8. Juni 2001 • Markante Dämpfung der internationalen Konjunktur, robuster Konsum in Österreich • Markus Marterbauer

Die österreichische Wirtschaft verzeichnet ein Nachlassen der Nachfragedynamik der Handelspartner. Das Wirtschaftswachstum hat sich nicht nur in den USA, sondern auch in Deutschland beträchtlich verringert, und dies dämpft den heimischen Export. Die Entwicklung der Sachgütererzeugung verlor markant an Dynamik. Obwohl die Realeinkommen aufgrund des anhaltend starken Preisauftriebs zurückgehen, konsumieren die privaten Haushalte weiterhin mehr als im Vorjahr. Der Beschäftigungsanstieg verlangsamt sich merklich, die Arbeitslosigkeit liegt bereits leicht über dem Vorjahresniveau.

Die Entwicklung der internationalen Wirtschaft wird zur Zeit wesentlich von der markanten Wachstumsabschwächung in den USA bestimmt. In der EU weisen die Konjunkturumfragen auf unverändertes Verbrauchervertrauen hin, das Geschäftsklima in der Industrie trübt sich allerdings merklich ein. Besonders ausgeprägt ist die Wachstumsverlangsamung in Deutschland, wo sich Auftragseingänge und Produktion in der Industrie ungünstig entwickeln, die Bauproduktion eingebrochen ist und der private Konsum kaum mehr expandiert.

Auch in Österreich ließ das Wachstum von Export und Produktion deutlich nach. Laut Cash-Daten der OeNB stiegen die Einnahmen aus dem Warenexport im Vorjahresvergleich im I. Quartal um durchschnittlich 8%, im März aber um nur noch 3%. Die Produktion lag in der Sachgütererzeugung im I. Quartal durchschnittlich um knapp 5% über dem Vorjahreswert, der März brachte allerdings bereits einen Rückgang. Auch der WIFO-Konjunkturtest, der regelmäßig unter 1.000 Industrieunternehmen durchgeführt wird, weist im II. Quartal 2001 auf eine erhebliche Verschlechterung der Konjunktureinschätzung hin. Vor allem die Unternehmen in der technischen Verarbeitung, die vornehmlich für Investitionen und Export produzieren, beurteilen Auftragseingänge und Produktionsentwicklung vorsichtiger als zuvor.

Der Preisauftrieb erweist sich als wesentlich hartnäckiger als bislang angenommen. Im ersten Jahresdrittel betrug der Anstieg des Verbraucherpreisindex gegenüber dem Vorjahr 2,8%. Dies geht vor allem darauf zurück, dass die Importpreise für Energie auf Schillingbasis deutlich höher waren als erwartet und die Fleischpreise im Zuge der BSE-Krise merklich anzogen.

Die Tariflöhne stiegen um etwa ¼ Prozentpunkt langsamer als die Verbraucherpreise. Zusammen mit der erhöhten Steuerbelastung bedeutet dies, dass die Nettorealeinkommen je Arbeitnehmer beträchtlich zurückgehen und die Kaufkraft gedämpft wird. Die Konsumausgaben erweisen sich aufgrund einer Verringerung des Sparanteils am verfügbaren Einkommen dennoch als recht robust, die Einzelhandelsumsätze überstiegen den Wert des Vorjahres im I. Quartal real um etwa 2%. Der Großhandel hingegen, der in höherem Maße vom Außenhandel abhängt, erlitt bereits Umsatzeinbußen (–1%). Die Bauproduktion ist von der schrumpfenden Wohnungsnachfrage geprägt, die Beschäftigung lag zuletzt weit unter dem Vorjahresniveau.

Das Beschäftigungswachstum hat sich in den letzten Monaten empfindlich abgeschwächt. Die Zahl der beschäftigten Männer lag unter dem Vorjahreswert, jene der Frauen deutlich darüber. Für die ungünstigere Beschäftigungsentwicklung ist bislang jedoch weniger die Exportindustrie verantwortlich, sondern neben der Bauwirtschaft vor allem der Bereich Verkehr und Telekommunikation sowie die öffentliche Verwaltung und das Unterrichtswesen. Die Arbeitslosigkeit war im Mai erstmals höher als im Vorjahr (+800). Dies entspricht einer saisonbereinigten Arbeitslosenquote von 5,9% der unselbständigen Erwerbspersonen bzw. 3,7% der Erwerbspersonen laut Eurostat.

Nähere Informationen entnehmen Sie bitte dem WIFO-Monatsbericht 6/2001!