15. Februar 2001 • Zurückhaltende Investitionspläne der Unternehmen für 2002 . Ergebnisse des WIFO-Investitionstests vom Herbst 2001 • Robert Wieser, Gerhard Schwarz, Margarete Czerny

Die jüngste WIFO-Investitionsbefragung unter Unternehmen der Sachgütererzeugung, Bauwirtschaft, Elektrizitätsversorgung, Verkehrs- und Versorgungsbetriebe sowie Sondergesellschaften lässt für 2002 einen leichten Rückgang der Investitionen um 0,1% erwarten. Gering ist die Investitionsbereitschaft der Sachgütererzeuger, sie wollen ihr Investitionsvolumen 2002 gegenüber 2001 um 2,0% kürzen. Einschließlich der in der Umfrage nicht erfassten Bereiche (wie Dienstleistungen, öffentlicher Sektor) werden die Bruttoanlageinvestitionen 2002 nach der jüngsten WIFO-Prognose real um nur 0,3% zunehmen.

Die Schwäche der internationalen Konjunktur hemmte die Entwicklung der Warenausfuhr im Jahresverlauf 2001 zunehmend. Nach einer Verlangsamung der realen Zuwächse in den ersten drei Quartalen (+10%, +6% und +3¾%) dürfte der Export im IV. Quartal sogar stagniert haben. Verantwortlich dafür ist die gleichzeitige Dämpfung der Konjunktur in den USA, in Asien und Europa. Maßgebend ist aber insbesondere die anhaltende Konjunkturschwäche in Deutschland, Österreichs wichtigstem Handelspartner.

Die Sachgütererzeugung expandierte im Jahr 2001 aufgrund der geringen Exportnachfrage mäßig. Im EU-Vergleich rangiert Österreich mit einer Produktionssteigerungsrate von real 1,8% im Mittelfeld. Die Umsätze der Sachgütererzeuger erhöhten sich um 3,3%, für 2002 wird eine Steigerung von 3,4% erwartet (nach +9,9% im Jahr 2000). Der WIFO-Konjunkturtest vom Jänner 2002 deutet aber auf keine weitere Verschlechterung im Konjunkturbild der heimischen Industrieunternehmen hin. Die Einschätzung der Unternehmen zur künftigen Nachfrage- und Geschäftslage weist wieder leicht nach oben. Auch in der Beurteilung der Auftragslage zeichnet sich eine Trendumkehr ab, der Saldo aus optimistischen und pessimistischen Antworten ist zuletzt leicht gestiegen. Die Talsohle dürfte damit in den letzten Wochen erreicht worden sein. In der EU schätzen die Unternehmen der Sachgütererzeugung die Konjunkturaussichten zum Jahresende noch verhalten ein. Der Vertrauensindikator der Industrie ist bereits seit 18 Monaten rückläufig; der Rückgang war allerdings im November (–2 Punkte) geringer als im Oktober (–4 bis –5 Punkte).

Nach einer kräftigen Ausweitung im Jahr 2000 (+16%) dürften die nominellen Investitionen in der Sachgütererzeugung mit +9,3% (7,47 Mrd. € gegenüber 6,83 Mrd. € 2000) deutlich stärker gewachsen sein, als in der Frühjahrsbefragung angenommen wurde. Besonders rege Investitionsaktivitäten meldeten die Kraftfahrzeughersteller (+48,8%) und die Investitionsgüterproduzenten (+46,7%). Vor allem die Unternehmen der Investitionsgüterindustrie revidierten ihre Pläne gegenüber dem Frühjahrstest 2001 erheblich nach oben. Dort dürften einige Großprojekte angesichts der ungünstigen Konjunkturaussichten zunächst aufgeschoben, im Laufe des Jahres aber doch in Angriff genommen worden sein. Auch die Hersteller dauerhafter Konsumgüter sowie die Nahrungs- und Genussmittelindustrie haben ihre Pläne nach oben revidiert.

Abbildung 1: Vertrauensindikator der Industrie im europäischen Vergleich

Salden aus optimistischen und pessimistischen Antworten in % aller Meldungen, saisonbereinigt, mittelwertbereinigt

Q: EU-Kommission, DG-ECFIN.

Die Bauwirtschaft verzeichnete im Jahresdurchschnitt 2001 einen empfindlichen Produktionsrückgang um real 3%. Wegen der anhaltenden Nachfrageschwäche (insbesondere im Wohnungsbau) dürften die Bruttoanlageinvestitionen deshalb mit 635,2 Mio. € um 5% unter dem Vorjahresniveau gelegen sein. Bereits im Jahr 2000 waren die Investitionen im Vorjahresvergleich um 4,6% gesunken. Unter der Annahme, dass sich die Bauwirtschaft im Laufe des Jahres 2002 kaum erholt, der Produktionsrückgang aber durch das "Konjunkturpaket" gemildert wird, könnten die Bruttoanlageinvestitionen 2002 597,1 Mio. € betragen, nominell um 6% weniger als 2001.

In der Elektrizitätswirtschaft setzt sich der Trend rückläufiger Investitionen auch 2001 fort. Die Unternehmen dürften 548 Mio. € investiert haben, um 24,8% weniger als im Jahr 2000. Für 2002 wird jedoch ein Wachstum von 8,6% erwartet. Die Verkehrs- und Versorgungsunternehmen planen heuer eine Kürzung des Investitionsvolumens um 18% gegenüber 2001.

Nähere Informationen entnehmen Sie bitte dem WIFO-Monatsbericht 2/2002!