3. November 2000 • Gemäßigter Optimismus in der Bauwirtschaft • Margarete Czerny

Im Jahre 2000 wird eine leichte Beschleunigung des Wachstums der Bauwirtschaft auf 2% erwartet, der eine Abschwächung auf +1% im Jahre 2001 und +1,5% im Jahre 2002 folgen wird.

Die Bauwirtschaft profitiert heuer von der guten allgemeinen Konjunkturlage. Gemäß der jüngsten WIFO-Prognose dürfte der Sektor im Jahresdurchschnitt 2000 um 2% gewachsen sein, etwas stärker als ursprünglich erwartet. Wegen des Rückgangs im Wohnungsneubau und der Investitionsausfälle im Infrastruktursektor wird die Bauproduktion im nächsten Jahr um nur noch 1% wachsen und sich im Jahre 2002 mit +1,5% kaum erholen. Die Bauwirtschaft bleibt damit deutlich hinter dem gesamtwirtschaftlichen Wachstum zurück.

In den einzelnen Bausparten verläuft die Entwicklung recht unterschiedlich. Besonders kräftig ist heuer die Nachfrage nach Bürobauten und Nicht-Wohnbauten. Der Bedarf an modernen multifunktionalen Gebäudekomplexen ist vor allem in Wien groß, da die Mietpreise im Vergleich mit anderen Metropolen Europas günstig sind. Der Bauboom im Büroimmobiliensektor dürfte noch ein bis zwei Jahre anhalten. Dazu kommen heuer Vorzieheffekte wegen der zum Jahreswechsel bevorstehenden Streichung der Investitionsprämie: Bauleistungen werden deshalb verstärkt noch heuer getätigt und möglichst auch fakturiert werden. Auch die Nachfrage nach Renovierungs- und Sanierungsleistungen im Nicht-Wohnbau wurde gesteigert, um heuer noch die Investitionsprämie geltend machen zu können. Insgesamt dürfte die reale Steigerung der Nichtwohnbauproduktion mit 8% deutlich über jener der vergangenen Jahre liegen. Für die Jahre 2001 und 2002 werden reale Wachstumsraten von 4,4% bzw. 3,5% erwartet.

Der Renovierungssektor kann heuer mit realen Zuwächsen von 3½% rechnen. Im kommenden Jahr ist eine merkliche Abschwächung wahrscheinlich, da es kaum private Anreize für Sanierungsinvestitionen gibt. Eine Sanierungsoffensive im Wohnungsbau (Förderung von thermischer Sanierung) wird aber vor allem in Wien Impulse liefern. Mit der anhaltenden Verlagerung von den Neubau- zu den Sanierungsinvestitionen könnte die Nachfrage nach Sanierungsleistungen im Jahre 2002 wieder etwas stärker steigen (+2½%).

Besonders schwach entwickelt sich der Wohnungsneubau, die Produktion wird heuer wegen der Nachfragesättigung real um 2,6% zurückgehen. Die rückläufige Tendenz wird sich 2001 und 2002 etwas abschwächen (–2% bzw. –1%). Obwohl die im Rahmen der Maßnahmen zur Konsolidierung der öffentlichen Haushalte diskutierte Kürzung der Wohnbauförderung nicht erfolgte, verringert sich die Nachfrage nach geförderten Wohnbauten als Folge der starken Bautätigkeit der vergangenen Jahre. Der Bedarf an fertiggestellten Wohnungen wird sich bis 2002/03 bei 43.000 Einheiten stabilisieren, 1999 wurden noch knapp 59.000 Wohnungen fertiggestellt.

Besonders spürbar wird die Kürzung der öffentlichen Ausgaben im Infrastruktursektor für den Tiefbau. Seine Produktion stagniert heuer (+0,5%) und wird im kommenden Jahr real um etwa 1% zurückgehen. Dringende Investitionsprogramme und Sanierungsarbeiten dürften aber dennoch durchgeführt werden, sodass im Jahre 2002 mit einem geringfügigen Wachstum von knapp 1% gerechnet werden kann.

Abbildung: Reale Bauinvestitionen nach Sparten

Veränderung gegen das Vorjahr in %

Q: WIFO-Prognose vom Oktober 2000.