4. Juni 2002 • Zu der Diskussion über die Resultate der vorläufigen regionalen volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung 2001 für Kärnten • Helmut Kramer

Das Institut legt regelmäßig im Mai eine vorläufige Berechnung des Bruttoregionalproduktes nach Bundesländern für das jeweils vorausgehende Jahr vor. Diese stützt sich auf die wichtigsten zu diesem Zeitpunkt verfügbaren Angaben aus der amtlichen Statistik. Sie bezieht die bereits vollständigen Jahreswerte für die Industrie- und Bauproduktion, für die Handelsumsätze, die Umsätze des Tourismus und die Fremden-Übernachtungen, Angaben über die Roherträge der Landwirtschaft sowie die vollständigen Daten über die Entwicklung des Arbeitsmarktes ein.

Dieser Indikator kann weder als Prognose noch als Manipulation abgetan werden. Diese vorläufige Rechnung weicht von den erst zwei Jahre später vorgelegten amtlichen Angaben durch Statistik Austria, die sich zusätzlich auf dann vorliegende Steuerstatistiken und Bilanzdaten für das (vorvorletzte) Jahr stützen können erfahrungsgemäß nicht so stark ab, dass sich die Grundaussagen verändern.

Er kann allerdings nicht als umfassende Diagnose der strukturellen Stärken oder Schwächen interpretiert werden. Auf ihr ist – ohne eine viel eingehendere Analyse – ein ausreichend fundiertes Urteil über Erfolge oder Misserfolge der Kärntner Wirtschaftspolitik ebenso wenig zu stützen wie ein "verheerendes Zeugnis" für jene des Bundeslandes Wien, wie dies gleichzeitig geschieht. Die vorläufige volkswirtschaftliche Gesamtrechnung nach Bundesländern ist ein rasch verfügbarer schlüssiger Indikator für kurzfristige und konjunkturelle Tendenzen der regionalen Wirtschaftsentwicklung.

Sie wird mit der größten möglichen Sorgfalt und selbstverständlich objektiv und nachvollziehbar erstellt. Das WIFO weist daher die schwerwiegende Anschuldigung der "Manipulation", im speziellen "gegen das Land Kärnten" in aller Form zurück. Es wäre höchst bedenklich, wenn hingenommen würde, dass die Vorlage von statistischen Daten in Österreich im Stil der Diskussion über Schiedsrichterleistungen auf der Fußball-WM kommentiert wird.

In den letzten Wochen sind mehrfach Äußerungen zitiert worden, wonach in einer Reihe von Aspekten die Entwicklung des Bundeslandes Kärnten im Vergleich zu anderen Bundesländern als "Aufholprozess" oder als "auf der Überholspur" gekennzeichnet wurde. Speziell wurden die Aufwendungen für neue Technologien und die Entwicklung der Kaufkraft genannt. Solche Feststellungen, die das WIFO nicht verifizieren kann, weil sie sich auf nicht amtliche Erhebungen zu stützen scheinen, würden nicht unbedingt im Widerspruch zu der Feststellung stehen, dass die Entwicklung der Kärntner Wirtschaft im Durchschnitt der Jahre seit 1995 – gestützt auf die amtlichen Daten – bis 1999 leicht unter dem österreichischen Durchschnitt lag und dass die vorläufigen Schätzungen für 2000 und 2001 eine Fortsetzung dieses relativ ungünstigen Trends annehmen lassen.