14. Juli 2000 • Agrarsektor 1999: Produktion steigt, Einkommensdruck hält an. Entwicklung der Land- und Forstwirtschaft in den Bundesländern • Matthias Schneider

Die Land- und Forstwirtschaft erhöhte 1999 ihre Produktion und Wertschöpfung gemessen am Volumen kräftig. Beide Größen erreichten einen neuen Spitzenwert. Dem Werte nach war der agrarische Rohertrag allerdings etwas niedriger als im Vorjahr, weil die Preise nachgaben. Das aus dem Agrarsektor insgesamt erwirtschaftete Einkommen sank (nach Verlusten in den drei vorangegangenen Jahren) auch 1999. Die Rohertragseinbußen gehen primär auf den Einbruch des Schweinemarktes zurück. Das planmäßige Auslaufen der degressiven Ausgleichszahlungen im Vorjahr 1998 drückte das Ergebnis 1999 zusätzlich. Regional waren die Unterschiede gering.

Krise auf dem Schweinemarkt und niedrigere Direktzahlungen drücken Agrareinkommen

Im Pflanzenbau belastete eine gute Ernte die Märkte; zudem hielt die Krise auf dem Schweinemarkt an. Die sinkenden Preise drückten den Wert der agrarischen Endproduktion auf rund 62,4 Mrd. S (–1% gegenüber dem Vorjahr). Die aus der Land- und Forstwirtschaft erwirtschafteten Einkommen waren mit rund 31,2 Mrd. S um etwa 3,0% niedriger als 1998.

1994 und 1995 waren die bisher letzten guten Agrarjahre. Seither stehen die Agrareinkommen unter Druck, die Disparität im Vergleich zu den Arbeitnehmern wurde größer. Auch im Vergleich mit der EU blieben die Einkommen der österreichischen Bauern seit Mitte der neunziger Jahre zurück.

Rohertragseinbußen im Burgenland, in Niederösterreich, der Steiermark, Kärnten und Vorarlberg

1999 divergierte die Entwicklung des agrarischen Rohertrags nach Bundesländern ungewöhnlich wenig. Wien erhöhte als einziges Bundesland den Rohertrag seiner Agrarwirtschaft mit +6,6% deutlich; der Zuwachs ist vornehmlich einer sehr guten Obsternte zu danken. In Oberösterreich, Salzburg und Tirol stagnierte der agrarische Ertrag. In Oberösterreich glichen Zuwächse in den Sparten Rinder und Milch die hier unterdurchschnittlichen Verluste der Schweinehalter und im Pflanzenbau etwa aus. In Salzburg standen Einbußen infolge einer schwachen Obsternte und eines reduzierten Holzeinschlags einer kräftigen Steigerung der Rinder- und Milchproduktion gegenüber. Auch in Tirol wogen bessere Ergebnisse der Rinder- und Milcherzeugung Einbußen im Obstbau, in der Schweinehaltung und in der Forstwirtschaft weitgehend auf.

Für Vorarlberg, die Steiermark, Kärnten und Niederösterreich wurden leichte Rohertragseinbußen zwischen 0,6% und 1,3% ermittelt. Die geringen Verluste der Vorarlberger Land- und Forstwirtschaft wurden durch eine Missernte an Obst geprägt, in der Tierhaltung und in der Forstwirtschaft waren Zuwächse zu verzeichnen. Die Steiermark wurde von der Krise auf dem Schweinemarkt überdurchschnittlich getroffen, und auch die Rinderhalter erlitten Einbußen. Die Erträge aus dem Pflanzenbau stagnierten. Die Milchviehhaltung und die Forstwirtschaft entwickelten sich günstig. In Kärnten wurde etwas weniger Holz eingeschlagen als 1998, die Obsternte war gering. Die resultierenden Ertragseinbußen wurden durch bessere Ergebnisse in der Tierhaltung (ausgenommen Schweine) nur zum Teil ausgeglichen. In Niederösterreich übertrafen schwere Einbußen in der Schweine-, Geflügel- und Rinderhaltung die Zuwächse aus der guten Wein- und Obsternte sowie aus einer höheren Milchlieferleistung. Die burgenländische Land- und Forstwirtschaft erlitt 1999 mit –3,5% den stärksten Ertragsrückgang. Eine geringere Weinernte sowie überdurchschnittliche Verluste in allen wichtigen Sparten der Tierhaltung waren hiefür verantwortlich.

Direktzahlungen gekürzt

An Direktzahlungen aus öffentlichen Mitteln wurden 1999 an die Agrarbetriebe rund 17,3 Mrd. S ausgeschüttet, um 1,1 Mrd. S oder 6,7% weniger als im Vorjahr. Im Durchschnitt der Bundesländer entsprachen die Subventionen etwa 35% des Wertes der landwirtschaftlichen Endproduktion. Regional streuten die Subventionen zwischen 28% in der Steiermark und 49% in Vorarlberg. In Wien sind sie mit rund 3% untypisch niedrig. Dies zeigt die große Bedeutung dieser Transfers für die Rentabilität der Erzeugung und für die Einkommensbildung in der Landwirtschaft unter den Bedingungen der EU-Agrarpolitik.

Nähere Informationen entnehmen Sie bitte dem WIFO-Monatsbericht 7/2000!