28. Juni 2001 • Wirtschaftswachstum betrug im I. Quartal 2001 2,4% • Marcus Scheiblecker

Nach vorläufigen Berechnungen des WIFO expandierte die gesamtwirtschaftliche Produktion im I. Quartal 2001 um 2,4%. Damit setzte sich die seit dem Vorjahr beobachtete Konjunkturabschwächung auch im I. Quartal 2001 fort. Die Ergebnisse für das IV. Quartal 2000 wurden von +2,6% auf +2,8% revidiert.

Die Abkühlung der Konjunktur hielt im I. Quartal 2001 an. Die Entwicklung des saisonbereinigten realen BIP zeigt jedoch noch keine Beschleunigung der Abwärtstendenz, wie sie in den Konjunkturumfragen zum Ausdruck kommt. Das reale BIP wuchs im I. Quartal 2001 saisonbereinigt um 0,4% gegenüber dem Vorquartal, nach +0,5% im IV. Quartal 2000.

Trotz der internationalen Konjunkturverschlechterung lieferte der Export mit einem Anstieg von real +5,1% den größten Wachstumsbeitrag. Allerdings fiel seine Wachstumsrate nur noch halb so hoch aus wie in den ersten zwei Quartalen des Vorjahres, als die Ausfuhr um über 10% gestiegen war. Die Dynamik ließ sowohl im Warenexport (real +6,1) als auch im Dienstleistungsbereich nach (real +3%); die Einnahmen aus dem internationalen Reiseverkehr wuchsen hingegen mit +2,7% etwa so stark wie im Quartal zuvor. Ein ähnliches Bild ergibt sich für die Einfuhrseite: Die gesamten Importe wurden im I. Quartal 2001 real um 3,3% ausgeweitet und blieben damit ebenfalls unter der Wachstumsrate des Vorjahres. Wie beim Export betraf die Dämpfung alle Komponenten außer dem Reiseverkehr, welcher mit real +5,3% sogar stärker zunahm als im Vorjahr.

Verlangsamt hat sich auch das Wachstum der realen Ausrüstungsinvestitionen, wenngleich diese noch immer stärker expandierten als das gesamte BIP. Nachdem sich im IV. Quartal 2000 Vorzieheffekte – der steuermindernde Investitionsfreibetrag wurde mit Ende 2000 abgeschafft – und das höhere Wirtschaftswachstum in einer Steigerung der Nachfrage nach Investitionsgütern um real 8½% niedergeschlagen hatten, betrug die Rate im I. Quartal 2001 nur noch +3,9%. Insbesondere die schwache Nachfrage nach Fahrzeuginvestitionen (+1,6%) dämpfte das Ergebnis, während in Maschinen und Elektrogeräte real um rund +4,6% mehr investiert wurde als im Vorjahr.

Das milde Winterwetter ermöglichte einen deutlichen Anstieg der Investitionen im Bereich des Nichtwohnbaus (real +12,4% gegenüber dem Vorjahr). Im Wohnbau ist die Lage hingegen schwierig; trotz der günstigen Witterungsbedingungen sinkt die reale Nachfrage seit dem II. Quartal 2000. Die realen Investitionen im gesamten Bausektor wurden im I. Quartal 2001 um 5½% ausgeweitet.

Übersicht 1: Ergebnisse der vierteljährlichen Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung

 

1999

2000

2001

 

I. Quartal

II. Quartal

III. Quartal

IV. Quartal

I. Quartal

II. Quartal

III. Quartal

IV. Quartal

I. Quartal

 

Veränderung gegen das Vorjahr in %

                   

Nominell

                 

Konsumausgaben insgesamt

+ 2,7

+ 3,1

+ 3,8

+ 4,4

+ 4,7

+ 4,0

+ 3,4

+ 3,9

+ 3,3

  Private Haushalte1)

+ 2,3

+ 2,6

+ 3,3

+ 3,9

+ 5,2

+ 4,5

+ 4,0

+ 4,8

+ 4,2

  Staat

+ 3,9

+ 4,4

+ 5,1

+ 5,9

+ 3,5

+ 2,8

+ 1,8

+ 1,1

+ 1,0

Bruttoinvestitionen

+ 3,9

- 2,3

+ 6,7

+ 4,2

+ 6,9

+ 2,9

+ 0,7

+ 6,6

+ 6,5

  Bruttoanlageinvestitionen

- 0,8

+ 6,6

+ 6,9

+ 3,7

+ 9,6

+ 5,1

+ 0,5

+ 5,9

+ 6,4

    Ausrüstungen

+ 1,7

+ 8,5

+ 8,4

+ 1,4

+ 6,9

+ 10,7

- 0,9

+ 8,1

+ 4,0

    Bauten

- 3,2

+ 6,0

+ 6,0

+ 4,9

+ 12,0

+ 1,4

+ 1,4

+ 5,1

+ 8,9

Exporte

+ 0,7

+ 7,3

+ 10,5

+ 11,3

+ 16,1

+ 15,6

+ 11,6

+ 9,0

+ 7,7

  Waren

+ 2,9

+ 3,7

+ 7,8

+ 14,2

+ 18,6

+ 18,3

+ 14,1

+ 10,3

+ 8,7

  Dienstleistungen

- 3,4

+ 16,7

+ 16,2

+ 5,2

+ 11,2

+ 9,3

+ 6,7

+ 6,2

+ 5,6

Importe

+ 0,4

+ 3,3

+ 11,5

+ 13,1

+ 17,3

+ 15,6

+ 11,9

+ 8,1

+ 7,3

  Waren

+ 2,4

+ 5,3

+ 9,3

+ 11,1

+ 14,6

+ 16,3

+ 11,3

+ 12,2

+ 7,6

  Dienstleistungen

- 5,4

- 1,2

+ 16,5

+ 17,8

+ 25,6

+ 13,7

+ 13,1

- 1,3

+ 6,6

Bruttoinlandsprodukt

+ 2,9

+ 2,5

+ 4,4

+ 5,0

+ 4,9

+ 5,3

+ 3,8

+ 4,3

+ 4,1

                   

Real, zu Preisen von 1995

                 

Konsumausgaben insgesamt

+ 1,8

+ 2,3

+ 2,9

+ 3,1

+ 3,5

+ 2,1

+ 1,3

+ 1,8

+ 1,1

  Private Haushalte1)

+ 1,4

+ 2,0

+ 2,8

+ 2,8

+ 4,1

+ 2,5

+ 1,7

+ 2,6

+ 2,0

  Staat

+ 2,6

+ 2,9

+ 3,4

+ 3,9

+ 2,0

+ 1,1

- 0,0

- 0,7

- 1,3

Bruttoinvestitionen

- 2,4

+ 3,8

+ 4,6

+ 1,2

+ 5,5

+ 1,5

- 0,9

+ 4,3

+ 4,8

  Bruttoanlageinvestitionen

- 1,7

+ 5,6

+ 5,7

+ 2,2

+ 8,2

+ 3,8

- 1,2

+ 4,0

+ 4,6

    Ausrüstungen

+ 1,4

+ 8,4

+ 8,3

+ 1,2

+ 6,7

+ 10,7

- 0,5

+ 8,4

+ 3,9

    Bauten

- 4,9

+ 4,1

+ 4,1

+ 2,8

+ 9,6

- 1,3

- 1,6

+ 1,8

+ 5,5

Exporte

+ 1,9

+ 8,3

+ 10,5

+ 9,8

+ 13,7

+ 13,1

+ 8,9

+ 6,2

+ 5,1

  Waren

+ 4,9

+ 5,2

+ 8,3

+ 12,7

+ 16,0

+ 15,8

+ 11,3

+ 7,5

+ 6,1

  Dienstleistungen

- 3,6

+ 16,5

+ 15,3

+ 3,3

+ 8,8

+ 6,9

+ 4,1

+ 3,3

+ 3,0

Importe

+ 2,8

+ 4,7

+ 11,3

+ 9,3

+ 12,2

+ 9,9

+ 5,9

+ 2,9

+ 3,3

  Waren

+ 5,4

+ 7,1

+ 9,1

+ 7,2

+ 9,1

+ 10,1

+ 4,6

+ 6,5

+ 3,7

  Dienstleistungen

- 4,6

- 0,8

+ 16,7

+ 14,5

+ 21,8

+ 9,4

+ 8,8

- 5,3

+ 2,4

Bruttoinlandsprodukt

+ 2,0

+ 1,4

+ 3,8

+ 4,0

+ 4,1

+ 4,2

+ 2,4

+ 2,8

+ 2,4

Sachgütererzeugung

- 0,6

+ 1,2

+ 2,9

+ 5,9

+ 8,6

+ 8,6

+ 7,7

+ 8,2

+ 6,2

                   
 

Saisonbereinigt, Veränderung gegen das Vorquartal in %

                   

Bruttoinlandsprodukt real

+ 0,7

+ 1,0

+ 1,6

+ 0,5

+ 1,0

+ 0,7

+ 0,6

+ 0,5

+ 0,4

 1)  Einschließlich privater Organisationen ohne Erwerbszweck.

Der Realeinkommensverlust der privaten Haushalte aufgrund der hohen Inflation beeinträchtigte deren Konsumausgaben im I. Quartal nur wenig. Ihr Anstieg blieb mit 2,2% gering unter den Wachstumsraten der zweiten Hälfte des Vorjahres. Die Verringerung der Spartätigkeit dürfte einer Wachstumsabschwächung des realen Konsums entgegengewirkt haben. Den stärksten dämpfenden Effekt übte der öffentliche Konsum auf das Wirtschaftswachstum aus: Die deutliche Reduktion des Personalstands in der öffentlichen Verwaltung drückte die Konsumausgaben des Staates im I. Quartal um 1,3% unter das Niveau der Vorjahresperiode. Das Wachstum dieser Nachfragekomponente hat sich seit Mitte 1999 ständig verlangsamt und mündete Mitte 2000 in einen Rückgang.

Abbildung 1: Wachstum des Bruttoinlandsproduktes

Veränderung gegen das Vorjahr (Vorquartal) in %

Q: WIFO.