29. März 2001 • Wirtschaft wuchs im Jahr 2000 um 3,2% • Marcus Scheiblecker

Nach vorläufigen Berechnungen des Österreichischen Institut für Wirtschaftsforschung expandierte die gesamtwirtschaftliche Produktion im IV. Quartal 2000 um 2,6%. Für das gesamte Jahr ergibt sich damit ein reales Wirtschaftswachstum von 3,2%. Die Ergebnisse für das III. Quartal wurden von +1,9% auf +2,3% revidiert.

Nachdem die Expansion der österreichischen Wirtschaft im III. Quartal 2000 mit 2,3% im Vorjahresvergleich deutlich schwächer gewesen war als im 1. Halbjahr, beschleunigte sie sich im IV. Quartal wieder. Das saisonbereinigte Wachstum des BIP hat sich seit Jahresanfang – mit Ausnahme des III. Quartals – verlangsamt (IV. Quartal +0,4%).

In erheblichem Maß trugen die Ausrüstungsinvestitionen zur Expansion bei: Nach einem Rückgang im III. Quartal überstiegen sie das Vorjahresniveau zum Jahresende um fast 5%. Angesichts der Abschaffung des Investitionsfreibetrags mit 1. Jänner 2001 wurden Anschaffungen von Maschinen und Fahrzeugen in das IV. Quartal vorgezogen. Davon profitierte auch der Großhandel, er verbuchte vor allem in dieser Warengruppe eine kräftige Umsatzsteigerung. Anhaltend schwach war hingegen das Wachstum der Bauinvestitionen (Jahresdurchschnitt +1,2%) – vor allem wegen des Ausfalls der Nachfrage nach Wohnbauinvestitionen, die mit Ausnahme des I. Quartals (witterungsbedingt +10,5%) unter den Vorjahreswerten blieben. Etwas besser entwickelten sich die Nichtwohnbauinvestitionen, die reale Steigerung betrug hier im Jahr 2000 1,6%; dabei kompensierte die Dynamik des Wirtschaftsbaus die Schwäche im Tiefbau.

Die privaten Haushalte weiteten ihren Konsum real um 2,6% aus, um 1 Prozentpunkt stärker als im Vorquartal. Eine Trendwende zeigt sich in der Entwicklung des öffentlichen Konsums: Im Jahresverlauf hatte die Personalreduktion im öffentlichen Dienst eine deutliche Verringerung der Expansion in diesem Bereich zur Folge. Im IV. Quartal erreichte das Wachstum mit real +1,1% weniger als ein Drittel der Rate vom Jahresbeginn. Zu dieser Abschwächung trug vor allem die öffentliche Verwaltung bei, aber auch das Unterrichtswesen verlor an Dynamik.

Die Nachfrage aus dem Ausland nahm gegen Jahresende hin merklich ab. Der Export im weiteren Sinn stieg im IV. Quartal real um 5,4%; im 1. Halbjahr war das Wachstum noch bei 13,5% gelegen. Die Dynamik der Warenausfuhr verflachte, und auch die Reiseverkehrsexporte nahmen langsamer zu. Dennoch lieferte der Außenbeitrag positive Wachstumsimpulse, da sich die Ausweitung des realen Imports noch stärker verringerte als jene des Exports. Der wesentlich höhere Preisanstieg im Import als im Export hatte eine markante Verschlechterung der Terms-of-Trade zur Folge, sodass sich der Leistungsbilanzsaldo im Jahr 2000 gegenüber dem Vorjahr beträchtlich verschlechterte.

Übersicht 1: Ergebnisse der vierteljährlichen Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung

 

1999

2000

 

I. Quartal

II. Quartal

III. Quartal

IV. Quartal

I. Quartal

II. Quartal

III. Quartal

IV. Quartal

 

Veränderung gegen das Vorjahr in %

                 

Nominell

               

Konsumausgaben insgesamt

+ 2,7

+ 3,1

+ 3,8

+ 4,4

+ 5,2

+ 4,5

+ 3,8

+ 4,3

  Private Haushalte1)

+ 2,3

+ 2,6

+ 3,3

+ 3,9

+ 5,2

+ 4,4

+ 4,0

+ 4,8

  Staat

+ 3,9

+ 4,4

+ 5,1

+ 5,9

+ 5,2

+ 4,6

+ 3,5

+ 2,9

Bruttoinvestitionen

+ 3,9

- 2,3

+ 6,7

+ 4,2

+ 9,7

+ 4,1

+ 0,6

+ 6,1

  Bruttoanlageinvestitionen

- 0,8

+ 6,6

+ 6,9

+ 3,7

+ 10,6

+ 4,8

- 0,3

+ 4,7

    Ausrüstungen

+ 1,7

+ 8,5

+ 8,4

+ 1,4

+ 8,9

+ 9,8

- 3,1

+ 4,1

    Bauten

- 3,2

+ 6,0

+ 6,0

+ 4,9

+ 12,0

+ 1,4

+ 1,4

+ 4,7

Exporte

+ 0,7

+ 7,3

+ 10,5

+ 11,3

+ 18,7

+ 15,0

+ 11,1

+ 9,3

  Waren

+ 2,9

+ 3,7

+ 7,8

+ 14,2

+ 17,9

+ 18,0

+ 13,1

+ 10,7

  Dienstleistungen

- 3,4

+ 16,7

+ 16,2

+ 5,2

+ 20,3

+ 8,0

+ 7,2

+ 6,1

Importe

+ 0,4

+ 3,3

+ 11,5

+ 13,1

+ 22,0

+ 17,6

+ 10,1

+ 10,3

  Waren

+ 2,4

+ 5,3

+ 9,3

+ 11,1

+ 16,0

+ 20,4

+ 13,7

+ 5,7

  Dienstleistungen

- 5,4

- 1,2

+ 16,5

+ 17,8

+ 39,9

+ 10,9

+ 2,1

+ 20,7

Bruttoinlandsprodukt

+ 2,9

+ 2,5

+ 4,4

+ 5,0

+ 4,9

+ 5,2

+ 3,8

+ 4,2

                 

Real, zu Preisen von 1995

               

Konsumausgaben insgesamt

+ 1,8

+ 2,3

+ 2,9

+ 3,1

+ 4,0

+ 2,6

+ 1,7

+ 2,2

  Private Haushalte1)

+ 1,4

+ 2,0

+ 2,8

+ 2,8

+ 4,1

+ 2,5

+ 1,7

+ 2,6

  Staat

+ 2,6

+ 2,9

+ 3,4

+ 3,9

+ 3,7

+ 2,8

+ 1,6

+ 1,1

Bruttoinvestitionen

- 2,4

+ 3,8

+ 4,6

+ 1,2

+ 7,9

+ 2,6

- 1,2

+ 4,4

  Bruttoanlageinvestitionen

- 1,7

+ 5,6

+ 5,7

+ 2,2

+ 9,3

+ 3,5

- 2,1

+ 2,8

    Ausrüstungen

+ 1,4

+ 8,4

+ 8,3

+ 1,2

+ 8,8

+ 9,8

- 2,7

+ 4,6

    Bauten

- 4,9

+ 4,1

+ 4,1

+ 2,8

+ 9,6

- 1,3

- 1,6

+ 1,5

Exporte

+ 1,9

+ 8,3

+ 10,5

+ 9,8

+ 15,7

+ 11,3

+ 7,4

+ 5,4

  Waren

+ 4,9

+ 5,2

+ 8,3

+ 12,7

+ 14,7

+ 14,0

+ 9,0

+ 6,5

  Dienstleistungen

- 3,6

+ 16,5

+ 15,3

+ 3,3

+ 17,9

+ 5,0

+ 4,1

+ 2,9

Importe

+ 2,8

+ 4,7

+ 11,3

+ 9,3

+ 16,7

+ 11,9

+ 4,1

+ 5,1

  Waren

+ 5,4

+ 7,1

+ 9,1

+ 7,2

+ 10,5

+ 13,9

+ 6,9

+ 0,3

  Dienstleistungen

- 4,6

- 0,8

+ 16,7

+ 14,5

+ 35,8

+ 6,7

- 2,2

+ 16,1

Bruttoinlandsprodukt

+ 2,0

+ 1,4

+ 3,8

+ 4,0

+ 4,1

+ 4,1

+ 2,3

+ 2,6

Sachgütererzeugung

- 0,6

+ 1,2

+ 2,9

+ 5,9

+ 8,6

+ 8,6

+ 7,7

+ 8,0

                 
 

Saisonbereinigt, Veränderung gegen das Vorquartal in %

                 

Bruttoinlandsprodukt real

+ 0,7

+ 1,0

+ 1,6

+ 0,6

+ 1,0

+ 0,5

+ 0,7

+ 0,4

 1)  Einschließlich privater Organisationen ohne Erwerbszweck.

Die vorläufigen Berechnungen zur Sachgütererzeugung zeigen einen Anstieg der realen Wertschöpfung um 8,2% im Jahr 2000. Die starke Exportnachfrage kam vor allem diesem Wirtschaftsbereich zugute.

Abbildung 1: Wachstum des Bruttoinlandsproduktes

Veränderung gegen das Vorjahr (Vorquartal) in %

Q: WIFO.