19. März 2001 • Weiterhin günstige Entwicklung von Cash-Flow und Eigenkapital. Die Selbstfinanzierungskraft der österreichischen Sachgüterproduktion im Jahr 2000 • Michael Peneder, Michael Pfaffermayr

Die österreichischen Sachgüterindustrie verzeichnete im Jahre 2000 eine außerordentlich gute Konjunktur und folgte im Einklang mit der Entwicklung in den anderen EU-Ländern einem steilen Wachstumspfad. Für das Jahr 2000 ist nach WIFO-Berechnungen trotz steigender Rohstoffpreise eine Cash-Flow-Quote von 10,2%, ein ähnlich hoher Wert wie 1999, wahrscheinlich. Auch im internationalen Vergleich entwickelte sich die Selbstfinanzierungskraft der Sachgütererzeugung günstig und trug zu einem bemerkenswerten Aufholprozess in der Eigenkapitalausstattung österreichischer Unternehmen bei. Das in den achtziger Jahren noch stark ausgeprägte Eigenkapitaldefizit relativ zum europäischen Durchschnitt wurde im Verlauf der neunziger Jahre weitgehend überwunden.

Im EU-Vergleich lag Österreichs Produktionszuwachs mit 11,4% nach Finnland und noch vor Irland an zweiter Stelle. Die Kostenentwicklung war 2000 von einer Steigerung der Rohstoffpreise, einer Fortsetzung des Trends rückläufiger Lohnstückkosten sowie dem Rückgang des Euro-Dollar-Wechselkurses geprägt. Subjektiv beurteilten die Unternehmen ihre Konkurrenzposition im WIFO-Konjunkturtest sehr positiv: Der Saldo aus optimistischen und pessimistischen Einschätzungen der eigenen Wettbewerbsfähigkeit auf dem EU-Markt stabilisierte sich mit einem Jahresdurchschnitt von 7 Prozentpunkten über dem längerfristigen Durchschnitt auf hohem Niveau. Für die Märkte außerhalb der EU betrug der entsprechende Wert ebenfalls +7 Prozentpunkte. Im Jahr 2000 dürfte die Cash-Flow-Quote nach WIFO-Schätzungen (in international nicht vergleichbarer Definition) trotz der steigenden Rohstoffpreise mit 10,2% ähnlich hoch gewesen sein wie 1999. Die Befragung der Vereinigung der Österreichischen Industrie unter 193 überwiegend großen Industriebetrieben bestätigt diese Einschätzung.

Seit Mitte der achtziger Jahre war die Cash-Flow-Quote der österreichischen Sachgütererzeugung durchschnittlich um 0,7 Prozentpunkte geringer als in der Gruppe von sieben europäischen Vergleichsländern. In den letzten Jahren war jedoch eine erfolgreiche Performance zu verzeichnen. Sowohl 1998 als auch 1999 wurde der europäische Durchschnitt sogar leicht übertroffen. Anhand der letztverfügbaren Daten war der Cash-Flow 1998 in den Niederlanden mit 15,86% der Umsatzerlöse relativ am höchsten. Für Schweden liegen Informationen nur bis 1997 vor, und auch hier wurde mit 12,88% ein sehr hohes Niveau erreicht. Ebenfalls höher als in Österreich war die Quote in Dänemark mit 12,25%. Österreich rangiert jedoch vor Portugal (10,69%), Frankreich (10,42%) und Belgien (10,01%). Spanien, Italien und Deutschland wiesen im jeweils letztverfügbaren Berichtsjahr eine Cash-Flow-Umsatz-Relation von etwas mehr als 9% auf.

Die gute Ertragslage der Unternehmen trug zu einem Anstieg der durchschnittlichen Eigenkapitalquote in der österreichischen Sachgütererzeugung bei. Diese verbesserte sich in den neunziger Jahren rasch von 22,8% (1989) auf 35,5% (1999); sie erreichte damit schon zu Beginn des Jahrzehnts das Niveau von Deutschland und kommt heute dem Durchschnitt europäischer Vergleichsländer von 35,8% (1998) nahe. Die österreichische Sachgütererzeugung hat damit ihr in den achtziger Jahren ausgeprägtes Eigenkapitaldefizit in den neunziger Jahren weitgehend überwunden.

Nähere Informationen entnehmen Sie bitte dem WIFO-Monatsbericht 3/2001!