21. Dezember 2000 • Vorübergehende Verlangsamung des Wirtschaftswachstums. Prognose für 2001 und 2002 • Ewald Walterskirchen

Die Abschwächung der Konjunktur in den USA und die Folgen der Erdölverteuerung werden das Wirtschaftswachstum im kommenden Jahr dämpfen. Nach einem kräftigen Konjunkturaufschwung 2000 (+3,3%) wächst die österreichische Wirtschaft 2001 um nur noch 2,6%. Im Jahr 2002 dürfte die Konjunktur wieder anziehen. Die Dynamik reicht aus, um die Arbeitslosenquote weiter zurückgehen zu lassen. Auch die Inflationsrate wird bei sinkendem Erdölpreis und Dollarkurs deutlich verringert.

Der kräftige Aufschwung der österreichischen Wirtschaft wird schon nach einem Jahr durch die Auswirkungen der Erdölverteuerung und die Abschwächung der Konjunktur in den USA gebremst. Die heimische Konjunktur erreichte im Sommer ihren Höhepunkt, seither hat sie deutlich an Schwung verloren. Im III. Quartal betrug das Wirtschaftswachstum in Österreich gut 2% (nach +4% im 1. Halbjahr). Der Kaufkraftabfluss in die erdölproduzierenden Länder beeinträchtigte den privaten Konsum und die Investitionsneigung der Unternehmen.

In den USA reagiert die Konjunktur zunehmend auf den Anstieg der Energiekosten und die restriktive Geldpolitik. Die Landung der Wirtschaft könnte weniger "sanft" ausfallen als bisher erwartet. Auch in Europa zeichnet sich 2001 eine Wachstumsverlangsamung ab, nachdem die letzte Konjunkturdelle erst 1999/2000 überwunden wurde. Die Rohölpreise dürften zwar zurückgehen, aber noch immer um etwa 50% über dem Niveau von 1999 liegen.

Infolge der ungünstigeren internationalen Rahmenbedingungen wird sich das Wirtschaftswachstum in Österreich von 3,3% (2000) auf 2,6% im Jahr 2001 verlangsamen. Die erwartete Abschwächung der Export- und Investitionsnachfrage wird die Expansion der Sachgütererzeugung von 6½% auf 4½% dämpfen.

Im Jahr 2002 sollte jedoch die internationale Konjunkturabschwächung durch eine expansive Geld- und Budgetpolitik in den USA überwunden werden können. In der EU und in Österreich dürfte das Wachstum wieder leicht anziehen.

Die Wirtschaftsentwicklung beeinflusst auch den Staatshaushalt. So trug die gute Konjunktur im Jahr 2000 spürbar zur Verringerung des Budgetdefizits bei. Eine rigorose Ausgabenpolitik wirkt naturgemäß stärker, wenn die Steuer- und Sozialversicherungseinnahmen reichlich fließen, die Arbeitslosigkeit sinkt und die Fonds hohe Überschüsse machen.

Das Defizit aller öffentlichen Haushalte beträgt heuer 1,4% des BIP – ohne den Einmaleffekt des Verkaufs der UMTS-Lizenzen 1,8%. Trotz der Steuer- und Familienreform ist das Defizit damit niedriger als 1999 (2,1% des BIP), wozu die Anhebung der Verbrauchsteuern und anderer Abgaben wesentlich beitrug.

Im Jahr 2001 werden die Konsolidierungsmaßnahmen eine Halbierung des Defizits bewirken. Vor allem die Anhebung von Steuern und Abgaben und die Auslagerungen im Bereich der Länder werden dazu beitragen, das Defizit der öffentlichen Haushalte auf 0,8% des BIP zu verringern. Die Revision der Wachstumsprognose für das Jahr 2001 dürfte für die Staatseinnahmen relativ geringe Auswirkungen haben: Die Prognose der Lohn- und Gehaltssumme als der wichtigsten Steuer- und Abgabenbasis bleibt ebenso wie jene der Arbeitslosigkeit nahezu unverändert.

Im Jahr 2002 werden die Einsparungen auf der Ausgabenseite (Pensionsreform und Personalaufwand im öffentlichen Dienst) zunehmend wirksam. Die öffentlichen Haushalte werden deshalb 2002 erstmals kein Defizit aufweisen, sofern der Konjunkturverlauf nicht zu sehr von den aktuellen Erwartungen ("Soft Landing" in den USA) abweicht.

Von den öffentlichen Haushalten werden 2001 – im Gegensatz zu 2000 – dämpfende Effekte auf die Nettoeinkommen ausgehen: Die Erhöhung von Steuern und Abgaben sowie die Abschwächung der Konjunktur drücken die Kaufkraft. Die mäßige Zunahme der realen Nettomasseneinkommen (+¾%) engt den Spielraum für die Konsumausweitung ein. Die Verbraucher werden ihre Ausgaben nur dann wie erwartet um 2% steigern können, wenn sie ihre Spartätigkeit spürbar einschränken.

Die Inflationsrate hat im November 2000 mit 3,1% im Jahresabstand ihren Höhepunkt erreicht. Da der Beitrag der Energiepreise zur Teuerung immer mehr abklingt und im Vorjahresvergleich sogar ins Gegenteil umschlägt, wird die Inflationsrate im Jahresdurchschnitt 2001 auf 1,5% und 2002 auf 1,3% sinken. Im Jahr 2000 trägt die Erdölpreishausse fast 1 Prozentpunkt zur Teuerungsrate bei. Die Verringerung der Inflationsrate wird nicht nur durch ein Nachgeben der Rohölpreise, sondern auch durch den erwarteten Anstieg des Euro-Kurses begünstigt. Weiters fallen ab Juni 2001 die Auswirkungen der Anhebung der Verbrauchsteuern auf die Inflationsrate (+0,5 Prozentpunkte im Vorjahresabstand) weg. Darüber hinaus ist mit einem Rückgang der Strompreise und Telefongebühren sowie einer günstigeren Entwicklung der Mieten und Saisonwarenpreise zu rechnen. Die Kerninflation (ohne Energie und Nahrungsmittel) wird jedoch wegen der Überwälzung der hohen Energiekosten von 1,8% auf 2,3% im Jahr 2001 steigen und erst 2002 nachgeben.

Mit dem Nachlassen der Wirtschaftsdynamik wird sich die Beschäftigungsausweitung im nächsten Jahr etwas verlangsamen (auf +24.000). Angesichts der Neuregelungen bezüglich der Krankenversicherungsbeiträge für nichtberufstätige Partner (ohne Kinder) dürfte ein Teil der Betroffenen eine Teilzeitbeschäftigung (über der Geringfügigkeitsgrenze) anstreben. Die Arbeitslosigkeit wird weiterhin deutlich zurückgehen, aber etwas schwächer als in diesem Jahr. 2001 ist eine Arbeitslosenquote von nur noch 5,3% (nach nationaler Definition) zu erwarten. Die zusätzlichen Arbeitsplätze werden in stärkerem Maße als in den letzten Jahren durch Arbeitslose besetzt, weil die "stille Reserve" an Arbeitskräften schon teilweise abgebaut wurde. Weiters wird die Arbeitswilligkeit und -fähigkeit der Arbeitslosen genauer überprüft, das Arbeitslosengeld wird häufiger gesperrt als früher.

Nähere Informationen entnehmen Sie bitte dem WIFO-Monatsbericht 1/2001!