11. Juli 2000 • Österreichs Direktinvestitionen im Osten 6 Mrd. $ • Jan Stankovsky

Österreichs Neuinvestitionen in den Oststaaten erreichten 1999 1,1 Mrd. $ (14,0 Mrd. S). Auf Schillingbasis entsprach dies dem Wert von 1998, auf Dollarbasis ergab sich ein Rückgang um 4%. Für die Oststaaten waren 40% aller österreichischen Direktinvestitionen im Ausland bestimmt. Im Jahr 2000 ist ein weiterer Anstieg der Investitionsströme nach Osteuropa zu erwarten.

Das bisher größte Investitionsprojekt im Osten wurde Anfang 1999 realisiert: Die Erste Bank erwarb im Rahmen der Privatisierung in Tschechien 52% des Kapitals der "Ceska Sporitelna" (Tschechische Sparkasse) um 524 Mio. $ (7,5 Mrd. S). Die Erste überlegt zudem eine Beteiligung an der Privatisierung des Sparkassensektors in der Slowakei, möglicherweise auch in anderen Oststaaten.

Ungarn war bis 1996 das wichtigste Zielland für österreichische Direktinvestitionen in Osteuropa; die Investitionsbeträge sanken aber kontinuierlich auf nur 51 Mio. $ im Jahr 1999. Tschechien stand 1998 und 1999 an der ersten Stelle der Zielländer mit jeweils 0,3 Mrd. $. Im Hinblick auf die Rezession in diesem Land erscheint ein solches Ergebnis überraschend. Investitionsentscheidungen werden allerdings vor allem aufgrund von langfristigen Erwartungen und Investitionsmöglichkeiten getroffen. Überdies hat Tschechien die Anreize für Investitionen erhöht.

In Polen blieben die österreichischen Direktinvestitionen bis 1996 schwach; 1997 wurde dieses Land mit einem Kapital von 0,3 Mrd. $ zum wichtigsten Investitionsziel im Osten; in den Folgejahren wurde aber dieses hohe Niveau nicht ganz gehalten. Die österreichischen Direktinvestitionen in der Slowakei betragen rund 50 Mio. $ pro Jahr. Nur 1998 erreichten sie 134 Mio. $. Trotz des Krieges im Kosovo im Frühjahr 1999 stiegen die Investitionen im Balkan, insbesondere in Slowenien und Kroatien. In Russland erhöhten sich die Direktinvestitionen von 52 Mio. $ 1998 auf 159 Mio. $ im Jahr 1999; erstmals ist Russland damit ein wichtiges Zielland. Die 10 EU-Beitrittskandidaten erhielten 775 Mio. $, 72% aller österreichischen Direktinvestitionen im Osten.

Der Bestand an österreichischen Direktinvestitionen im Osten vergrößerte sich von 0,5 Mrd. $ (5,3 Mrd. S) im Jahr 1990 auf 5,8 Mrd. $ (79,6 Mrd. S) im Jahr 1999. Der Anteil des Ostens an den gesamten Direktinvestitionen Österreichs im Ausland stieg von 11,0% 1990 auf 33,2% 1999. Am Investitionsbestand im Osten partizipierten 1999 Ungarn mit 27,8% (1,6 Mrd. $), Tschechien mit 25,7%, Polen mit 11,2%, Slowenien mit 9,3% und die Slowakei mit 9,1%. 86,5% des Investitionsbestands entfielen auf die 10 EU-Beitrittskandidaten.

Positionsverluste im Jahr 1999

Im Jahr 1999 war Österreich mit 4,3% an den gesamten Neuinvestitionen im Osten beteiligt. Dieser Anteil war etwas geringer als 1998 (4,7%) und 1997. Der Rückgang hatte zum Teil "statistische" Ursachen – die Abwertung des Schillings (bzw. des Euro) gegenüber dem Dollar. Der Hauptgrund war aber die Verringerung der Direktinvestitionen in Mitteleuropa. Der österreichische Anteil sank von 9,2% 1997 auf 7,4% 1998 und nur 5,1% 1999 – den zweitniedrigsten Wert seit der Ostöffnung 1989. Österreichs Marktposition hat sich in fast allen Ländern dieser Region verschlechtert: In Ungarn schrumpfte der Anteil an den Neuinvestitionen von 11,6% 1997 auf nur 2,6% 1999, in Tschechien von 14,3% auf 5,0%, in Polen von 5,6% auf 3,1%.

Am Bestand der ausländischen Direktinvestitionen im Osten war Österreich Ende 1999 mit 4,7% beteiligt, in Mitteleuropa mit 7,1%. Statistiken der Partnerländer – die den Kapitalzufluss aus Österreich erfassen – zeigen etwas höhere Anteile von 6,5% bzw. 9,8%.

Nähere Informationen entnehmen Sie bitte der Studie "WIIW-WIFO Database: Foreign Direct Investment in Central and East European Countries and the Former Soviet Union" von Gábor Hunya (WIIW) und Jan Stankovsky (WIFO), 50 Seiten, ATS 650,– bzw. EUR 47,24 (erscheint halbjährlich; Bestellungen bitte an das WIFO, z. Hd. Frau Christine Kautz, Tel. +43 1 798 26 01/282, Fax +43 1 798 93 86, E-Mail Christine.Kautz@wifo.ac.at)