3. Dezember 2001 • Krise in der Bauwirtschaft – Leichte Erholung erst 2003 erwartet • Margarete Czerny

Die Bauwirtschaft ist jener Wirtschaftssektor, der vom derzeitigen Konjunktureinbruch am stärksten betroffen ist. Die realen Bauinvestitionen werden heuer um 3% und im Jahr 2002 neuerlich um 2% zurückgehen. Erst 2003 könnte sich die Bauwirtschaft mit einem geringfügigen Wachstum von 1% stabilisieren.

Im Jahr 2001 wird in Österreich ein Rückgang der realen Bauproduktion von 3% und im Jahr 2002 von 2% erwartet. Dies geht vor allem auf den Einbruch im Wohnungsneubau, die Verringerung der Umsätze im Nichtwohnbau, aber auch auf zurückhaltenden Vergaben von Infrastrukturprojekten der öffentlichen Hand zurück. Erst im Jahr 2003 könnte sich – aufgrund von verstärkten Infrastrukturinvestitionen – die Baukonjunktur etwas stabilisieren, das Wachstum würde 1% erreichen.

Die nominelle Bauproduktion war zu Anfang 2001 unterstützt durch das milde Winterwetter recht günstig, im Frühjahr setzte allerdings eine rasante Talfahrt ein, im II. Quartal 2001 kam es dann bereits zu einem markanten Rückgang von 5,7%, der sich im 2. Halbjahr fortsetzt. Einen so steile Talfahrt hatte die österreichische Bauwirtschaft in den letzten 15 Jahren nicht mehr zu verzeichnen.

Die vorauseilenden Stimmungsindikatoren aus dem WIFO-Konjunkturtest für die Bau- und Wohnungswirtschaft lassen wenig Hoffnung auf eine baldige Wende aufkommen. Sowohl die Auftragsbestände als auch die künftige Geschäftslage werden negativ eingeschätzt. Im Hochbau melden die Unternehmen sehr ungünstige Aussichten, die Tiefbauunternehmen sind weniger pessimistisch.

Starker Rückgang im Wohnungsneubau

Die reale Produktion ist im Wohnungsneubau schon seit 1999 rückläufig; 2001 erlitt der Sektor verstärkte Einbußen (–9%), für 2002 wird ein weiterer Rückgang um 6% prognostiziert. 2003 ist mit einer Abflachung auf –2% zu rechnen. Das damit erreichte niedrige Niveau der Neubauproduktion könnte sich dann stabilisieren.

Die Ursachen dieses drastischen Rückgangs liegen hauptsächlich in den Überkapazitäten, die im Boom der neunziger Jahre entstanden sind. Im Jahr 2000 wurden 54.000 Wohnungen fertiggestellt, bereits um rund 5.000 Einheiten weniger als im Jahr zuvor. Diese sinkenden Tendenz wird bis 2003 anhalten: 2001 könnten 49.000 Wohnungen, im Jahre 2002 45.000 und 2003 nur noch rund 43.000 Wohnungen fertiggestellt werden.

Auch die Zahl der Baubewilligungen geht drastisch zurück. Nach rund 65.000 bis 66.000 Wohnungen in den Boomjahren 1995/96 wurden im Jahre 2000 nur noch 41.500 Einheiten bewilligt. Im Jahr 2003 wird mit rund 37.000 Wohneinheiten voraussichtlich die Talsohle erreicht.

Der Bürobauboom der vergangenen Jahre dürfte 2001/02 zu Ende gehen. Angesichts der unsicheren Wirtschaftslage schieben die Unternehmen Investitionsentscheidungen auf. Die reale Produktion dürfte in der Folge im gesamten Nichtwohnbau um rund 4% pro Jahr schrumpfen; im Jahre 2003 könnte sich der Rückgang durch die erwartete Belebung der Gesamtwirtschaft auf –1% abschwächen.

Im Tiefbau ist die Situation in Österreich derzeit von einer starken Investitionszurückhaltung der öffentlichen Hand geprägt. Der Nachholbedarf an Infrastrukturinvestitionen ist jedoch groß: Anfang 2002 soll ein neuer Generalverkehrsplan vorgelegt werden, der dem Tiefbau mittelfristig starke Impulse geben wird.

Abbildung 1: Perspektiven des realen Bauvolumens in Österreich

Index 1995 = 100

Q: WIFO, Euroconstruct. – *  Prognose.

2001 ist mit einem Rückgang der realen Verkehrsinvestitionen um 0,3% zu rechnen, nach –4½% im Jahr 2000. Die Schwäche der Bautätigkeit für die Verkehrsinfrastruktur vor allem der Länder und Gemeinden wird heuer durch verstärkte Investitionen im sonstigen Tiefbau, insbesondere im Wasserwirtschaftsbau (die Erhöhung des Fördervolumens im Jahre 2000 wird 2001 bauwirksam) kompensiert, sodass für den gesamten Tiefbau im Jahre 2001 mit einem geringfügigen realen Wachstum von 1½% zu rechnen ist. Durch eine beschleunigte Auftragsvergabe in der Verkehrsinfrastruktur könnte sich die Rate 2002 auf etwa 2% erhöhen. Im Jahr 2003 werden die Infrastrukturaktivitäten mit etwa +3% wieder kräftiger expandieren, sobald die geplanten Großprojekte im Straßen- und Bahnbau realisiert werden.

Abbildung 2: Zahl der bewilligten und fertiggestellten Wohnungen in Österreich

Q: Statistik Austria. – *  Prognose

Abbildung 3: WIFO-Prognose für die realen Bauinvestitionen nach Sparten 2001 bis 2003

Veränderung gegen das Vorjahr in %

Q: WIFO, Euroconstruct.

Abbildung 4: Bauprognose für Österreich 2001 bis 2003

Reale Bauinvestitionen, Veränderung gegen das Vorjahr in %

Q: WIFO, Euroconstruct.