13. September 2000 • Außenhandel profitiert von internationalem Aufschwung und niedrigem Euro-Kurs • Marcus Scheiblecker

Die anhaltende Schwäche des Euro und die ausgezeichnete Lage der Weltwirtschaft ermöglichten in Österreich und dem Euro-Raum bedeutende Exportsteigerungen. Allerdings erhöhte sich der Wert der österreichischen Importe aufgrund des niedrigen Wechselkurses und der hohen Rohölpreise noch stärker, was zu einer erheblichen Verschlechterung der Leistungsbilanz im 1. Halbjahr beitrug. Die heimische Wirtschaft expandiert kräftig; Unternehmensbefragungen lassen jedoch für die nahe Zukunft keine zusätzliche Beschleunigung erwarten. Im August stieg die Zahl der unselbständig Beschäftigten trotz der guten Konjunktur saisonbereinigt nicht weiter, die saisonbereinigte Arbeitslosenquote sank jedoch abermals geringfügig.

Von Jänner bis Mai 2000 wuchs die österreichische Sachgüterproduktion gegenüber dem Vorjahr real um 12,5%. Besonders profitierten die Hersteller von Vorleistungsprodukten, die Kraftfahrzeugzulieferer und die Investitionsgüterindustrie. Die Auftragslage der Sachgütererzeuger liegt ebenso wie die Kapazitätsauslastung deutlich über dem Durchschnitt der letzten Jahre. Die Unternehmensbefragungen des WIFO vom Juli zeigen eine Stabilisierung der Einschätzung der künftigen Geschäftslage auf hohem Niveau, jedoch keine weitere Aufwärtstendenz.

Die anhaltend gute Stimmung im exportorientierten Sektor geht vor allem auf den durch den hohen Dollarkurs verringerten effektiven Wechselkurs und die gute Auslandskonjunktur zurück. So stiegen die Warenversendungen Österreichs in Nicht-EU-Länder in den ersten fünf Monaten 2000 um 22,4%. Aber auch die starke binneneuropäische Konjunktur trägt zum Exportwachstum bei, die Exporte Österreichs in die EU-Länder erhöhten sich im selben Zeitraum um 15%.

Erwartungsgemäß positiv entwickelte sich der Konsum der privaten Haushalte. Der Einzelhandelsumsatz ohne Pkw lag real um 4,4% über dem Vorjahreswert.

Schleppend entwickelt sich hingegen die Nächtigungsbilanz im österreichischen Sommertourismus. Während die Zahl der Übernachtungen von heimischen Urlaubern zwischen Mai und Juli etwas höher war als im Vorjahr (+2%), blieb jene der Gäste aus dem Ausland um 1,4% darunter; insgesamt war ein Rückgang von 0,3% zu verzeichnen. Vor allem Touristen aus Frankreich, Belgien und Italien blieben in den ersten drei Monaten der Sommersaison vermehrt aus. Dennoch wurden die Umsätze im Tourismus nominell um 5½% gesteigert.

Die Inflationsrate erreichte in Österreich im Juli 2,8% und entsprach damit etwa jener des Vormonats (+2,7%). Der deutliche Anstieg des allgemeinen Preisniveaus gegenüber dem Vorjahr geht auf die erhebliche Verteuerung von Treibstoffen, mehrere Gebührenerhöhungen und einen kräftigen Anstieg der Saisonwarenpreise zurück. Ohne diese Sondereffekte wäre die Inflationsrate nur halb so hoch gewesen. Falls die Rohölpreise anhaltend hoch bleiben, hätte dies ungünstige Auswirkungen auf die Jahresinflationsrate und die real verfügbaren Einkommen.

Laut AMS war die Arbeitslosenquote im August mit 4,6% wesentlich niedriger als im Vorjahr. Die vom WIFO um Saisoneffekte bereinigte Arbeitslosenquote ging abermals zurück (Juli 5,8%, August 5,7%). Hingegen erhöhte sich die Beschäftigung saisonbereinigt nicht weiter.

Nähere Informationen entnehmen Sie bitte dem WIFO-Monatsbericht 9/2000!