18. Dezember 2001 • Preisentwicklung und die Einführung des Euro • Wolfgang Pollan

Die Vorbereitungsarbeiten zur Einführung des Euro als Bargeld fielen in einen Zeitraum relativ starker Teuerung und ließen die Öffentlichkeit befürchten, dass die Währungsumstellung zum Anlass für Preiserhöhungen genommen werde. Eine vorläufige Abschätzung des Einflusses der Euro-Einführung auf das Preisniveau ergibt jedoch keine Hinweise, dass die Umstellung des Bargeldes von Schilling auf Euro eine Preiswelle ausgelöst hätte.

Die Beschleunigung der Inflation in der Euro-Zone sowie in Österreich seit Ende 1999 ist hauptsächlich auf außenwirtschaftliche Faktoren zurückzuführen. Die starke Verteuerung der Rohstoffe (Rohöl) sowie der Wertverlust des Euro (und des Schillings) gegenüber dem Dollar schlagen sich über die Einfuhrpreise in der Inflationsrate auf der Konsumentenstufe nieder – zuerst direkt in einem erheblichen Anstieg der Energiepreise und mit einiger Verzögerung über die erhöhte Kostenbelastung der heimischen Verarbeiter von Rohstoffen in höheren Preise von Waren und Dienstleistungen (Industriegüter und Transportleistungen wie Bus- und Flugreisen).

Auch die Verteuerung der Nahrungsmittel, die in der gesamten EU zu verzeichnen ist, trug erheblich zum Anstieg der Inflationsrate bei. Obst und Gemüse verteuerten sich als Folge schlechter Ernten, Fleisch im Gefolge der Probleme in der europäischen Landwirtschaft (BSE-Krise, Maul- und Klauenseuche); davon dürfte freilich auch das Angebot an Molkereiprodukten betroffen sein.

Der laufende Preisauftrieb hält sich somit durchaus in jenem Rahmen, der durch die Verteuerung der Rohstoffe, die Schwäche des Euro, die Angebotsbeschränkungen auf dem Agrarmarkt sowie den Anstieg der Lohnkosten abgesteckt wird.

Befürchtungen, dass die Währungsumstellung zur Teuerung beitragen könnte, betreffen insbesondere jene Waren und Dienstleistungen, für welche die Anbieter üblicherweise runde bzw. gebrochene (psychologische) Preise setzen. Sensible Bereiche in dieser Hinsicht sind vor allem Nahrungsmittel und Güter des täglichen Bedarfes. Diese Problematik gilt allerdings für erheblich weniger als die Hälfte der im Warenkorb des Verbraucherpreisindex erfassten Positionen (gewichtet mit den Ausgabenanteilen).

Eine Analyse der Preisentwicklung von Nahrungsmitteln, von Speisen und Getränken in Restaurants und Cafés sowie von Industriewaren lässt im Durchschnitt dieser Warengruppen keine außerordentlich starken Preiserhöhungen erkennen, wenngleich dies in Einzelfällen durchaus zutreffen mag.

Dieser Befund wird durch detaillierte Vergleiche der Preisentwicklung in Österreich, Deutschland und der Schweiz bestätigt. Freilich sind in den einzelnen Warengruppen gewisse Abweichungen zwischen den drei Ländern zu beobachten. Im Allgemeinen gleichen einander die Abweichungen nach oben oder unten jedoch aus, und die Preisentwicklung in Österreich entspricht durchaus jener in den Vergleichsländern. In jenen Bereichen, in denen Unterschiede in der Preisentwicklung zu beobachten sind, sind diese bereits seit mehr als einem Jahr erkennbar; dies legt es nahe, die Unterschiede nicht der Umstellung auf die neue Währung, sondern anderen Faktoren zuzuschreiben.

Nähere Informationen entnehmen Sie bitte dem WIFO-Monatsbericht 12/2001! Das WIFO stellt auf der Website "Euro-Monitoring" (http://www.wifo.ac.at/euromonitoring/index.html) kostenlos aktuelle Informationen zum Thema "Euro-Umstellung" zur Verfügung.