10. Oktober 2000 • Verstärktes Wirtschaftswachstum im II. Quartal • Marcus Scheiblecker

Österreichs gesamtwirtschaftliche Produktion stieg im II. Quartal dieses Jahres gegenüber dem Vorjahr real um 3,8%. Berücksichtigt man, dass das I. Quartal (+3,9%) um zwei Arbeitstage mehr, das II. Quartal jedoch um einen Tag weniger als im Vorjahr aufwies, so zeigt sich eine weitere Beschleunigung des Wirtschaftswachstums im II. Quartal 2000. Die Wachstumsimpulse kamen sowohl aus dem Inland als auch aus dem Ausland.

Laut VGR-Quartalsrechnung des WIFO war der Aufschwung im II. Quartal von nahezu allen Nachfragekomponenten getragen. Die Exporte i. w. S. wuchsen real um 81/2%, die Importe um 41/4%; der Außenbeitrag verbesserte sich dadurch erheblich. Die günstige Einkommenssituation der privaten Haushalte ermöglichte eine deutliche Ausweitung der Konsumausgaben (real +3,3%), und die Unternehmen investierten aufgrund der hervorragenden Wirtschaftslage und der anhaltend guten Aussichten kräftig in Ausrüstungen (+7,3%). Relativ verhalten entwickelten sich die Bauinvestitionen mit einer realen Steigerung um lediglich 1,3% (Nichtwohnbauinvestitionen +1,6%, Wohnbauinvestitionen +0,9%). Kaum gestiegen ist auch der öffentliche Konsum (real +0,5%), vor allem aufgrund der Sparbestrebungen im öffentlichen Haushalt.

Während der negative reale Außenbeitrag niedriger ausfiel als im Jahr zuvor, ergab sich durch den starken Anstieg der Importpreise eine erhebliche Verschlechterung des nominellen Außenbeitrags. Nach ersten Schätzungen dürften die Warenimporte im II. Quartal um 9,8% teurer gewesen sein als im Vorjahr. Da sich die Ausfuhrpreise mit rund +3% viel weniger erhöhten, war eine beträchtliche Verschlechterung der Terms of Trade zu verzeichnen.

Von der starken Auslandsnachfrage profitierte vor allem die Sachgütererzeugung. Sie steigerte ihren Nettoproduktionswert im II. Quartal real um 7,7% (I. Quartal +7,5%), trotz der geringeren Zahl an Arbeitstagen. Die lebhafte Konsumnachfrage und die hervorragende Entwicklung des Außenhandels ermöglichten im Handel einen Anstieg der realen Wertschöpfung von 3,4%, während das Bauwesen mit 1,4% eher verhalten wuchs.

Das Beherbergungs- und Gaststättenwesen verzeichnete im II. Quartal ein reales Wachstum von 4,4%. Überdurchschnittlich expandierte auch das Verkehrs- und Nachrichtenwesen mit 5,2%. Neben dem anhaltenden Wachstum im Telekommunikationsbereich hatte hier die gute Konjunkturlage eine merkliche Ausweitung der Transporttätigkeit zur Folge. Gering war hingegen die Wertschöpfungssteigerung in der öffentlichen Verwaltung (+0,4%) und – aufgrund von Hitzeschäden – in der Land- und Forstwirtschaft (+0,2%).

Der BIP-Deflator stieg wie im I. Quartal (+0,3%) auch im zweiten Vierteljahr im Vorjahresvergleich kaum (+0,2%). Der Effekt der Steigerung des Konsumdeflators von 1,8% auf den BIP-Deflator wurde durch die starke Verteuerung der Importe deutlich abgeschwächt.

Übersicht 1: Ergebnisse der vierteljährlichen Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung
 

1999

2000

 

I. Quartal

II. Quartal

III. Quartal

IV. Quartal

I. Quartal

II. Quartal

 

Veränderung gegen das Vorjahr in %

             

Nominell

           

Konsumausgaben insgesamt

+ 2,7

+ 2,4

+ 3,4

+ 4,2

+ 4,3

+ 4,4

  Private Haushalte1)

+ 2,6

+ 2,3

+ 3,7

+ 4,6

+ 4,9

+ 5,1

  Staat

+ 2,8

+ 2,8

+ 2,4

+ 2,9

+ 2,7

+ 2,6

Bruttoinvestitionen

- 0,8

+ 2,2

+ 2,6

- 1,0

+ 3,3

+ 3,6

  Bruttoanlageinvestitionen

- 0,2

+ 4,1

+ 6,7

+ 3,4

+ 5,9

+ 5,2

    Aurüstungen

- 0,7

+ 4,5

+ 7,6

+ 1,0

+ 5,6

+ 6,6

    Bauten

- 1,1

+ 3,1

+ 5,5

+ 3,9

+ 4,8

+ 3,2

Exporte

- 2,1

+ 3,9

+ 6,8

+ 7,1

+ 13,1

+ 11,7

  Waren

+ 2,8

+ 3,6

+ 6,9

+ 10,5

+ 13,6

+ 19,7

  Dienstleistungen

- 10,5

+ 4,6

+ 6,5

+ 0,6

+ 12,1

- 6,8

Importe

- 3,0

+ 0,1

+ 7,7

+ 8,8

+ 14,2

+ 12,7

  Waren

+ 2,3

+ 4,7

+ 8,1

+ 7,4

+ 8,2

+ 16,7

  Dienstleistungen

- 15,9

- 9,5

+ 6,7

+ 11,9

+ 32,3

+ 3,0

Bruttoinlandsprodukt

+ 2,1

+ 2,6

+ 3,1

+ 4,0

+ 4,3

+ 4,1

             

Real, zu Preisen von 1995

           

Konsumausgaben insgesamt

+ 1,6

+ 1,7

+ 2,6

+ 2,9

+ 2,9

+ 2,5

  Private Haushalte1)

+ 1,8

+ 1,9

+ 3,3

+ 3,6

+ 3,7

+ 3,3

  Staat

+ 1,1

+ 1,2

+ 0,7

+ 1,1

+ 0,6

+ 0,5

Bruttoinvestitionen

- 1,1

+ 1,7

+ 1,5

- 2,3

+ 1,7

+ 2,8

  Bruttoanlageinvestitionen

- 0,7

+ 3,6

+ 5,7

+ 2,2

+ 4,6

+ 4,4

    Aurüstungen

+ 0,4

+ 6,1

+ 8,6

+ 1,9

+ 5,5

+ 7,3

    Bauten

- 3,2

+ 1,0

+ 3,2

+ 1,5

+ 2,3

+ 1,3

Exporte

- 0,9

+ 6,3

+ 4,6

+ 4,3

+ 10,6

+ 8,4

  Waren

+ 4,9

+ 6,9

+ 4,5

+ 7,3

+ 10,3

+ 16,1

  Dienstleistungen

- 11,7

+ 5,1

+ 4,9

- 1,8

+ 11,4

- 9,2

Importe

+ 0,7

- 2,5

+ 5,9

+ 3,9

+ 6,7

+ 4,3

  Waren

+ 7,2

+ 1,8

+ 6,5

+ 1,8

- 0,1

+ 6,3

  Dienstleistungen

- 16,0

- 11,9

+ 4,7

+ 8,2

+ 29,4

- 0,7

Bruttoinlandsprodukt

+ 1,0

+ 1,4

+ 2,5

+ 3,3

+ 3,9

+ 3,8

Sachgütererzeugung

- 0,0

+ 0,8

+ 2,8

+ 5,3

+ 7,5

+ 7,7

             
 

Saisonbereinigt, Veränderung gegen das Vorquartal in %

             

Bruttoinlandsprodukt real

+ 0,6

+ 0,3

+ 1,2

+ 1,2

+ 0,8

+ 0,8

 1)  Einschließlich privater Organisationen ohne Erwerbszweck.

Abbildung 1: Wachstum des Bruttoinlandsproduktes

Veränderung gegen das Vorjahr (Vorquartal) in %

Q: WIFO.