23. Mai 2002 • Wirkung der weltweiten Wirtschaftsflaute in den MOEL begrenzt • Josef Pöschl

Die Wirtschaftsaktivitäten haben in den osteuropäischen Ländern gegen Ende 2001 viel von ihrer Dynamik eingebüßt. Die Exporte waren in den letzten Monaten 2001 (zu laufenden Preisen, auf Euro-Basis) kaum höher oder sogar geringer als Ende 2000. Ähnliche Stagnationstendenzen zeigten sich Ende 2001 in der Industrieproduktion, und die Wachstumsrate des BIP war in den meisten Ländern der Region im IV. Quartal 2001 deutlich niedriger als in den Quartalen zuvor.

Die Abkühlung des Konjunkturklimas mündete jedoch nirgends in eine Krise, und im Laufe des Jahres 2002 wird sich im Einklang mit der internationalen Entwicklung ein neuerlicher Aufschwung einstellen, der auch für 2003 prägend sein dürfte. In den meisten ostmitteleuropäischen Ländern (MOEL), die mit der EU in Beitrittsverhandlungen stehen, dürfte die Wirtschaft 2002 und 2003 um etwa 1 bis 2 Prozentpunkte stärker wachsen als in der EU. Die Ausnahme wird voraussichtlich Polen sein: Nach Jahren starker Expansion zeigt die Wirtschaft schon seit Anfang 2001 zusehends Stagnationstendenzen, deren Überwindung ein bis zwei Jahre in Anspruch nehmen dürfte.

Die Inflation wird sich in Osteuropa 2002 und 2003 weiter verlangsamen, aber doch durchwegs über dem westeuropäischen Durchschnitt verbleiben. Kaum verringern wird sich die Arbeitslosenquote, die in nur wenigen Ländern unter 10% liegt, in manchen sogar über 20%. In wirtschaftlich führenden MOEL – Polen, der Slowakei, Tschechien und Ungarn – ist ein Trend zur nominellen Aufwertung zu beobachten, auf den die Notenbanken sehr unterschiedlich reagieren: mit niedrigen Leitzinssätzen in Tschechien, mit nach wie vor hohen in Polen.

Seit in Osteuropa die Transformation der Wirtschaft begonnen hat, wächst der Handel mit Österreich kräftig. 2001 ging bereits knapp ein Sechstel der österreichischen Exporte nach Osteuropa. Auch die Importe nahmen stark zu, ohne jedoch die Überschüsse – insbesondere mit Ungarn, Kroatien und Slowenien – zu gefährden. Die Struktur der Importe Österreichs aus Osteuropa hat sich erheblich verändert, heute dominieren nicht mehr Roh- und Grundstoffe, sondern industrielle Fertigprodukte, wobei Maschinen und Transportmitteln besonderes Gewicht zukommt.

Übersicht 1: Prognose für 2002 und 2003

 

Bruttoinlandsprodukt1)

Verbraucherpreise2)

Arbeitslosenquote3)

Leistungsbilanz

 

2000

2001

2002

2003

2000

2001

2002

2003

2000

2001

2002

2003

2000

2001

2002

2003

 

Reale Veränderung gegen das Vorjahr in %

Veränderung gegen das Vorjahr in %

In %

In % des BIP

                                 

MOEL 74)

+3,5

+3,0

+2,0

+3,3

.

.

.

.

13,1

13,6

.

.

-5,1

-4,2

-4,6

-4,4

  MOEL 54)

+3,8

+2,4

+1,6

+3,0

.

.

.

.

13,3

14,6

.

.

-5,3

-3,9

-4,4

-4,2

    Tschechien

+2,9

+3,6

+3

+4

+3,9

+4,7

+3,9

+3,5

8,8

8,9

9,5

9

-5,6

-4,7

-4,2

-3,7

    Ungarn

+5,2

+3,8

+3,4

+4

+9,8

+9,2

+5,7

+4,5

8,7

8,0

8

8

-2,9

-2,1

-4,2

-4,3

    Polen

+4,0

+1,1

+0

+2

+10,1

+5,5

+4

+4

15,1

17,4

19

18

-6,3

-4,1

-4,5

-4,8

    Slowakei

+2,2

+3,3

+3

+4

+12,0

+7,3

+4

+7

17,9

18,6

17

16

-3,7

-8,8

-7,3

-4,9

    Slowenien

+4,6

+3

+3

+4

+8,9

+8,4

+6

+5

12,0

11,8

11

10

-3,4

-0,4

-1,0

-0,9

  Bulgarien

+5,8

+4

+4

+4

+10,3

+7,4

+4

+3

17,9

17,3

17

16

-5,9

-6,5

-5,4

-5,1

  Rumänien

+1,8

+5,3

+3

+4

+45,7

+34,5

+28

+20

10,5

8,6

9

8

-3,7

-5,9

-5,9

-5,8

                                 

Kroatien

+3,7

+4,1

+3

+4

+6,2

+4,9

+4

+3

22,3

23,1

22,5

21

-2,3

-3,1

-3,8

-4,0

Mazedonien

+4,6

-4,6

+0

+2

+10,6

+5,2

+5

+6

32,2

30,5

32

32

-3,0

-5,9

-7,4

-6,8

Bundesrepublik Jugoslawien5)


+6,4


+6,2


+4


+4


+85,6


+89,2


+30


+20


26,7


27,9


30


30


-13,0


-10,7


.


.

                                 

Russland

+9,0

+5,0

+3

+4

+20,8

+21,6

+20

+15

9,9

9,0

9

9

17,9

11,3

7,5

5,4

Ukraine

+5,9

+9,1

+4

+5

+28,2

+12,0

+15

+15

4,2

3,7

4

4

4,7

3,7

0,0

.

Q: WIIW. 2001: vorläufige Zahlen, 2002 und 2003: Prognose. –  1)  Bundesrepublik Jugoslawien: Bruttomaterialprodukt. –  2)  Kroatien, Mazedonien: Einzelhandelspreise. –  3)  Jahresendstand; Russland, Mazedonien: gemäß Labour-Force-Konzept (Mikrozensus), Jahresdurchschnitt. –  4)  Schätzung des WIIW. –  5)  Ohne Kosovo und Metohia.

Nähere Informationen entnehmen Sie bitte dem WIFO-Monatsbericht 5/2002!