einem realen Rückgang der Wertschöpfung des Handels um 0,3% nieder, nach einer Stagnation im Vorquartal. Auch im Kredit- und Versicherungswesen (–1,1%) sowie in der öffentlichen Verwaltung (–1,3%) lag die reale Wertschöpfung unter dem Vorjahresniveau.

Deutlich gesteigert wurde die reale Wertschöpfung im Bergbau (+4,7%) und im Energiewesen (+4,9%). Das Beherbergungs- und Gaststättenwesen weitete seine reale Wertschöpfung mit 3,2% kräftig aus, allerdings verlangsamte sich das Wachstum gegenüber den Vorperioden.

Tabellen und Graphiken zu den Presseaussendungen des WIFO finden Sie jeweils auf der WIFO-Website, http://titan.wsr.ac.at/wifosite/wifosite.search?p_typeid=98&p_language=1&p_type=0