12. September 2001 • Rückgang der Bauproduktion verstärkt Konjunkturabschwung • Ewald Walterskirchen

Der Einfluss der internationalen Konjunkturabschwächung auf Exporte und Investitionen wird in Österreich durch den Rückgang der Bauproduktion verschärft: Die Bauumsätze blieben im April und Mai real um rund 8% unter dem Vorjahresniveau.

Die heimische Sachgüterproduktion hielt bis zum Frühjahr der internationalen Konjunkturabschwächung stand, seither ist sie davon deutlich in Mitleidenschaft gezogen. Im II. Quartal stagnierte der Produktionsindex auf dem Vorjahresniveau (nach +6% im I. Quartal). Exporte und Investitionen haben ihre Dynamik verloren.

In der Bauwirtschaft ist die Konjunkturlage jedoch wesentlich ungünstiger als in der Sachgüterproduktion. Im Zeitraum April/Mai sank der Produktionswert des Hoch- und Tiefbaus im Vorjahresvergleich nominell um 6½%, real um etwa 8%. Besonders dramatisch war die Entwicklung im Wohnungs- und Siedlungsbau (–14½%), auch im Tiefbau gingen die Umsätze zurück. Die Arbeitsmarktdaten bestätigen die ausgeprägte Abwärtstendenz der Baukonjunktur: Im II. Quartal wurden um 14.000 Arbeitskräfte weniger in der Bauwirtschaft beschäftigt als im Vorjahr, die Arbeitslosigkeit stieg (+3.000).

Die vorauseilenden Stimmungsindikatoren lassen noch keine Hoffnung auf eine Wende aufkommen. Das Vertrauen der Industrie in die Wirtschaftsentwicklung hat sich im III. Quartal weiter verschlechtert. Zum fünften Mal in Folge weisen die WIFO-Konjunkturumfragen damit abwärts. Eingebrochen ist die Stimmung in der Bauwirtschaft.

Für den Export ergaben sich von Jänner bis April noch überraschend hohe Vorjahreszuwächse (+10%). Im Mai blieb die Ausfuhr jedoch unter dem Vorjahreswert. Dies geht konform mit der Abkühlung der internationalen Konjunktur und der pessimistischeren Beurteilung der Exportaufträge.

Der Tourismus zählt derzeit zu den Stützen der Konjunktur. Die Sommersaison hat erfreulich begonnen, die Umsätze stiegen im Zeitraum Mai bis Juli gegenüber dem Vorjahr um 5,2%. Die positive Reiseverkehrsbilanz trug wesentlich zur Verbesserung der Leistungsbilanz bei.

Die Kauflust der Konsumenten war im I. Quartal noch ausgeprägt, im II. Quartal aber gedämpft. Die realen Einzelhandelumsätze schwächten sich ab, und die Kfz-Neuzulassungen gingen zurück. Darüber hinaus litt der Großhandel unter dem Nachlassen der Export- und Investitionsdynamik. Die Expansion der Beschäftigung und der Rückgang der Arbeitslosigkeit im Handel deuten jedoch auf eine relativ stabile Situation in dieser Branche bis zur Jahresmitte hin.

Abbildung 1: Ergebnisse aus dem Konjunkturtest

Salden aus positiven und negativen Meldungen in % der befragten Unternehmen, saisonbereinigt

Die Arbeitsmarktlage zeigt bereits merkliche Spuren der Konjunktureintrübung. Der Vorjahresabstand der Beschäftigung (ohne Bezieher von Karenzgeld und Präsenzdiener) betrug im August nur noch +0,4%, die Zahl der Arbeitslosen stieg um 15.300. Die saisonbereinigte Arbeitslosenquote (laut AMS) erreicht bereits die 6%-Marke.

Nähere Informationen entnehmen Sie bitte dem WIFO-Monatsbericht 9/2001!