23. Oktober 2001 • Schadenversicherung dämpft 2000 Ertragslage der Versicherungswirtschaft • Thomas Url

Das Prämienwachstum der privaten Versicherungswirtschaft schloss 2000 an das erfolgreiche Vorjahr an, abermals verzeichneten alle Versicherungsabteilungen eine Umsatzsteigerung. Nach wie vor ist die Lebensversicherung der Motor der Branche. Mit einem Prämienzuwachs von einem Achtel wurde der Anteil der Prämieneinnahmen aus dem Lebensversicherungsgeschäft auf nahezu 41% gesteigert. Die Rahmenbedingungen der privaten Versicherungswirtschaft waren im Jahr 2000 ähnlich wie im Vorjahr durch das hohe Bedürfnis privater Haushalte nach kapitalgedeckten Vorsorgeprodukten, den immer noch beachtlichen Renditeabstand von Lebensversicherungsprodukten zu alternativen Ertragsmöglichkeiten auf dem Anleihemarkt, die Stagnation im Krankenversicherungsgeschäft und den scharfen Wettbewerb in der Schadenversicherung geprägt.

Trotz der guten Umsatzentwicklung hatte eine deutliche Zunahme der Leistungen im Bereich der Schadenversicherung eine Verschlechterung der Ertragslage in der privaten Versicherungswirtschaft zur Folge. Diese Entwicklung wurde durch einen weiteren Effekt der Steuerreform verstärkt: Die Bildung von Schwankungsrückstellungen war rückwirkend für das Jahr 2000 nur mehr zu 50% steuerlich vom Ertrag absetzbar. Rückstellungen für noch nicht abgewickelte Versicherungsfälle und die sonstigen versicherungstechnischen Rückstellungen werden zu nur mehr 80% steuerlich anerkannt. Dies verschlechtert die Ertragslage der Versicherer. Das versicherungstechnische Ergebnis verringerte sich in der Schaden-Unfallversicherung trotz der guten Prämienentwicklung weiter von –5,4 Mrd. S (1999) auf –8,2 Mrd. S (2000). Dieser Verlust übertrug sich in das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit der Gesamtbranche und verursachte eine Schmälerung um 2 Mrd. S auf 3,03 Mrd. S (2000).

Übersicht 1: Renditen der versicherungswirtschaftlichen Kapitalanlagen

 

Sekundärmarktrendite Bund

Lebensversicherung

Krankenversicherung

Schaden- und Unfallversicherung

 

In %

         

1995

6,5

8,2

6,6

5,3

1996

5,3

7,9

6,5

5,7

1997

4,8

8,0

6,6

5,9

1998

4,3

7,7

6,2

4,4

1999

4,1

7,3

5,6

6,7

2000

5,3

7,3

6,6

6,8

Q: Bundesministerium für Finanzen, WIFO-Berechnungen.

Unter diesen Umständen wird ein gutes Asset-Liability-Management in der österreichischen Versicherungswirtschaft immer wichtiger. Die Entwicklung der Rendite versicherungstechnischer Kapitalanlagen in der Schaden-Unfallversicherung zeigt, dass die Ertragskraft der Versicherer 2000 zunahm (Übersicht 1). Es bleibt abzuwarten, ob dadurch die Liquidität der Versicherer im Fall gehäufter Schäden gefährdet wird. Insgesamt gelang der österreichischen Versicherungswirtschaft 2000 eine erstaunliche Fortsetzung der erfolgreichen Veranlagungsergebnisse des Vorjahres. Mit 7,3% konnte trotz Ausweitung des Aktienanteils und allgemeinen Kursrückgangs die Rendite versicherungstechnischer Kapitalanlagen in der Lebensversicherung konstant gehalten werden. Der positive Abstand zur Sekundärmarktrendite für österreichische Bundesanleihen verringerte sich allerdings um 1,2 Prozentpunkte.

Nähere Informationen entnehmen Sie bitte dem WIFO-Monatsbericht 10/2001!