8. Mai 2002 • Erholung der Industriekonjunktur – Noch keine Trendwende für Bauwirtschaft und Arbeitsmarkt • Markus Marterbauer

Im Zuge der Verbesserung der Stimmung der Weltwirtschaft erholt sich auch die Konjunktur in der heimischen Industrie. Der WIFO-Konjunkturtest vom II. Quartal zeigt eine deutliche Aufhellung der Produktionserwartungen. Die Inlandsnachfrage hingegen ist noch zurückhaltend. Die Beschäftigung liegt unter dem Niveau des Vorjahres, die Arbeitslosigkeit markant darüber.

Der WIFO-Konjunkturtest für das II. Quartal 2002 bestätigt die Konjunkturwende in der Industrie. Die Produktionserwartungen in der Sachgütererzeugung haben sich gegenüber dem Tiefpunkt im IV. Quartal 2001 (Saldo aus positiven und negativen Meldungen –2,7 Prozentpunkte) wesentlich belebt (II. Quartal +8,3 Prozentpunkte). Wie für den beginnenden Konjunkturaufschwung typisch hat sich das Geschäftsklima vor allem in der Herstellung von Vorprodukten (Eisenhütten, Gießereien) und Investitionsgütern (Maschinen- und Stahlbau, Elektrogeräte, Fahrzeuge) aufgehellt. Aktuelle Statistiken für Produktion und Nachfrage reichen bis Jahresbeginn; sie zeigen einen beträchtlichen Rückgang der Sachgütererzeugung im Jänner und Februar (Produktionsindex –5½%), während der Warenexport im Jänner (nominell +1¾%) und die Großhandelsumsätze im Durchschnitt von Jänner und Februar (real +¾%) das Niveau des Vorjahres leicht übersteigen.

Die Stimmung in der Weltwirtschaft hellt sich merklich auf. In den USA expandierte die Wirtschaft im I. Quartal dank umfangreicher Ausgaben der Konsumenten und des Staates wieder (nach europäischer Berechnung +1½% gegenüber dem I. Quartal des Vorjahres). Allerdings reichen der Anstieg der Industrieproduktion und die Kapazitätsauslastung noch nicht aus, um die Unternehmen zu einer Ausweitung ihrer Investitionen zu veranlassen. Dank des Konjunkturaufschwungs in den USA verbessert sich auch das Geschäftsklima in Europa. Unternehmen und Verbraucher schätzen die künftige Entwicklung erheblich günstiger ein als Ende des vergangenen Jahres. Gebremst wird die Erholung in Europa vor allem durch die anhaltende Schwäche der Konsum- und Baunachfrage in Deutschland.

Während in Österreich die Erholung der Konjunktur vom Export getragen wird, bleibt die Inlandsnachfrage noch sehr schwach. Darauf weist insbesondere der empfindliche Rückgang des Warenimports hin (IV. Quartal 2001 nominell –2¼%, Jänner –6¼%). Die Nachfrage der privaten Haushalte dürfte etwas ausgeweitet werden, auch weil die verfügbaren Einkommen wieder leicht zunehmen. Der Anstieg der Tariflöhne (+2,4%) lag im März um ½ Prozentpunkt über der Inflationsrate (1,9%). Der Einzelhandel verzeichnete zu Jahresbeginn einen Umsatzzuwachs von real +0,9%. Dies geht auch auf den Tourismus zurück, dessen Wintersaison ausgezeichnet verlief. Die Umsätze übertrafen das Vorjahresergebnis von November bis März um 7½%, die Nächtigungen um 3¼%.

Abbildung 1: Ergebnisse des WIFO-Konjunkturtests

Salden aus positiven und negativen Meldungen in % der befragten Unternehmen, saisonbereinigt

In der Bauwirtschaft zeichnet sich bislang noch keine Erholung der Produktion ab. Der jüngste WIFO-Konjunkturtest spiegelt allerdings eine erste Aufhellung der Stimmung wider. Die Baubeschäftigung liegt weiterhin deutlich unter dem Vorjahresniveau. Dies gilt auch für viele Bereiche der Industrie, in denen sich der Produktionseinbruch des vergangenen Jahres mit der bekannten Zeitverzögerung auf Beschäftigung und Arbeitslosigkeit überträgt. Eine Trendwende auf dem Arbeitsmarkt ist bislang nicht zu erkennen. Die Zahl der aktiv Beschäftigten ist in der Gesamtwirtschaft wesentlich niedriger als im Vorjahr (April –16.000), jene der Arbeitslosen deutlich höher (+40.000).

Nähere Informationen entnehmen Sie bitte dem WIFO-Monatsbericht 5/2002!