27. Mai 2002 • Konjunkturabschwächung in allen Bundesländern • Gerhard Palme

Das Jahr 2001 stand im Zeichen einer internationalen Konjunkturabschwächung, die sich auf die Regionalwirtschaft in allen Bundesländern auswirkte. Insbesondere in der zweiten Jahreshälfte kühlte die Konjunktur erheblich ab, im Jahresdurchschnitt wuchs die Wertschöpfung der österreichischen Wirtschaft um nur 0,8%. Nach Bundesländern waren die Wachstumsunterschiede gering.

Das Zurückbleiben der Ostregion war ausschließlich auf eine schwache Entwicklung der Wiener Wirtschaft zurückzuführen (Bruttowertschöpfung –0,2% gegenüber dem Vorjahr). Dagegen wurde im Burgenland das höchste Wachstum erzielt (+2,5%), und auch in Niederösterreich fiel das Jahresergebnis deutlich überdurchschnittlich aus. Allerdings war in Niederösterreich die Abkühlung in der zweiten Jahreshälfte beträchtlich. Im Westen und Süden Österreichs entwickelte sich die Wirtschaft ähnlich (+1,1% bzw. +1,0%), wenngleich auch hier die Ergebnisse nach Bundesländern variierten. In der Steiermark war die Dynamik (+1,4%) viel größer als Kärnten, das insbesondere in der zweiten Jahreshälfte von rezessiven Kräften betroffen war, sodass das Jahresergebnis das Niveau des Vorjahres nur geringfügig überstieg (+0,2%). Im Westen blieben Vorarlberg (+0,6%) und Salzburg (+0,5%) hinter der Entwicklung von Tirol (+1,4%) und Oberösterreich (+1,2%) zurück.

Das Muster des regionalen Konjunkturverlaufs wurde weitgehend durch die Entwicklung der Sachgüterproduktion bestimmt, die vom internationalen Abschwung besonders betroffen war und sich in der zweiten Jahreshälfte in allen Bundesländern abschwächte. Zwischen den Konjunkturphasen hat sich jedoch die Position der Bundesländer kaum verändert: Die Bundesländer mit einer geringeren Expansion der Sachgüterproduktion im Aufschwung verzeichneten im Abschwung einen überdurchschnittlichen Produktionsrückgang (insbesondere Wien, Kärnten). Umgekehrt wurde in Bundesländern mit zuvor starkem Aufschwung die Produktionsentwicklung weniger gedämpft (insbesondere im Burgenland). In den westlichen Bundesländern war die Industriekonjunktur trotz einer sehr engen Verflechtung mit der internationalen Wirtschaft stabiler als etwa in der Ostregion. Damit verbunden war eine Beschäftigungsstrategie, die auch in der zweiten Jahreshälfte eine Ausweitung der Industriearbeitsplätze um mehr als 1,5% erlaubte (ausgenommen in Vorarlberg). Im Gegensatz dazu wurde der Beschäftigtenstand von den Industrieunternehmen der Ostregion (wie auch in Kärnten und Vorarlberg) mit der Konjunkturabschwächung nicht weiter erhöht. In der Ostregion ging sogar im Technologiesektor die Beschäftigung zurück.

In den meisten Bundesländern durchlief die Bauwirtschaft eines der schlechtesten Jahre der letzten zwei Jahrzehnte. Ausgenommen waren Kärnten (Umsätze +2,8%), wo auch die öffentlichen Bauaufträge gesteigert wurden, und Oberösterreich (+0,4%). Besonders empfindlich brach die Bauproduktion in Wien und Salzburg ein.

In der Tourismuswirtschaft verlief das Jahr 2001 trotz ungünstiger Konjunkturbedingungen sehr erfolgreich (Übernachtungen +1,3%, Einnahmen +7,4%). Die österreichische Hotellerie gewann Marktanteile, weil die Angebotsverbesserungen in Qualitätsbetrieben fortgesetzt wurden und die Touristen angesichts der Verunsicherung bezüglich der Flugreisen nahe gelegene Ziele bevorzugten. Im Winter 2000/01 schnitten die intensiven Wintersportzentren Tirols und Salzburgs besonders gut ab. An die Dynamik im Winter kam die Sommersaison zwar nicht heran, dennoch wurden höhere Zuwächse als im Vorjahr erzielt. Vor allem für die Kärntner Seengebiete verlief die Sommersaison günstiger als in den Jahren zuvor. Die auf moderne Kurzurlaubssegmente (Wellness, Thermen, Radfahren usw.) spezialisierten Regionen (Steiermark, Ober- und Niederösterreich) setzten den Wachstumskurs der Vorjahre fort, lediglich im Burgenland wurde der Wachstumstrend unterbrochen. Im Städtetourismus hatten die internationale Konjunkturabkühlung und das Sicherheitsrisiko von Flugreisen (nach den Terroranschlägen vom September) eine Abschwächung zur Folge, die vor allem Wien betraf.

Abbildung 1: Bruttowertschöpfung 2001

Ohne Land- und Forstwirtschaft, zu Preisen von 1995, Veränderung gegen das Vorjahr in %

Q: WIFO. Vorläufige Schätzwerte.

Mit der Konjunkturabschwächung verschlechterte sich der Arbeitsmarkt in den meisten Regionen. In der Mehrzahl der Arbeitsamtsbezirke stieg die Zahl der Arbeitslosen beträchtlich (Österreich 2001 +4,9%). Die Arbeitslosenquote erhöhte sich in Österreich um 0,3 Prozentpunkte, sie betrug im Jahresdurchschnitt 6,1% (laut herkömmlicher Berechnungsmethode). Am größten war der Anstieg dabei in der Ostregion (zwischen +0,3 und +0,4 Prozentpunkte). Die höchste Arbeitslosenquote wiesen im Jahresdurchschnitt 2001 weiterhin die Bundesländer Wien (7,6%), Kärnten (7,6%) und Burgenland (8,2%) auf. Am geringsten blieb die Quote in den westlichen Bundesländern (insbesondere Oberösterreich 4,1%). Die Beschäftigung reagierte etwas verzögert auf die Konjunkturabschwächung, gegen Jahresende wurden aber bereits etwas weniger Arbeitsplätze als im Vorjahr angeboten. Von diesem Abbau waren insbesondere Männer betroffen, die Vollzeitarbeitsplätze in der Sachgüterproduktion und der Bauwirtschaft verloren. Im Jahresmittel beschränkte sich der Beschäftigungsrückgang auf Wien und Niederösterreich. In den meisten westlichen Bundesländern wuchs die Beschäftigung stärker als im Österreich-Durchschnitt.

Nähere Informationen entnehmen Sie bitte dem WIFO-Monatsbericht 5/2002!