7. Mai 2002 • Makroökonomische Wirkungen energiesparender Sanierungsinvestitionen im Wohnbau • Margarete Czerny

Vor dem Hintergrund der Formulierung einer neuen Klimastrategie für Österreich rückt die thermische Wohnhaussanierung in das zentrale Interesse der Wohnungspolitik. Rund 40% des Gesamtenergieverbrauchs entfallen auf den Wärmeverbrauch in Gebäuden. Das größte Einsparungspotential liegt im "mittleren" Gebäudebestand, der in den Jahren 1945 bis 1980 errichtet wurde – das sind 1,48 Mio. Wohnungen, davon 743.000 in Ein- und Zweifamilienhäusern. Durch Maßnahmen zur thermischen Sanierung kann der spezifische Energieverbrauch je Quadratmeter in diesem Gebäudebestand um etwa die Hälfte reduziert werden.

Die Klimastrategie der österreichischen Bundesregierung sieht eine Steigerung der jährlichen thermischen Sanierungsrate von derzeit etwa 0,5% auf 2% des mittleren Gebäudebestands vor. Dadurch würde bis zum Jahr 2010 rund ein Viertel dieses Bestands an Wohnungen thermisch saniert. Das bedeutet eine Verringerung der CO2-Emissionen um durchschnittlich 0,8 Mio. t pro Jahr.

Zur Umsetzung dieses Ziels ist ein jährliches Investitionsvolumen von rund 530 Mio. € erforderlich. Das WIFO hat die gesamtwirtschaftlichen Effekte eines solchen Investitionsimpulses im Rahmen einer aktuellen Studie ermittelt. Demnach können 11.000 Arbeitskräfte zusätzlich jährlich beschäftigt werden, das Bruttoinlandsprodukt steigt um 0,4% und der Produktionswert der Bauwirtschaft um 1,4% (jeweils im Vergleich mit einem Szenario ohne den Impuls aus thermischen Sanierungsinvestitionen).

Gemäß der Konsumerhebung 2000 tätigen mehr als 9% der österreichischen Haushalte Wohnbauinvestitionen. Diese entfallen fast ausschließlich (97%) auf Ein- und Zweifamilienhäuser sowie Eigentumswohnungen. 38% der Haushalte investieren dabei in den Umbau oder die Sanierung. Die Analyse des WIFO nach Altersgruppen ergab, dass ab dem 30. Lebensjahr verstärkt Sanierungsinvestitionen getätigt werden. Unter den 30- bis 39-Jährigen führen 23%, in der Altersklasse der 40- bis 49-Jährigen 22% und in der Gruppe der 50- bis 59-Jährigen sogar ein Viertel (24%) Sanierungsinvestitionen durch. Haushalte mit jungem Haushaltsvorstand (bis 29 Jahre) tätigen nur zu 5% Sanierungsinvestitionen.

Um einen Beitrag zur Erreichung des Kyoto-Zieles (Verringerung der CO2-Emissionen um 13% bis 2008/2012) zu leisten, ist in Österreich insgesamt ein Volumen an thermischen Sanierungsausgaben von 5,1 Mrd. € erforderlich. Um dieses Investitionsvolumen zu realisieren, ist ein Umdenkprozess im Sinne einer Steigerung der Bereitschaft zu Sanierungsinvestitionen erforderlich. In Österreich spielen die Bausparkassen als Kreditgeber im privaten Ein- und Zweifamilienhausbau eine bedeutende Rolle. Sie können auch einen wesentlichen Beitrag zur Informationsvermittlung und zur Schwerpunktsetzung auf thermischer Wohnhaussanierung leisten. Eine verstärkte und gezielte Finanzierungsoffensive sowie das öffentliche Engagement, vermehrt Mittel der Wohnbauförderung in die thermische Sanierung zu lenken, würde die Erreichung des Kyoto-Ziels im Bereich der Wohnungswirtschaft unterstützen.