8. Februar 2001 • Wachstumseinbruch in den USA trübt nun heimische Konjunktur • Markus Marterbauer

Die kräftige Exportnachfrage und die Dynamik der Sachgütererzeugung prägten die österreichische Konjunktur gegen Jahresende 2000. Reale Kaufkraft der Konsumenten und Einzelhandelsumsätze waren hingegen im 2. Halbjahr merklich gedämpft. Die markante Wachstumsabschwächung in den USA hat vorerst noch wenig Einfluss auf Nachfrage und Produktion in Europa, allerdings beginnt sich die Stimmung zu verschlechtern.

Die Konjunktur zeigt sich in Österreich zur Jahreswende 2000/01 in guter Verfassung. Exportnachfrage und Industrieproduktion trugen die Expansion. Die derzeit nur bis Herbst vorliegenden Außenhandelsdaten geben einen nominellen Zuwachs der Ausfuhr gegenüber dem Vorjahreswert um 12% im III. Quartal und um 15% im Oktober wieder. In der Sachgütererzeugung hat sich die Produktionsdynamik seit dem Konjunkturhöhepunkt im Sommer 2000 nur leicht abgeschwächt. Aktuelle Geschäftslage und Kapazitätsauslastung werden gemäß dem WIFO-Konjunkturtest für das I. Quartal 2001 im Basissektor und in der technischen Verarbeitung merklich pessimistischer eingeschätzt als ein Quartal zuvor. Die Unternehmen sind aber in Bezug auf die Produktionsentwicklung in den nächsten Monaten weiterhin optimistisch: Der Überhang von Unternehmen, die eine Produktionsausweitung erwarten, betrug 12 Prozentpunkte, um 4 Prozentpunkte weniger als im II. Quartal 2000, aber gleich viel wie im IV. Quartal.

Ungünstiger als die stark vom Außenhandel getragene Industriekonjunktur entwickelten sich die von der Binnennachfrage abhängigen Wirtschaftsbereiche. Die Einzelhandelsumsätze stagnierten im III. Quartal und lagen im Oktober real um 1% unter dem Vorjahreswert. Dies hängt mit der Belastung der real verfügbaren Einkommen durch die hohe Energierechnung und der Anhebung indirekter Steuern und Gebühren zusammen. Der Verbraucherpreisindex stieg in der zweiten Jahreshälfte um 2,8%, die Bruttoverdienste erhöhten sich deutlich, die Nettoverdienste etwas langsamer. Die Baunachfrage leidet nach wie vor unter der Sättigung im Wohnungsbereich, die durch den regen Bedarf an Geschäfts- und Wirtschaftsbauten kaum wettgemacht wird. Der Beschäftigungszuwachs in der Gesamtwirtschaft hat sich seit Jahresmitte merklich verlangsamt.

Eine entscheidende Determinante für den weiteren Verlauf der Konjunktur bildet die weltwirtschaftliche Entwicklung. In den USA hat sich die Wirtschaftsdynamik im IV. Quartal 2000 markant abgeschwächt. Das reale BIP expandierte dank der Ausweitung des privaten Konsums und der öffentlichen Ausgaben noch mit einer saisonbereinigten Jahresrate von 1,4%. Ausrüstungsinvestitionen und Industrieproduktion waren allerdings merklich rückläufig. Im Jänner hat sich auch die Konsumentenstimmung drastisch verschlechtert. Dies lässt eine weitere Abschwächung des Wirtschaftswachstums im I. Quartal 2001 erwarten. Die Zinspolitik reagierte rasch und kräftig auf die Rezessionsgefahr. Dies dient der Vertrauensstabilisierung, kann die Nachfrage aber nicht unmittelbar beleben.

Die Wirtschaftsentwicklung in den USA hatte in der Vergangenheit große Bedeutung für den Konjunkturverlauf in Europa. Die europäische Wirtschaft ist über die Binnennachfrage in Nordamerika und deren Auswirkungen auf den europäischen Export sowie über Kapitalströme und deren Effekte auf Wechselkurse und Investitionen betroffen.

Bislang zeigen sich noch wenig Auswirkungen des Einbruchs in den USA auf Nachfrage und Produktion in Europa. Das BIP dürfte im Euro-Raum im IV. Quartal laut den Schätzungen der Euroframe-Gruppe real um 3% gewachsen sein. Allerdings hat sich die Unternehmerstimmung im Jänner merklich verschlechtert. Das Konsumentenvertrauen hat sich im Dezember – mit dem Rückgang der Erdölpreise – wieder etwas erholt. Für das I. Quartal 2001 lassen die Frühindikatoren ein Wirtschaftswachstum von nur noch 2,6% erwarten.

Deutlich rückläufig waren im Herbst Auftragseingänge und Produktion in der deutschen Industrie, der ifo-Geschäftsklimaindex zeigt anhaltend abwärts. Zuletzt trübte sich die Unternehmerstimmung laut Umfragen der EU-Kommission auch in anderen stark außenhandelsabhängigen EU-Ländern wie den Niederlanden, Schweden und Finnland ein. Da die EZB bislang nicht auf die Verschlechterung der weltwirtschaftlichen Rahmenbedingungen reagiert hat, hat sich der Zinsabstand zwischen den USA und Europa im kurzfristigen Bereich erheblich verringert. Kurz- und langfristige Zinsen haben sich innerhalb Europas weitgehend angenähert.

Nähere Informationen entnehmen Sie bitte dem WIFO-Monatsbericht 2/2001!