27. Februar 2001 • Unternehmen planen 2001 geringe Investitionsausweitung. Ergebnisse des WIFO-Investitionstests vom Herbst 2000 • Michael Pfaffermayr, Gerhard Schwarz, Margarete Czerny

In der jüngsten WIFO-Investitionsbefragung, die in Zusammenarbeit mit der EU durchgeführt wird, äußern die Unternehmen für das Jahr 2001 pessimistische Investitionspläne. Gegenüber dem hohen Niveau des Jahres 2000 ist Ausweitung der Investitionen um nur 1,1% geplant. Dies resultiert aus der zu erwartenden Abschwächung der Nachfrage und möglicherweise auch aus Vorzieheffekten aufgrund der Streichung des Investitionsfreibetrags mit Jahresbeginn 2001. Einschließlich der in der Umfrage nicht erfassten Sektoren (wie Dienstleistungen, öffentlicher Sektor) werden die Bruttoanlageinvestitionen 2001 nach der jüngsten WIFO-Prognose real um 2,3% zunehmen (2000 +3,7%).

Die Phase des kräftigen Aufschwungs der österreichischen Wirtschaft dürfte durch die Rohölpreishausse und durch das Nachlassen der Expansion auf den wichtigsten Exportmärkten, angesichts einer Verlangsamung des Wirtschaftswachstums in den USA, schon nach kurzer Zeit unterbrochen werden. Seit der zweiten Jahreshälfte 2000 haben sich die Konjunkturindikatoren im harmonisierten EU-Konjunkturtest auf hohem Niveau stabilisiert. Die Erwartungen hinsichtlich Produktion und Geschäftslage in den nächsten Monaten stagnieren auf einem sehr hohen Niveau. Der Vertrauensindikator für die Sachgütererzeugung in der EU gibt tendenziell nach.

Dieses Bild bestätigen die im WIFO-Konjunkturtest für die österreichische Sachgüterindustrie erhobenen in die Zukunft gerichteten Konjunkturindikatoren. Die Einschätzung der Produktionserwartungen und der Geschäftslage in den nächsten Monaten deutet derzeit auf eine leichte Abschwächung, jedoch keinesfalls auf einen abrupten Konjunktureinbruch hin. Das WIFO hat – auch aufgrund der verhaltenen Investitionspläne in der Sachgütererzeugung – im Dezember 2000 seine Prognose für das Wachstum der Bruttoanlageinvestitionen in der Gesamtwirtschaft auf 2,3% zurückgenommen. Für die im WIFO-Investitionstest erfassten Unternehmen der Sachgütererzeugung, Bauwirtschaft, Elektrizitätsversorgung sowie Sondergesellschaften ergibt die Hochschätzung ein nominelles Investitionsvolumen von 135,8 Mrd. S, nominell um nur 1,1% mehr als 2000.

Die Unternehmen der Sachgütererzeugung gehen für das Jahr 2001 von einem nominellen Umsatzwachstum von 5,7% aus, nach +7,5% im Jahr 2000. Insgesamt prognostiziert das WIFO eine Abschwächung des Produktionswachstums in der Sachgütererzeugung auf 4,5%. Die Investitionspläne der Sachgüterproduktion für 2001 fallen mit einem nominellen Zuwachs von 1,4% sehr vorsichtig aus. Die Investitionsquote sinkt dadurch auf 6,3%. Die pessimistischen Investitionspläne resultieren einerseits aus der zu erwartenden Abschwächung der Nachfrage und möglicherweise auch aus Vorzieheffekten vor der Abschaffung des Investitionsfreibetrags mit Jahresbeginn 2001.

Die Investitionsbereitschaft der einzelnen Sektoren der Sachgütererzeugung zeigt sich sehr unterschiedlich. Lediglich die Hersteller von Kraftfahrzeugen und von nichtdauerhaften Konsumgütern planen, ihre Investitionen heuer gegenüber dem Vorjahr deutlich auszuweiten. In den anderen Sektoren ist mit einer Stagnation oder einem Rückgang zu rechnen.

Die Entwicklung der Investitionen weist heuer ein deutliches West-Ost-Gefälle auf: Während die Unternehmen in Oberösterreich, Salzburg, Tirol und Vorarlberg ihre Aufwendungen erhöhen wollen, wird das Investitionsvolumen in den anderen Bundesländern das Vorjahresniveau gerade erreichen oder verfehlen.

Die ersten Investitionspläne der Bauwirtschaft für das Jahr 2001 sind relativ optimistisch. Die Tiefbauanbieter werden dabei ihre Maschinenkapazitäten merklich stärker ausweiten als die Hochbauunternehmer. Nach vorläufigen Schätzungen werden die Bruttoanlageinvestitionen der Bauwirtschaft 2001 bei 8 Mrd. S liegen, nominell um 3% über dem Niveau von 2000.

Abbildung 1: Vertrauensindikator der Industrie im europäischen Vergleich

In %, saisonbereinigt, mittelwertbereinigt

Im Jahr 2000 sanken die Investitionen der Elektrizitätswirtschaft nach den vorläufigen Ergebnissen (–8,4%) etwas stärker als geplant. Die massiven Umstrukturierungen in diesem Sektor und das Fehlen von Großprojekten bewirken eine Fortsetzung dieses Trends rückläufiger Investitionen auch im Jahr 2001 (1. Plan vom Herbst 2000 –19,9%). Der Rückgang betrifft alle befragten Gesellschaften; auch die Stadtwerke sehen eine massive Kürzung vor, nachdem sie im Jahr 2000 als einzige eine Ausweitung ihrer Investitionen gemeldet haben. Der überwiegende Teil der Investitionen entfällt auf Ausrüstungen (8,0 Mrd. S), während für Bauten nur 520 Mio. S veranschlagt sind.

Nähere Informationen entnehmen Sie bitte dem WIFO-Monatsbericht 2/2001!