26. Juli 2000 • Deutliche Erhöhung der Investitionspläne. Ergebnisse des WIFO-Investitionstests vom Frühjahr 2000 • Michael Pfaffermayr, Kurt Kratena

Im jüngsten WIFO-Investitionstest (der in Zusammenarbeit mit der EU (DG ECFIN) durchgeführt wird) korrigierten die befragten Unternehmen aus Sachgütererzeugung, Bauwirtschaft, Elektrizitätsversorgung sowie Verkehrs- und Versorgungsbetrieben und Sondergesellschaften ihre Investitionspläne für 2000 deutlich nach oben, sie wollen um 13,1% mehr ausgeben als im Vorjahr. Die Sachgütererzeuger werden angesichts der äußerst günstigen Konjunktur ihre Investitionen um 19,8% steigern (nach +4,8% 1999). Einschließlich der in der Umfrage nicht erfassten Bereiche (wie Dienstleistungen, öffentlicher Sektor) werden die Bruttoanlageinvestitionen 2000 nach der jüngsten WIFO-Prognose voraussichtlich real um 4,3% zunehmen (nach +2,9% 1999).

Die österreichische Sachgütererzeugung folgt im Einklang mit der Entwicklung in den anderen EU-Ländern einem steilen Wachstumspfad. Gemäß der jüngsten WIFO-Prognose ist für das Jahr 2000 eine Produktionsausweitung von 6,3%, für 2001 von 5,0% zu erwarten. In allen EU-Ländern schätzen die Unternehmen die Konjunktur äußerst optimistisch ein, allerdings in nach Ländern unterschiedlichem Ausmaß. Der jüngste WIFO-Konjunkturtest (in Zusammenarbeit mit der EU) ergibt für die österreichische Sachgüterindustrie im Jahr 2000 ebenfalls ein sehr optimistisches Bild. Die Indikatoren weisen seit mehreren Monaten saisonbereinigt aufwärts und signalisieren Optimismus bezüglich des Anhaltens der günstigen Konjunktur in den nächsten Monaten. Allerdings zeigt die Entwicklung des Indikators für die "Beurteilung der Geschäftslage", dass eine weitere Beschleunigung des Wachstums im 2. Halbjahr unwahrscheinlich ist und sich eher eine Stabilisierung der Wachstumsrate auf hohem Niveau einstellen wird.

Österreich bietet ausgezeichnete Investitionsbedingungen. Das Nachfragewachstum hat sich beschleunigt, die Tendenz der letzten Jahre zur Verbesserung der Lohnstückkostenposition hält an. Basierend auf hohen Produktivitätssteigerungen bei relativ zurückhaltender Lohnpolitik prognostiziert das WIFO für das Jahr 2000 einen weiteren Rückgang der relativen Lohnstückkosten um 3,2% (gegenüber einem gewichteten Durchschnitt der Handelspartner). Die Gewinnentwicklung der letzten Jahre dürfte die Investitionsbereitschaft ebenfalls unterstützen, obwohl die durchschnittliche Cash-Flow-Quote 1999 das Niveau des Jahres 1998 aufgrund der schwachen Nachfrageentwicklung im 1. Halbjahr kaum überschreiten dürfte. Auch der Rückgang der Prime-Rate zeigt, dass die Finanzierungsbedingungen für Investitionen derzeit trotz anziehender Zinsen günstig sind.

Abbildung 1: Konjunkturindikatoren der Industrie

Salden aus optimistischen und pessimistischen Einschätzungen in % aller Meldungen; saisonbereinigt, mittelwertbereinigt

Angesichts der überaus günstigen Konjunkturentwicklung haben die Unternehmen der Sachgütererzeugung ihre ursprünglich vorsichtigen Ansätze aus der WIFO-Herbsterhebung 1999 deutlich hinauf revidiert und planen nun für das Jahr 2000 ein Investitionsvolumen von 96,5 Mrd. S; das entspricht einer Steigerung gegenüber dem Vorjahr um 19,8%. Die Investitionsquote steigt damit auf ein überdurchschnittliches Niveau von 6,8%, wie es nur in Phasen der Hochkonjunktur zu beobachten ist. Die starke Ausweitung der Investitionen betrifft alle Sektoren, vor allem die Hersteller von dauerhaften Konsumgütern, die Kraftfahrzeugzulieferer und die Investitionsgüterindustrie. In Kärnten, Vorarlberg, Oberösterreich und Wien ist, teilweise aufgrund von größeren Investitionsprojekten einzelner Unternehmen, ein besonders starker Zuwachs zu erwarten, während die Investitionen in Tirol und im Burgenland zurückgehen.

Die Bauunternehmen haben ihre Investitionspläne für 2000 im jüngsten WIFO-Investitionstest ebenfalls hinaufkorrigiert. Die kräftige Nachfrage im Nichtwohnbau stützte die Bautätigkeit, während der Wohnungsneubau schrumpft. Seit Jahresbeginn hat sich auch der sonstige Hochbau weiter belebt. Der allgemeine Konjunkturaufschwung spiegelt sich im zunehmenden Optimismus der Bauunternehmer. Unter Berücksichtung der Tatsache, dass die Investitionspläne nicht immer vollständig realisiert werden, ist für 2000 eine nominelle Steigerung der Investitionen um 5% zu erwarten.

Die Investitionstätigkeit der Elektrizitätswirtschaft wird sich im Jahr 2000 nach massiven Rückgängen seit dem Boomjahr 1997 (Fertigstellung des Kraftwerks Freudenau) stabilisieren und um nur 4,4% unter dem Vorjahresniveau bleiben. Dabei rechnen der Verbundkonzern mit einer Abnahme um 21,0% und die Landesgesellschaften mit –6,2%.

Die Verkehrs- und Versorgungsbetriebe planen eine Ausweitung ihrer Investitionen um 5,9%. Die Verkehrsbetriebe (einschließlich des U-Bahnbaus in Wien), die fast 40% des Investitionsvolumens der Verkehrs- und Versorgungsbetriebe aufbringen, wollen um 12,7% mehr investieren.

Nähere Informationen entnehmen Sie bitte dem WIFO-Monatsbericht 7/2000!