10. August 2000 • Rückgang der Arbeitslosigkeit, aber sprunghafter Preisanstieg • Ewald Walterskirchen

Die Konjunktur ist weiterhin aufwärtsgerichtet. Der Produktionsindex für den Sachgüterbereich stieg im April gegenüber dem Vorjahr um 12%. Entscheidende Impulse kamen vom Export und den Investitionen. Im Einklang mit der günstigen Konjunktur geht die Arbeitslosigkeit deutlich zurück, das Beschäftigungswachstum hat sich jedoch abgeschwächt. Die Inflationsrate stieg im Juni sprunghaft auf 2,7%. Dazu trugen die Anhebung der Verbrauchsabgaben ½ Prozentpunkt und die hohen Energiepreise 1 Prozentpunkt bei.

Der Aufschwung der österreichischen Konjunktur setzt sich unvermindert fort. In den ersten vier Monaten dieses Jahres übertraf die Sachgüterproduktion das Vorjahresniveau um fast 12%. Vor allem die Erzeugung von Investitionsgütern und Vorprodukten wurde stark ausgeweitet. Ein günstiges Bild zeichnen auch die WIFO-Konjunkturumfragen und die Auftragsstatistik.

Eine wichtige Konjunkturstütze ist der Export, der von der guten Auslandskonjunktur und dem Wertverlust des Euro profitiert. Die Ausfuhr in die EU konnte in den ersten vier Monaten um 12%, in Drittländer sogar um 17% ausgeweitet werden.

Auch der private Konsum floriert, von den Nettoeinkommenseffekten der Steuerreform und des "Familienpakets" begünstigt: Die realen Einzelhandelsumsätze (ohne Pkw) stiegen in den ersten vier Monaten um 4%, die Pkw-Neuzulassungen kamen nicht ganz an das Vorjahresniveau heran.

Für den Tourismus begann die Sommersaison nur mäßig. Die nominellen Umsätze waren zwar im Mai und Juni um etwa 4% höher als im Vorjahr, real blieben sie jedoch deutlich hinter der Entwicklung in anderen Branchen und auf den internationalen Tourismusmärkten zurück. Die Zahl der Ausländernächtigungen sank um 4,5%, vor allem Kärnten (–11,5%) erlitt empfindliche Einbußen. Es kamen viel weniger Gäste aus dem Euro-Raum, aber wegen des niedrigen Euro-Kurses mehr aus den USA, aus Großbritannien und der Schweiz.

Die Verbraucherpreise ziehen in Österreich derzeit rascher an als in der Euro-Zone. Die Anhebung der motorbezogenen Versicherungssteuer und anderer Abgaben sowie die weitere Verteuerung der Energie ließen die Inflationsrate im Juni auf 2,7% steigen, den höchsten Wert seit 1994. Die Erhöhung der kollektivvertraglichen Löhne (+2,0%) bleibt damit unter der aktuellen Inflationsrate.

Die Arbeitslosigkeit sinkt in Österreich stärker als die Beschäftigung steigt. Ein Teil der bisher Arbeitslosen weicht also in die Nicht-Erwerbstätigkeit aus. Gemeinsam mit dem Rückgang des inländischen Arbeitskräfteangebotes deutet dies auf einen verstärkten Übergang in die vorzeitige Alterspension hin, ehe der Zugang erschwert wird.

Die Zunahme der Beschäftigung (+17.000 im Juli) hat sich im Vergleich zum Frühjahr etwa halbiert. Die Zahl der inländischen Arbeitnehmer erhöhte sich gegenüber dem Vorjahr um rund 5.000. Gleichzeitig waren um 27.500 Arbeitslose weniger vorgemerkt. Besonders groß war der Rückgang der Arbeitslosigkeit in der Altersgruppe der über 50-Jährigen (–8.600). Angesichts der schwachen Beschäftigungsentwicklung scheint dies hauptsächlich Vorzieheffekte (vorzeitige) Alterspension) und weniger eine Zunahme der Arbeitsplätze für Ältere widerzuspiegeln.

Nähere Informationen entnehmen Sie bitte dem WIFO-Monatsbericht 8/2000!