24. Jänner 2001 • Auswirkungen der Rohölpreishausse • Kurt Kratena

Als zentrale Faktoren für die Entwicklung der Erdölpreise sind spekulative Bewegungen auf den Rohölmärkten, die Marktmacht der OPEC und die Reaktionsmuster des Nicht-OPEC-Angebotes zu identifizieren: Die OPEC verfolgt unter Berücksichtigung der Politik der Konkurrenten eine erlösmaximierende Strategie analog zu einem Monopolisten. Die mittelfristige Entwicklung wird überdies durch den Bestand der Reserven bestimmt. Die jüngsten Preisbewegungen deuten darauf hin, dass der Preis von Rohöl der Sorte Brent (Österreich) im Jahresdurchschnitt 2000 bei 28,7 $ je Barrel lag.

Mittelfristig dürfte die OPEC aufgrund einer realistischen Einschätzung des Verhaltens der Konkurrenten eine Monopolistenstrategie verwirklichen können. Daraus dürfte sich ein Preisniveau zwischen 25 $ und 30 $ je Barrel ergeben. Der entscheidende Faktor ist hier die kurzfristige Preisuntergrenze für Investitionen in zusätzliche Rohölexploration im Nicht-OPEC-Bereich. Gemäß IEA wird die OPEC nach 2010 über einen Marktanteil von 50% verfügen und der Nicht-OPEC-Bereich das Produktionsmaximum erreichen.

Die unmittelbare Folge der Erdölverteuerung für die österreichische Wirtschaft ist ein Anstieg der Preise anderer Energieträger. Dieser ergibt sich einerseits aus einer Reaktion der Weltmarktpreise für Energie auf den Rohölpreis und andererseits aus den Veränderungen der österreichischen Importpreise (auf Schillingbasis). Rohöl der Sorte Brent verteuerte sich im Jahr 2000 (auf Schillingbasis) um rund 83% (von 17,9 $ je Barrel auf voraussichtlich 28,7 $). Das löste einen Anstieg der Preise von Erdölprodukten (Heizölen) um etwa 40% aus. Für Kohle und Gas sind die Preiseffekte mit +2,2% und +4,4% geringer. Der Gaspreis dürfte auch 2001 noch steigen, der Kohlepreis könnte sich "entkoppelt" haben. Die Preise von elektrischer Energie sind im Zuge der Liberalisierung im Jahr 2000 sogar gesunken. Für Superbenzin und Dieseltreibstoff ergeben sich Preiserhöhungen von 18% bzw. 23%.

Das WIFO schätzte die direkten Preiseffekte des Erdölpreisanstiegs 2000 in Österreich bisher (aufgrund des Gewichts der Energieträger im Verbraucherpreisindex) auf rund +1 Prozentpunkt. Fundierte Aussagen über die zu erwartenden gesamtwirtschaftlichen Effekte einer permanenten Verteuerung von Erdöl (auf 40 $ je Barrel Brent zu Preisen von 1990) erlauben Modellsimulationen mit E3ME für 19 europäische Regionen: Das BIP wäre demnach im Jahr 2010 um 2,5%, die Beschäftigung um 4,1% niedriger als im Basisszenario. Für Österreich ergibt sich ein BIP-Effekt von –1,6%. Die Reduktion der Energienachfrage wäre mit einer massiven Verringerung der Treibhausgasemissionen (vor allem CO2) verbunden. Ein wichtiger Teil der im europäischen "burden sharing" akkordierten Emissionsreduktion (Kyoto-Ziel) würde somit in einem Szenario hoher Erdölpreise automatisch eintreten.

Nähere Informationen entnehmen Sie bitte dem WIFO-Monatsbericht 1/2001!