19. Juli 2002 • Umwelt- und energierelevante Aspekte der Wohnbauförderung • Daniela Kletzan, Angela Köppl

Das WIFO analysiert in seinem jüngsten Monatsbericht die Effekte der Wohnbauförderung auf die durchschnittlichen Heizkosten der privaten Haushalte und leitet daraus Reformoptionen für das bestehende österreichische Wohnbauförderungssystem ab. Grundsätzliche Änderungen der Wohnbauförderung, z. B. in Hinblick auf eine Entlastung der öffentlichen Haushalte, werden nicht angesprochen.

Empirische Tests auf Basis der Daten der Konsumerhebung 1999/2000 machen statistisch signifikante Unterschiede zwischen den durchschnittlichen Heizkosten in geförderten und nichtgeförderten Wohnungen deutlich. Vor dem Hintergrund der Anreizregelungen für energieeffizientes Bauen und den Einsatz erneuerbarer Energieträger in den einzelnen Bundesländern können folgende Reformoptionen formuliert werden:

  • Angesichts der von den empirischen Ergebnissen bestätigten günstigen Wirkung der Anreizregelungen auf die durchschnittlichen Heizkosten in jenen Bundesländern, die schon länger Kriterien der Energieeffizienz in ihren Förderungsrichtlinien berücksichtigen, sollten Energieeffizienzkriterien in allen Bundesländern in die Vorschriften zur Wohnbauförderung aufgenommen werden. Gleichzeitig sollte auf die Übersichtlichkeit der Förderkriterien geachtet werden. Einzelne Bundesländer bieten neben der Grundförderung und optionalen Zuschlagsförderung zusätzliche Spezialprogramme an; für die Förderberechtigten können sich durch diese Struktur beträchtliche Informationskosten ergeben.
  • Eine Angleichung der Wohnbauförderungsrichtlinien der Länder (hin zum "Besten") könnte eine effiziente Nutzung der Wohnbauförderungsmittel zur Erreichung des Kyoto-Ziels unterstützen. Dabei wäre auszuloten, wie in den einzelnen Anreizregelungen Kyoto-relevante Zielvorgaben festgeschrieben werden können.
  • Die Anreizregelungen für den Sanierungsbau waren in der Vergangenheit überwiegend durch Einzelmaßnahmen geprägt. Da Sanierungsleistungen künftig an Bedeutung gewinnen werden, sollten die entsprechenden Regelungen zur Steigerung der Energieeffizienz ambitiöse Vorgaben setzen. Vor allem sollte Gesamtlösungen vor Einzelmaßnahmen (wie z. B. Heizkesseltausch) der Vorzug gegeben werden. Dass die Bestimmungen zur Energieeffizienz in den Bauordnungen nicht für den Sanierungsbau gelten, liefert den zusätzlichen Anreiz, die Mittelvergabe für den Sanierungsbau an strenge Energieeffizienzkriterien zu koppeln.
  • Ökonomische Anreize für energieeffizientes Bauen sollen beibehalten und weiterentwickelt werden. Gleichzeitig könnten für die Grundförderung Mindeststandards festgelegt werden, die strenger als jene der Bauordnung sind.
  • Der Anteil der monetären Förderung aufgrund von Energieeffizienzkriterien (Zuschlagsförderung) sollte schrittweise gesteigert werden: Je höher der optionale Anteil, desto größer die Motivation, in eine Steigerung der Energieeffizienz zu investieren.
  • Zusätzlich zur monetären Förderung sollten im Rahmen der Wohnbauförderung auch Mittel für "weiche" Maßnahmen wie Information und Beratung bereitgestellt werden. Häufig fehlt nämlich das Wissen über Potentiale zur Erhöhung der Energieeffizienz. Die Vergabe von Wohnbauförderungsmitteln könnte auch an eine verpflichtende Energieberatung gebunden werden, um Informationsdefizite der privaten Haushalte zu beseitigen und auch innovative Ansätze zu vermitteln.
  • Die wechselseitigen Anreizeffekte zwischen Nachfrage und Angebot sollen genutzt werden: Ambitionierte Energieeffizienzkriterien lösen die Entwicklung und Marktdurchdringung innovativer Technologien aus, die teilweise die Anforderungen übererfüllen. Eine Anpassung der Anreizregelungen an technologische Entwicklungen setzt somit einen dynamischen Innovationsanreiz.

Nähere Informationen entnehmen Sie bitte dem WIFO-Monatsbericht 7/2002!