15. März 2001 • Baunachfrage in Westeuropa gedämpft, Belebung in Ost-Mitteleuropa • Margarete Czerny

Die Bauwirtschaft expandierte in Westeuropa im vergangenen Jahr mit +2,8% kräftig. Laut jüngsten Prognosen der Forschungsgemeinschaft Euroconstruct wird sich allerdings das Wachstum heuer auf 1,4% und in den kommenden zwei Jahren auf jeweils 1,7% abschwächen. Diese ungünstigen Perspektiven liegen im Rückgang der Nachfrage nach Wohnungsneubauten begründet: Das Wohnungsangebot ist reichlich, und die wohnungsnachfragende Bevölkerung hat sinkende Tendenz. Die Nachfrage verschiebt sich vom Neubau zu Bestandsmaßnahmen. Die Tiefbauinvestitionen werden in den kommenden Jahren, im Zuge des Ausbaus der Verkehrsinfrastruktur in Europa wieder etwas dynamischer wachsen. Private Beteiligungsmodelle gewinnen dabei an Bedeutung.

Die besten Wachstumsaussichten ergeben sich für die Bauwirtschaft 2001 in Schweden und Irland mit Raten über +6%, gefolgt von Portugal, Spanien und Italien (+4% bzw. +3%) sowie den Niederlanden und Großbritannien (+2½%). In den anderen Ländern expandiert der Sektor um 1% (ebenso in Österreich), in Deutschland (–½%), Dänemark (–3½%) und Norwegen (–5½%) schrumpft er hingegen. Insgesamt koppelt sich die westeuropäische Baukonjunktur deutlich von der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung ab.

Im Gegensatz zu Westeuropa gewinnt die Bauwirtschaft in den ostmitteleuropäischen Ländern wieder an Dynamik. Die Krise in Tschechien und der Slowakei scheint überwunden zu sein. Die reale Bauproduktion stieg in den MOEL im Jahr 2000 um 2,9%, im Jahre 2001 wird ein Wachstum von 5,3% und in den Jahren 2002/03 von 6½% bis 7½% erwartet. Am stärksten wird die Bauproduktion in Ungarn und der Slowakei steigen (+10% bis 12%), während sich die tschechische Bauwirtschaft von den Einbrüchen der vergangenen Jahre nur langsam erholt.

Für Österreich fällt die Bauprognose unterdurchschnittlich aus (2000 +2%, 2001 +1%, 2002/03 +1,5%). Aufgrund der Nachfragesättigung und des ausreichenden Bestands an Neubauwohnungen sinkt die Wohnungsneubauleistung weiter. Die vom Tiefbausektor dringend benötigten Infrastrukturaufträge verzögern sich. Hingegen boomt der Bürobau. Die günstigen Perspektiven im Nichtwohnbau werden noch zwei bis drei Jahre anhalten. Der Schwerpunkt der Nachfrage verlagert sich sowohl im Wohnungsbau als auch im Tiefbau deutlich von der Neubauproduktion zu Renovierungs- und Instandhaltungsleistungen.

Abbildung 1: Prognose des realen Bauvolumens in Europa

Veränderung gegen das Vorjahr in %

Q: WIFO; Euroconstruct, Dezember 2000.

Nähere Informationen entnehmen Sie bitte dem WIFO-Monatsbericht 3/2001!