2. Februar 2002 • Erste Hinweise auf eine Konjunkturerholung • Markus Marterbauer

Unternehmensbefragungen deuten für den Basissektor und die technische Verarbeitung auf eine Erholung der Konjunktur in Österreich hin. Dies deckt sich mit der Verbesserung der Stimmungsindikatoren in den USA und der EU. Für die Bauwirtschaft zeichnet sich keine Aufhellung ab, allerdings ist die Auftragslage im Tiefbau deutlich günstiger als im Hochbau. Die Situation auf dem Arbeitsmarkt bleibt besorgniserregend – der Verlust an Arbeitsplätzen beschleunigt sich, und die Zahl der Arbeitslosen liegt weiterhin markant über dem Niveau des Vorjahres.

Der WIFO-Konjunkturtest für das I. Quartal 2002 gibt einen ersten Hinweis auf eine Erholung der Industriekonjunktur. Die Produktionserwartungen der Sachgütererzeuger, die sich seit dem II. Quartal 2000 kontinuierlich verschlechtert hatten, weisen nun erstmals wieder einen leichten Anstieg gegenüber dem Vorquartal auf. Während die Unternehmen im Basissektor und in der technischen Verarbeitung zuversichtlicher sind, rechnen die Bauzulieferer und die Hersteller traditioneller Konsumgüter noch mit keiner Aufwärtsentwicklung.

Dies deutet darauf hin, dass ein Konjunkturwendepunkt im exponierten Sektor der österreichischen Volkswirtschaft im I. Quartal eintreten könnte, und entspricht im Wesentlichen den Erwartungen, die der Dezember-Prognose des WIFO zugrunde lagen. Konkrete Zahlen für Produktion und Nachfrage reichen bis Oktober und November vergangenen Jahres und zeigen die Sachgütererzeugung und die Großhandelsumsätze deutlich im Minus, während sich die Exportzunahme beträchtlich abschwächt. Angesichts der beginnenden Aufhellung der Stimmung in den USA und in Europa könnte aber auch bei den heimischen Unternehmen Zuversicht aufkeimen.

In den USA stagnierte das BIP im IV. Quartal (saisonbereinigte Jahresrate real +0,2%). Dabei lieferten insbesondere Autokäufe, die durch starke Preisnachlässe veranlasst sind, und ein starkes Wachstum der öffentlichen Ausgaben (+9%) Impulse. Die Indikatoren zeigen eine Erholung der Stimmung von Unternehmen und Verbrauchern gegenüber den niedrigen Werten von September und Oktober. Gemäß den Konjunkturumfragen der EU verbesserte sich das Vertrauen von Industrie und Verbrauchern in Frankreich, Schweden und Irland ausgeprägter als in den anderen EU-Ländern. Nur in Großbritannien brach die Unternehmerstimmung ein. In Deutschland weist der ifo-Geschäftsklimaindex auf eine Erholung im exponierten Sektor hin. Die Wirtschaft leidet allerdings unter der anhaltenden Schwäche der Binnennachfrage.

Während in Österreich Sachgütererzeugung und Export im Herbst 2001 noch von der Konjunkturschwäche gekennzeichnet waren, verzeichnete der Tourismus nach der erfolgreichen Sommersaison auch zu Beginn des Winters markante Zuwächse: Die Umsätze übertrafen das Vorjahresniveau im November und Dezember um gut 7%, die Nächtigungen um 5%.

Die Binnennachfrage hingegen zeigt sich schwach. Die Einzelhandelsumsätze gingen preisbereinigt im III. Quartal und im November um 1½% zurück. Unter Ausschaltung des volatilen Nahrungsmittelbereichs wuchsen sie nur leicht. Ungünstig entwickelt sich die Nachfrage nach dauerhaften Konsumgütern, vor allem Kfz. Der nominelle Produktionswert der Bauwirtschaft blieb im September um 7% unter dem Niveau des Vorjahres. Dies schlägt sich in einem Einbruch der Baubeschäftigung und einem empfindlichen Anstieg der Arbeitslosigkeit nieder, der sich in den Wintermonaten beschleunigt hat. Der WIFO-Konjunkturtest lässt für den Tiefbau aufgrund der geplanten merklichen Steigerung der Infrastrukturausgaben im laufenden Jahr eine Erholung erwarten, im Hochbau ist angesichts der Sättigung im Wohnungs- und Bürobereich mit keiner Entlastung zu rechnen. Die Arbeitsmarktlage dürfte sich in der Bauwirtschaft weiter verschlechtern.

Abbildung 1: Ergebnisse des WIFO-Konjunkturtests

Salden aus optimistischen und pessimistischen Meldungen in % der befragten Unternehmen, saisonbereinigt

Auf dem Arbeitsmarkt spiegelt sich die Konjunkturschwäche des 2. Halbjahres 2001 mit den bekannten Zeitverzögerungen. Das Wachstum der Arbeitskräftenachfrage verringerte sich in den letzten Monaten stetig, und im Jänner ging die Zahl der unselbständig Beschäftigten (ohne Präsenzdiener und Karenzgeldbezieher) gegenüber dem Vorjahr bereits deutlich zurück (–11.000). Besonders hoch sind die Arbeitsplatzverluste neben der Bauwirtschaft auch in einigen Industriebereichen (Textilien, Bekleidung, Holz, Papier, Möbel) sowie bei Verkehrs- und Telekom-Unternehmen und im öffentlichen Dienst. Die Arbeitslosigkeit steigt seit Mai 2001 und lag im Jänner mit 298.000 um 40.000 über dem Niveau des Vorjahres. Die saisonbereinigte Arbeitslosenquote laut Eurostat erreichte 4,3% der Erwerbspersonen.

Der Preisauftrieb ließ im Dezember merklich nach, vor allem aufgrund des Rückgangs der Energiepreise. Gleichzeitig war eine starke Verteuerung von Gesundheitsleistungen, Nahrungsmitteln und Getränken zu beobachten. Der Anstieg des Harmonisierten Verbraucherpreisindex betrug zu Jahresende 1,8% gegenüber dem Vorjahr (VPI +1,9%). In mehreren europäischen Ländern beschleunigte sich der Preisauftrieb von Dezember auf Jänner erheblich (Aussagen für Österreich können erst Ende Februar getroffen werden).

Nähere Informationen entnehmen Sie bitte dem WIFO-Monatsbericht 2/2002!