3. August 2001 • Merkliche Konjunktureintrübung in der Sachgütererzeugung • Markus Marterbauer

Die markante internationale Konjunkturabschwächung erfasst immer stärker auch die heimische Exportindustrie. Die Konjunkturumfragen des WIFO vom III. Quartal zeigen einen anhaltenden Abwärtstrend in der Beurteilung der Geschäftslage und der Produktionserwartungen durch die Unternehmen. Er ist im Basissektor und in der technischen Verarbeitung besonders ausgeprägt. Das Wachstum der Beschäftigung hat sich merklich verlangsamt; es reicht nicht mehr aus, um einen Anstieg der Arbeitslosigkeit zu verhindern. Der Preisauftrieb auf Verbraucherebene ist weiterhin relativ hoch. Trotz rückläufiger Nettorealeinkommen je Arbeitnehmer steigt die Nachfrage im Einzelhandel.

Der WIFO-Konjunkturtest für das III. Quartal zeigt – wie in der WIFO-Konjunkturprognose vom Juni angenommen – eine weitere Eintrübung des Geschäftsklimas in der Sachgütererzeugung. Der Saldo aus optimistischen und pessimistischen Meldungen zur Produktionserwartung betrug zuletzt nur noch +2½ Prozentpunkte (gegenüber +16 Prozentpunkten zum letzten Konjunkturhöhepunkt im II. Quartal 2000). Die Stimmung unter den Unternehmen hat sich bereits stärker verschlechtert als in der letzten Konjunkturdelle 1999. Besonders gedrückt ist die Lage im Basissektor, dessen Unternehmen die gegenwärtige Geschäftslage weit überwiegend negativ beurteilen (–34 Prozentpunkte). Auch in der technischen Verarbeitung – vor allem in der Fahrzeugindustrie – macht sich Pessimismus breit.

Die ungünstigen Ergebnisse des Konjunkturtests zeigen, dass die rasche internationale Verschlechterung nun auch die heimische Wirtschaft erfasst. In den USA wächst das BIP real fast nicht mehr, nur die Ausweitung von Staatsverbrauch, Nachfrage der privaten Haushalte und Wohnbau bewahren die Wirtschaft vor einer Rezession. Allerdings lassen die Frühindikatoren in den USA eine Erholung zum Jahreswechsel 2001/02 möglich erscheinen. In Europa weisen alle Konjunkturindikatoren abwärts. Die Umfragen der EU-Kommission zeigen einen weiteren Rückgang des Unternehmervertrauens, und allmählich trübt sich auch die Konsumentenstimmung ein. Das Wirtschaftswachstum dürfte laut Eurogrowth-Indikator im II. Quartal noch 2% und im III. Quartal nur noch 1½% betragen.

Der österreichische Export stieg in den ersten Monaten 2001 noch zufriedenstellend. Allerdings bestehen erhebliche Differenzen zwischen den Angaben über den Warenexport laut Statistik Österreich (Jänner bis April +7¾% gegenüber dem Vorjahr) und der Statistik der Zahlungseingänge für Warenausfuhr laut OeNB (Jänner bis Mai +11¾%). Die arbeitstägig bereinigte Produktion schwächte sich in der Sachgütererzeugung im Frühjahr merklich ab. Von Jänner bis Mai überstieg sie das Vorjahresniveau zwar kumuliert noch um 2¼%, die Werte für April (–¾%) und Mai (–5%) blieben aber schon deutlich darunter. Auch der Großhandel leidet unter der Dämpfung im exportgetragenen Sektor der österreichischen Wirtschaft (Umsätze im I. Quartal real –1%).

Die Baunachfrage ist wegen der Überkapazitäten im Wohnbau und der schlechten Auftragslage im Tiefbau – vor allem aufgrund der Investitionszurückhaltung auf kommunaler Ebene – gedrückt. Die Produktion lag im März um 3½% und im April um 7% unter dem Niveau des Vorjahres. Dies kommt auch in einem markanten Rückgang der Beschäftigung zum Ausdruck (1. Halbjahr –12.000 gegenüber dem Vorjahr). Die WIFO-Konjunkturumfrage unter den Unternehmen der Bauwirtschaft und der Bauzulieferindustrie deutet auf eine Fortsetzung des negativen Trends hin.

Das Wachstum der Beschäftigung hat sich in der Gesamtwirtschaft seit Mitte des vergangenen Jahres merklich abgeschwächt. Es erreichte zuletzt (ohne Präsenzdiener und Karenzgeldbezieher) nur noch +0,5%. Dies ist zu wenig, um einen Anstieg der Arbeitslosigkeit zu verhindern – seit Mai weist der Trend in der Veränderung der Arbeitslosenzahl wieder aufwärts. Die saisonbereinigte Arbeitslosenquote betrug zuletzt 5,8% der unselbständigen Erwerbspersonen bzw. 3,8% der Erwerbspersonen laut Eurostat.

Abbildung 1: Ergebnisse aus dem Konjunkturtest

Salden aus positiven und negativen Meldungen in % der befragten Unternehmen, saisonbereinigt

Der Anstieg der Verbraucherpreise war im Juni – obwohl die Effekte der Erhöhung von indirekten Steuern und Gebühren im Vorjahresvergleich weggefallen sind – neuerlich hoch (+2,8%). Energie- und Fleischpreise drücken weiterhin aufwärts. Auf den internationalen Erdölmärkten zeichnet sich nun – da die Lager wieder weitgehend gefüllt sind – ein Nachgeben der Rohölpreise ab. Die Inflation liegt nach wie vor über dem Anstieg der Einkommen je Arbeitnehmer: Im 1. Halbjahr blieb die Zunahme des Tariflohnindex (+2,6%) um 0,3 Prozentpunkte hinter jener der Verbraucherpreise zurück. Zudem tragen die markanten Steuererhöhungen zu einem Rückgang der Nettorealeinkommen je Arbeitnehmer bei; dennoch erweist sich der Konsum der privaten Haushalte als robust. Die Umsätze im Einzelhandel (ohne Kfz und Tankstellen) überstiegen das Vorjahresniveau von Jänner bis April real um 1¼%.

Nähere Informationen entnehmen Sie bitte dem WIFO-Monatsbericht 8/2001!