25. April 2002 • Wirtschaftswachstum im Jahresverlauf 2001 stetig verlangsamt • Marcus Scheiblecker

In den USA, in Japan und der EU verlor die Wirtschaftsentwicklung im Jahr 2001 merklich an Dynamik. Im Einklang damit kühlte sich auch in Österreich die Konjunktur deutlich ab. Nach einem Wachstum von 3% im Jahr 2000 wurde die gesamtwirtschaftliche Produktion 2001 real um nur mehr 1% ausgeweitet. Im 2. Halbjahr war das BIP sogar rückläufig.

Der private Konsum expandierte mit real +1,3% nur etwa halb so stark wie im Vorjahr. Die im Vergleich mit 2000 restriktivere Fiskalpolitik und der Anstieg der Verbraucherpreise dämpften die Zunahme der real verfügbaren Einkommen der privaten Haushalte. Aufgrund der Eintrübung der Wirtschaftsaussichten nahm auch die Investitionsbereitschaft der heimischen Unternehmen ab, die Ausrüstungsinvestitionen erhöhten sich um nur noch 1,2%. Das seit langem schwierigste Jahr verzeichnete die Bauwirtschaft: Zu der notwendigen Rückführung der Überkapazitäten im Wohnbau kam die sehr zurückhaltende Auftragsvergabe der öffentlichen Hand. Die Bauinvestitionen fielen real um 2,2% geringer aus als 2000 (Wohnbau –3,2%, Nichtwohnbau –1,4%).

Die Dynamik der Gesamtexporte blieb angesichts der internationalen Konjunkturabschwächung überraschend hoch, lag aber deutlich unter den Wachstumsraten des Vorjahres. Kräftig gesteigert wurde die Ausfuhr in die erdölproduzierenden Länder und nach Fernost. Die Ausfuhr von Waren nahm real um 4,6% zu, jene von Dienstleistungen um 7,4%. Die Einfuhr wuchs mit real +3,6% ebenfalls schwächer als 2000. Der Warenimport erhöhte sich um real 3,8%, die Dienstleistungseinfuhr um 3,1%. Das Leistungsbilanzdefizit verringerte sich im Jahr 2001 abermals, nach vorläufiger Rechnung von –5,7 Mrd. € auf –4,8 Mrd. €.

Rückläufig war 2001 vor allem die reale Wertschöpfung im Bauwesen (–2,7% nach +0,4% im Jahr zuvor) und in der öffentlichen Verwaltung (–1,7% nach +0,9%), aber auch die Produktion der Banken und Versicherungen nahm um knapp 1% ab. Die Schwäche des privaten Konsums sowie der Import- und Exporttätigkeit beeinträchtigte den Geschäftsgang des Handels, dessen reale Wertschöpfung stagnierte. In der Sachgütererzeugung verringerte sich der Zuwachs im Jahresverlauf immer weiter, im IV. Quartal lag die Produktion bereits unter dem Vorjahresniveau. Im Jahresdurchschnitt stieg die reale Wertschöpfung dank der günstigen Entwicklung im 1. Halbjahr um 1,5%. Eine beträchtliche Wertschöpfungssteigerung verzeichnete nur das Beherbergungs- und Gaststättenwesen, das von der kräftigen Nachfrage nach Tourismusleistungen profitierte.

Die Beschäftigung erhöhte sich aufgrund der Schwäche der Konjunktur um nur 0,4% gegenüber dem Vorjahr; dabei war erst gegen Jahresende eine Verlangsamung zu verzeichnen. Nach einem stetigen Rückgang in den vergangenen Jahren erhöhte sich die Arbeitslosenquote 2001 wieder auf 3,9% bzw. 6,1% nach AMS-Definition (nach 3,7% bzw. 5,8% im Jahr zuvor). Hauptverantwortlich war hier die Entwicklung in der Bauwirtschaft.

Die Inflationsrate beschleunigte sich in Österreich im Jahr 2001 abermals, auf 2,7%. In der ersten Jahreshälfte machten sich nach wie vor die hohen Energiepreise bemerkbar, und auch die Konsumentenpreise von Fleisch- und Milchprodukten stiegen aufgrund von BSE und Maul- und Klauenseuche erheblich. Nach einem Höchststand der Inflationsrate im Mai (3,4%) ließ der Preisdruck kontinuierlich nach, wenngleich der Abwärtstrend durch die kräftige Verteuerung von Agrarsaisonprodukten gebremst wurde. Zum Jahresende betrug der Anstieg im Jahresabstand nur mehr 1,9%, vor allem weil die Energiepreise nun wieder sanken. Der Harmonisierte Verbraucherpreisindex der EU wies für Österreich eine Jahresinflationsrate von 2,3% aus. Damit gehörte Österreich zu den preisstabilsten Ländern in der Euro-Zone.

Die Konsolidierungsbemühungen in den öffentlichen Haushalten ließen das Budgetdefizit des Gesamtstaates abermals deutlich zurückgehen. Nachdem im Jahr zuvor noch ein Fehlbetrag von 1,5% des nominellen BIP ausgewiesen worden war, konnte im Jahr 2001 nach vorläufigen Berechnungen gemäß Maastricht-Kriterium sogar ein leichter Überschuss von 0,1% erzielt werden. Angesichts der neu eingeführten Verzinsungspflicht auf Steuerrückstände beglichen viele Unternehmen nicht nur ihre Körperschafts- und Einkommensteuerschuld des vergangenen, sondern auch bereits des laufenden Jahres, sodass die Steuereinnahmen kräftig stiegen. Die stark einnahmenseitig gestaltete Sanierung des österreichischen Staatshaushalts erhöhte jedoch die Abgabenquote auf 45,9% (revidiert von 45,5%; +1,9 Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr).

Nähere Informationen entnehmen Sie bitte dem WIFO-Monatsbericht 4/2002!