25. März 2002 • Konjunkturbedingter Rückgang der Selbstfinanzierungskraft 2001. Cash-Flow und Eigenkapital der österreichischen Sachgütererzeugung • Michael Peneder, Michael Pfaffermayr

Die österreichische Sachgütererzeugung verzeichnete in der zweiten Hälfte des Jahres 2001 aufgrund der Nachfrageschwäche wichtigster Handelspartner eine markante Wachstumsdämpfung. Der Konjunkturrückgang schlug sich auch in einer Verringerung der Cash-Flow-Quote von 9,8% auf 9,6% nieder. Die Befragung der Vereinigung der Österreichischen Industrie unter 150 überwiegend großen Unternehmen bestätigt die Abschwächung der Selbstfinanzierungskraft der Unternehmen. Das ausgeprägte Eigenkapitaldefizit gegenüber dem europäischen Durchschnitt konnte in den neunziger Jahren verringert werden.

Die österreichische Sachgüterindustrie verzeichnete im 2. Halbjahr 2001 einen empfindlichen Konjunktureinbruch. Nach der jüngsten WIFO-Prognose vom Dezember 2001 ist für 2001 mit einem deutlich geringeren Zuwachs der Produktion (+1,8%) als im Jahr 2000 zu rechnen, als das reale Wachstum mit +7,3% überdurchschnittlich hoch war. Im harmonisierten EU-Konjunkturtest waren die Erwartungen hinsichtlich Produktion und Geschäftslage Anfang 2001 noch optimistisch; der Vertrauensindikator für die Sachgütererzeugung hatte im IV. Quartal 2000 seinen Höchstwert erreicht und war das gesamte Jahr 2001 hindurch rückläufig.

Die Kapazitätsauslastung sank im Verlauf des Jahres 2001 kontinuierlich und erreichte im Jänner 2002 mit 80,4% (–2 Prozentpunkte gegenüber dem Durchschnitt der letzten fünf Jahre) einen Tiefpunkt. Im WIFO-Konjunkturtest vom Jänner 2002 schätzen die Unternehmen die Situation jedoch wieder etwas optimistischer ein: Die in die Zukunft gerichteten Konjunkturindikatoren (speziell die Produktionserwartungen für die nächsten drei Monate) haben sich auf niedrigem Niveau stabilisiert und deuten auf einen unteren Wendepunkt hin. Wie in der jüngsten WIFO-Prognose angenommen, ist damit eine Verbesserung der Konjunktur ab dem 2. Halbjahr 2002 sehr wahrscheinlich.

Die Prognose für 2001 ergibt im Durchschnitt der Sachgütererzeuger eine Cash-Flow-Quote von 9,6%, nach 9,8% im Jahr 2000. In der Befragung der Vereinigung der Österreichischen Industrie melden die Unternehmen einen Rückgang von 11,4% auf 10%.

Im internationalen Vergleich für die neunziger Jahre entwickelte sich die Selbstfinanzierungskraft der österreichischen Sachgütererzeugung gut. Gemäß den aktuellsten internationalen Daten war die Ertragskraft der österreichischen Sachgütererzeugung 1999 zwar deutlich höher als in Deutschland, aber niedriger als im europäischen Mittel. Im Durchschnitt der neunziger Jahre lag die Cash-Flow-Quote der österreichischen Sachgütererzeugung um rund ½ Prozentpunkt unter dem Vergleichswert für zehn europäische Länder.

Zu Beginn der neunziger Jahre war der Sektor in Österreich noch von einem gravierenden Eigenkapitalmangel gekennzeichnet gewesen. Seither vollzog sich ein bemerkenswerter Aufholprozess. Mit 35,5% der Bilanzsumme lag die Eigenkapitalquote aber noch immer unter dem Durchschnitt der EU-Vergleichsländer (40,6%). Spitzenreiter sind hier die Niederlande mit mehr als 50% vor Spanien, Portugal und Finnland mit Werten zwischen 42% und 45%. Besser als in Österreich ist die Eigenkapitalausstattung der Sachgütererzeuger auch in Belgien, Dänemark und Frankreich.

Nähere Informationen entnehmen Sie bitte dem WIFO-Monatsbericht 3/2002!