18. Februar 2002 • Finanzdienstleistungen in der VGR: Die Versicherungswirtschaft • Thomas Url

Die Versicherungswirtschaft ist ein Wirtschaftsbereich mit im Jahresverlauf besonders stark schwankender Wertschöpfung. Dieses Muster entsteht weniger durch die vergleichsweise ruhige Entwicklung der Prämieneinnahmen, es wird vor allem durch den zufallsbedingten Eintritt von Schadenfällen bewirkt. In der laufenden Beobachtung der Wertschöpfung muss daher der hohe Anteil von Vermögensübertragungen zwischen den Versicherten an den gesamten Transaktionen der Versicherungswirtschaft berücksichtigt werden. Eurostat gibt für diesen Zweck ein genaues Verfahren vor und bereinigt die Zahlungsströme der Versicherungswirtschaft um Vermögensübertragungen.

Die Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung (VGR) beschreibt den Wert aller innerhalb eines Zeitraums in Österreich erzeugten Endprodukte und Dienstleistungen. Sie zeigt die wirtschaftliche Aktivität aus drei Blickwinkeln: der Produktion, der Verwendung und der Einkommensverteilung. Das Spiegelbild zum realwirtschaftlichen Teil ist die Gesamtwirtschaftliche Finanzierungsrechnung: Sie enthält die Forderungs- und Verschuldungspositionen einzelner Wirtschaftssektoren. Die Versicherungswirtschaft nimmt im realwirtschaftlichen Teil eine kleine und im finanzwirtschaftlichen Teil eine vergleichsweise große Rolle ein.

Die private Versicherungswirtschaft ist mit 1,5% der realen Wertschöpfung ein relativ kleiner Wirtschaftsbereich. Sie wird in der Klassifikation der Wirtschaftsaktivitäten (NACE) gemeinsam mit den Pensionskassen von Eurostat als eine eigene Zweistellergruppe (NACE 66) geführt. Der geringe Anteil an der Wertschöpfung entsteht durch das hohe Ausmaß an Vermögenstransfers zwischen den Versicherten. Der Großteil der eingezahlten Versicherungsprämien wird in Form von Leistungen wieder an geschädigte Haushalte oder Unternehmen ausgezahlt. In der Lebens- und in der Krankenversicherung erfolgt darüber hinaus ein Ansparvorgang, weil die Leistung in der Regel erst nach 10 oder mehr Jahren erfolgt. Wegen der hohen Veranlagungsvolumina ist die Versicherungswirtschaft ein besonders wichtiger Wirtschaftsfaktor in der volkswirtschaftlichen Finanzierungsrechnung.

Überdies hat die private Versicherungswirtschaft eine bedeutende Rolle in der Absicherung privater Risken: Etwa ein Drittel der versicherten individuellen Risken wird durch private Versicherungsunternehmen gedeckt (Übersicht 1). Wenn man das Risiko "Arbeitslosigkeit" (privat kaum versicherbar) in die Berechnung einschließt, beträgt der Anteil der Risikodeckung durch die private Versicherungswirtschaft 28%.

Übersicht 1: Die Rolle der Versicherungswirtschaft in Österreich im Jahr 2000
 

Gesamtwirtschaft

Privatversicherungen

 

Zahl

Anteile in %

       

Unselbständig Beschäftigte

4,609.719

31.589

0,7

       
 

Mio. €

       

Wertschöpfung, real

186.516

2.744

1,5

Abgegrenzte Prämien

42.944 1)

13.254

30,9

Einschließlich Beiträge in die Arbeitslosenversicherung

46.653 1)

13.254

28,4

Aufwendungen für Versicherungsfälle

43.333 2)

9.836

22,7

Geldvermögensbildung3)

1,138.797

54.257

4,8

Wertpapiere4)

184.177

17.464

9,5

Kredite und Darlehen4)

336.962

11.412

3,4

Beteiligungspapiere4)

199.960

20.245

10,1

Q: Bundesministerium für Finanzen, Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger, Statistik Austria, WIFO-Berechnung. –  1)  Einnahmen der Sozialversicherung ohne Bundesbeitrag, Prämieneinnahmen der Pensionskassen und der privaten Versicherungsunternehmen. –  2)  Leistungen der Sozialversicherung, der Pensionskassen und der privaten Versicherungsunternehmen. –  3)  Vorläufige Werte. –  4)  Vorläufige Werte, einschließlich Investmentzertifikate.

Nähere Informationen entnehmen Sie bitte dem WIFO-Monatsbericht 2/2002!