25. Mai 2001 • Wachstum 2000 in allen Bundesländern über dem Trend • Gerhard Palme

Die Wirtschaft wuchs im Jahr 2000 in Österreich kräftig. Das Wachstum war dabei in jedem Bundesland höher als im Trend der letzten Jahre, die regionalen Unterschiede waren relativ gering. Das Muster wurde hauptsächlich von der Entwicklung der Sachgüterproduktion beeinflusst. Am stärksten expandierte die Wirtschaft in Bundesländern mit einer bedeutenden Zuliefer- und Investitionsgüterindustrie. Auch der Arbeitsmarkt erholte sich in allen Regionen, auch wenn die Tendenz der Beschäftigung etwas hinter dem Wirtschaftswachstum zurückblieb. Ein Rückgang des Arbeitskräfteangebotes erleichterte die Entlastung des Arbeitsmarktes. Die Arbeitslosigkeit nahm in allen Bundesländern deutlich ab.

Im Jahr 2000 verzeichnete die österreichische Wirtschaft ein kräftiges Wachstum, die expansiven Kräfte setzten sich auch regional durch. In allen Bundesländern wuchs die Wirtschaft stärker als im mittelfristigen Trend 1). Die regionale Konjunktur verlief einigermaßen gleichmäßig. Vom Österreich-Durchschnitt hoben sich nur die Ergebnisse in Oberösterreich, Kärnten und Wien ab. Die Bandbreite zwischen der höchsten (Oberösterreich) und der geringsten Steigerungsrate (Wien) betrug 3,8 Prozentpunkte.

Die internationalen Rahmenbedingungen begünstigten vor allem in der ersten Jahreshälfte 2000 den seit Mitte 1999 verzeichneten Aufschwung der österreichischen Konjunktur. Ein Wirtschaftsboom in den USA, ein kräftiges Wachstum in den MOEL und die Stabilität der Finanzmärkte schlugen sich in einer deutlichen Belebung der Außenhandelsaktivitäten nieder, von der besonders Österreichs exportorientierte Sachgüterproduktion profitierte. Darüber hinaus weitete sich die Binnennachfrage relativ stark aus, aufgrund der Steuerreform und des "Familienpakets" stiegen die verfügbaren Einkommen der privaten Haushalte. Dämpfend wirkte in der zweiten Jahreshälfte der Kaufkraftverlust infolge der Treibstoffverteuerung und der Anhebung einiger Gebühren. Zugleich schwächte sich die Exportnachfrage ab, sodass sich das Wachstum der österreichischen Wirtschaft seit dem Sommer verlangsamte. Im Jahr 2000 nahm die Bruttowertschöpfung der österreichische Wirtschaft (ohne Land- und Forstwirtschaft) um 4,0% zu.

Weil der Aufschwung von allen wichtigen Nachfragekomponenten getragen war, bildete sich kein eindeutiges Muster nach Österreichs Großregionen aus. Es sind lediglich leichte Vorteile für den Westen und gewisse Nachteile für den Osten Österreichs festzustellen. Größere Bedeutung für den regionalen Konjunkturverlauf hatte die Entwicklung der Sachgüterproduktion. Das höchste Wachstum erzielten jene Bundesländer, deren Wirtschaft relativ stark von der Zuliefer- und Investitionsgüterindustrie geprägt ist (Ober- und Niederösterreich, Steiermark). Von diesem Umfeld wurden die meisten anderen Wirtschaftsbereiche stimuliert – vor allem der Handel und die produktionsnahen Dienstleistungen expandierten in den Bundesländern mit hohem Wachstum kräftig. Umgekehrt stieg die Bruttowertschöpfung in jenen Bundesländern am schwächsten, in denen die Sachgüterproduktion deutlich langsamer als im Österreich-Durchschnitt zunahm (Wien, Kärnten). In diesen Bundesländern entfalteten auch die meisten anderen Wirtschaftsbereiche keine starke Dynamik.

Höher als im Österreich-Durchschnitt fiel das Wirtschaftswachstum weiters in Tirol und Vorarlberg aus; hier erhielt neben der Sachgüterproduktion auch die Bauwirtschaft wichtige Nachfrageimpulse. In Tirol erzielte darüber hinaus die Tourismuswirtschaft beachtliche Zuwächse. Etwas unterdurchschnittlich nahm die Wertschöpfung im Burgenland und in Salzburg zu. Im Burgenland wirkte die Entwicklung von Bauwirtschaft und Handel dämpfend, in Salzburg jene des gesamten sekundären Wirtschaftssektors.

Abbildung 1: Bruttowertschöpfung 2000

Ohne Land- und Forstwirtschaft, zu Preisen von 1995, Veränderung gegen das Vorjahr in %

Q: WIFO. Vorläufige Schätzwerte.

Nähere Informationen entnehmen Sie bitte dem WIFO-Monatsbericht 5/2001!

1) Infolge der Umstellung der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung auf eine neue Basis (ESVG 95) beruht die Schätzung der Wertschöpfung der Bundesländer auf unsicheren Voraussetzungen. Die nächste Revision durch Statistik Austria, die für den Sommer vorgesehen ist, könnte deutliche Veränderungen der Schätzergebnisse bewirken.