13. August 2001 • Konjunkturabschwächung in Europa beeinträchtigt Investitionsbereitschaft der Unternehmen. Ergebnisse des WIFO-Investitionstests vom Frühjahr 2001 • Michael Pfaffermayr, Margarete Czerny, Gerhard Schwarz

Die jüngste WIFO-Investitionsbefragung unter Unternehmen der Sachgütererzeugung, Bauwirtschaft, Elektrizitätsversorgung, Verkehrs- und Versorgungsbetriebe sowie Sondergesellschaften lässt für 2001 aufgrund der schwachen Konjunktur einen leichten Rückgang der Investitionen um 0,8% erwarten. Insbesondere die Sachgütererzeuger korrigierten ihre Investitionspläne stark nach unten und planen 2001 eine Ausweitung um nur 2,5% (2000 +15,1%). Einschließlich der in der Umfrage nicht erfassten Bereiche (wie Dienstleistungen, öffentlicher Sektor) werden die Bruttoanlageinvestitionen 2001 nach der jüngsten WIFO-Prognose real um 1,3% zunehmen, nach +3,4% im Jahr 2000.

Die österreichische Konjunktur hat im Einklang mit der internationalen Entwicklung im Jahr 2001 deutlich an Schwung verloren. Die Dämpfung der Nachfrage der wichtigsten Handelspartner bremst – trotz der nach wie vor günstigen preislichen Wettbewerbsposition – die Expansion der heimischen Warenausfuhr. In der Folge verlangsamt sich auch das Wachstum von Sachgüterproduktion und Ausrüstungsinvestitionen. Der jüngste WIFO-Konjunkturtest – der in Zusammenarbeit mit der EU durchgeführt wird – bestätigt für die österreichische Sachgüterindustrie im Jahr 2001 das eher pessimistisches Bild. Die Konjunkturindikatoren weisen seit mehreren Monaten saisonbereinigt abwärts. Die in die Zukunft gerichteten Indikatoren – Produktionserwartungen und Einschätzung der Geschäftstätigkeit in den nächsten Monaten – deuten auf einen weiteren Konjunkturabschwung in der zweiten Jahreshälfte 2001 hin.

In der WIFO-Investitionsbefragung vom Frühjahr 2001 revidierten die Unternehmen ihre Umsatzerwartungen für das Jahr 2001 nach unten und erwarten nunmehr eine nominelle Steigerung um 5,1%. Für die Sachgütererzeugung prognostiziert das WIFO für 2001 eine Abschwächung des realen Produktionswachstums auf +2,7%.

Die – aufgrund der Konjunkturflaute in den USA – ungünstige Nachfrageentwicklung wichtiger westeuropäischer Handelspartner kann derzeit auch durch die anhaltende Schwäche des Euro nicht wettgemacht werden. Zwar ist der Saldo aus optimistischen und pessimistischen subjektiven Einschätzungen der Wettbewerbsfähigkeit in der Sachgütererzeugung (sowohl für den EU-Markt als auch für Märkte außerhalb der EU) nach wie vor positiv. Gemessen an den Lohnstückkosten dürfte sich die Wettbewerbsposition der österreichischen Unternehmen gegenüber dem Vorjahr allerdings etwas verschlechtern. Das WIFO erwartet für das Jahr 2001 einen Anstieg der relativen Lohnstückkosten um 0,6% gegenüber einem gewichteten Durchschnitt der Handelspartner. Einerseits wurde der Trend hoher Produktivitätssteigerungen (konjunkturbedingt) unterbrochen – die Produktivität dürfte in der Sachgüterindustrie heuer um nur noch 3,2% steigen –, andererseits erhöhen sich die Bruttolöhne mit +3,1%stärker als im Vorjahr.

Aufgrund der markanten Wachstumsabschwächung und der verschlechterten Absatzerwartungen für die österreichischen Unternehmen auf den Auslandsmärkten werden nach der jüngsten WIFO-Prognose 2001 die gesamtwirtschaftlichen Bruttoanlageinvestitionen real um nur 1,3% zunehmen. Die Unternehmen der Sachgütererzeugung planen ebenfalls, ihre Investitionen im Jahr 2001 mit nominell +2,5% nur mäßig auszuweiten (real +1,2%). Kürzungen ihrer Investitionspläne gegenüber der Herbstbefragung meldeten die Hersteller von Vorprodukten, dauerhaften und nichtdauerhaften Konsumgütern sowie Nahrungsmitteln. Die Bergbaubetriebe und die Investitionsgüterindustrie haben ihre Pläne etwas erhöht; ein kräftiger Zuwachs ergibt sich in der Kraftfahrzeugindustrie.

Abbildung 1: Vertrauensindikator der Industrie im europäischen Vergleich

Saisonbereinigt, mittelwertbereinigt

Q: EU-Kommission, DG-ECFIN.

Die Konjunktureinschätzung der österreichische Bauwirtschaft verschlechtert sich weiter. Die Beschäftigung lag von Jänner bis Juni 2001 merklich unter dem Niveau des Vorjahres. Das WIFO rechnet im Jahresdurchschnitt 2001 mit einer Zunahme der realen Bauproduktion um 0,5% und im Jahr 2002 um 1%. Besonders betroffen ist aufgrund der Schwäche der Wohnungsnachfrage der Wohnungsneubau, dessen Rückgang seinen Tiefpunkt noch nicht erreicht haben dürfte. Aber auch der kommunale Tiefbau und der Industriebau sind rückläufig. Insbesondere im Tiefbau entwickeln sich die Auftragseingänge – aufgrund der im Zuge der Budgetkonsolidierung zurückhaltenden Projektierung der öffentlichen Hand – schleppend. Weiterhin hoch ist hingegen die Nachfrage im Bürobau. Die schwache Baukonjunktur schlägt sich in einer Dämpfung der Investitionsbereitschaft der Bauunternehmen nieder. Die Pläne für Maschinen- und Geräteinvestitionen im Jahr 2001 wurden vorsichtig erstellt, die Ausgaben liegen voraussichtlich nominell um 6% unter dem Vorjahresniveau.

Die jüngsten Pläne der Elektrizitätsversorgungsunternehmen für 2001 lassen zumindest für den Verbundkonzern keine weitere Einschränkung der Investitionen erwarten (–0,7%), während die Landesgesellschaften und die städtischen Energieversorger neuerlich viel geringere Ansätze melden (–13,4% bzw. –11,0%). Die Divergenz der Erwartungen der einzelnen Unternehmen ist mit der derzeitigen Dynamik im Stromsektor zu erklären. Der mit der Marktöffnung im Zuge der Liberalisierung sich manifestierende Wettbewerbsdruck erzwingt Rationalisierungsmaßnahmen und Kapazitätsanpassungen in unterschiedlichem Ausmaß. Für die gesamte erfasste Elektrizitätswirtschaft zeichnet sich 2001 ein Rückgang der Investitionen um 14,7% ab.

Für die Verkehrs- und Versorgungsbetriebe wird eine Einschränkung der Gesamtausgaben um 13,9% erwartet, die in etwa gleichem Ausmaß durch geringere Bau- (Verkehrsbetriebe) wie Ausrüstungsinvestitionen (Fernwärmeversorgung) bedingt ist.

Nähere Informationen entnehmen Sie bitte dem WIFO-Monatsbericht 8/2001!