4. Juli 2000 • Kräftiger Wirtschaftsaufschwung zu Jahresbeginn – Österreichs BIP +3,9% • Marcus Scheiblecker

Die gesamtwirtschaftliche Produktion stieg im I. Quartal 2000 gegenüber dem Vorjahr real um 3,9%. Neben der dank der regen Exportnachfrage rasch zunehmenden Sachgüterproduktion löste die anhaltende Expansion des privaten Konsums auch in anderen Branchen verstärktes Wachstum aus. Saisonbereinigt wuchs Österreichs Wirtschaft mit knapp +1,1% ebenso stark wie im Vorquartal.

Die VGR-Quartalsrechnung weist für das erste Vierteljahr einen ungebrochen kräftigen Anstieg der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage aus. Am deutlichsten nahm die Auslandsnachfrage zu, der Export i. w. S. lag real um 9,1% über dem Vorjahresniveau. Die gute Konjunktur und der anhaltende Optimismus bezüglich der künftigen Entwicklung veranlassten die Unternehmen, ihre Ausrüstungsinvestitionen real um 7,1% auszuweiten. Sogar im tendenziell stagnierenden Bausektor nahmen die realen Investitionen zu (+6,8%), vor allem dank der heuer wesentlich besseren Witterungsbedingungen. Die Wohnbauinvestitionen waren trotz der zwei zusätzlichen Werktage im I. Quartal und des günstigeren Wetters um nur 2,8% höher als im Vorjahr, die Investitionen der anderen Sparten (Wirtschaftsbau und Tiefbau) um rund 10½%.

Abbildung 1: Wachstum des Bruttoinlandsproduktes

Veränderung gegen das Vorjahr (Vorquartal) in %

Q: WIFO.

Die Konsumausgaben der privaten Haushalte erhöhten sich, gestützt durch die fiskalpolitisch expansiven Effekte des "Familienpaketes" und der Steuerreform, real um 3,0%. Davon profitierte auch der Import i. w. S., er wuchs aber in realer Rechnung mit +6% schwächer als der Export. Zu laufenden Preisen stieg die Wareneinfuhr aufgrund der deutlichen Rohölverteuerung jedoch wesentlich stärker als die Ausfuhr, sodass der nominelle Außenbeitrag des Warenhandels stark negativ war.

Von der lebhaften Auslandsnachfrage profitierte in erster Linie die Sachgütererzeugung, ihre reale Wertschöpfung lag im I. Quartal 2000 um 7,4% über dem schwachen Vorjahreswert. Kräftig expandierten auch der Handel (+4,6%) und der Bereich "Verkehr und Nachrichtenübermittlung" (+4,9%). Die guten Ergebnisse der EDV-Branche und der unternehmensnahen Dienstleistungen schlugen sich in einem überdurchschnittlichen Wachstum des Sektors "Realitätenwesen" nieder (+3,8%). Am schwächsten entwickelte sich aufgrund des knappen Budgets die Wertschöpfung der öffentlichen Verwaltung (rund +½%).

Der BIP-Deflator – Indikator der Preisveränderung von im Inland produzierten Waren – stieg im I. Quartal 2000 um 0,9%.

Übersicht 1: Ergebnisse der vierteljährlichen Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung
 

1998

1999

2000

 

I. Quartal

II. Quartal

III. Quartal

IV. Quartal

I. Quartal

II. Quartal

III. Quartal

IV. Quartal

I. Quartal

 

Veränderung gegen das Vorjahr in %

                   

Konsumausgaben insgesamt


+ 1,8


+ 3,2


+ 3,1


+ 2,0


+ 2,7


+ 2,4


+ 3,4


+ 4,2


+ 3,8

  Private Haushalte1)

+ 1,8

+ 2,9

+ 2,8

+ 1,4

+ 2,6

+ 2,3

+ 3,7

+ 4,6

+ 4,2

  Staat

+ 1,8

+ 4,1

+ 4,1

+ 3,9

+ 2,8

+ 2,8

+ 2,4

+ 2,9

+ 2,9

Bruttoinvestitionen

+ 11,0

+ 9,4

+ 5,6

+ 5,3

- 0,8

+ 2,2

+ 2,6

- 1,0

+ 6,3

  Bruttoanlageinvestitionen

+ 11,1

+ 10,2

+ 6,3

+ 6,6

- 0,2

+ 4,1

+ 6,7

+ 3,4

+ 9,0

    Aurüstungen

+ 15,3

+ 13,9

+ 6,0

+ 5,5

- 0,7

+ 4,5

+ 7,6

+ 1,0

+ 7,1

    Bauten

+ 7,1

+ 7,4

+ 5,8

+ 6,5

- 1,1

+ 3,1

+ 5,5

+ 3,9

+ 9,6

Exporte

+ 15,3

+ 10,2

+ 3,7

+ 7,9

- 2,1

+ 3,9

+ 6,8

+ 7,1

+ 11,7

  Waren

+ 15,0

+ 9,0

+ 7,5

+ 3,2

+ 2,8

+ 3,6

+ 6,9

+ 10,5

+ 12,1

  Dienstleistungen

+ 15,7

+ 13,3

- 2,8

+ 18,5

- 10,5

+ 4,6

+ 6,5

+ 0,6

+ 10,8

Importe

+ 12,5

+ 8,8

+ 3,5

+ 3,3

- 3,0

+ 0,1

+ 7,7

+ 8,8

+ 13,5

  Waren

+ 12,4

+ 7,1

+ 4,4

+ 4,2

+ 2,3

+ 4,7

+ 8,1

+ 7,4

+ 15,4

  Dienstleistungen

+ 12,9

+ 12,3

+ 1,7

+ 1,5

- 15,9

- 9,5

+ 6,7

+ 11,9

+ 7,5

                   

Bruttoinlandsprodukt

+ 5,7

+ 3,6

+ 2,8

+ 2,3

+ 2,1

+ 2,6

+ 3,1

+ 4,0

+ 4,9

                   

Real, zu Preisen von 1995

                 

Konsumausgaben insgesamt


+ 1,2


+ 2,3


+ 2,1


+ 1,1


+ 1,6


+ 1,7


+ 2,6


+ 2,9


+ 2,4

  Private Haushalte1)

+ 1,1

+ 2,3

+ 2,0

+ 0,8

+ 1,8

+ 1,9

+ 3,3

+ 3,6

+ 3,0

  Staat

+ 1,5

+ 2,2

+ 2,2

+ 2,0

+ 1,1

+ 1,2

+ 0,7

+ 1,1

+ 0,9

Bruttoinvestitionen

+ 9,6

+ 7,5

+ 3,9

+ 3,8

- 1,1

+ 1,7

+ 1,5

- 2,3

+ 4,8

  Bruttoanlageinvestitionen

+ 9,7

+ 8,4

+ 4,6

+ 5,1

- 0,7

+ 3,6

+ 5,7

+ 2,2

+ 7,6

    Aurüstungen

+ 15,3

+ 13,4

+ 5,6

+ 5,4

+ 0,4

+ 6,1

+ 8,6

+ 1,9

+ 7,1

    Bauten

+ 4,4

+ 4,7

+ 3,3

+ 4,2

- 3,2

+ 1,0

+ 3,2

+ 1,5

+ 6,8

Exporte

+ 19,0

+ 3,6

+ 2,5

+ 10,1

- 0,9

+ 6,3

+ 4,6

+ 4,3

+ 9,1

  Waren

+ 21,0

+ 0,9

+ 6,3

+ 6,1

+ 4,9

+ 6,9

+ 4,5

+ 7,3

+ 8,9

  Dienstleistungen

+ 15,5

+ 10,2

- 4,2

+ 19,1

- 11,7

+ 5,1

+ 4,9

- 1,8

+ 9,7

Importe

+ 16,8

+ 10,7

+ 2,2

- 0,8

+ 0,7

- 2,5

+ 5,9

+ 3,9

+ 6,0

  Waren

+ 18,0

+ 10,0

+ 3,1

- 0,8

+ 7,2

+ 1,8

+ 6,5

+ 1,8

+ 6,5

  Dienstleistungen

+ 13,7

+ 12,1

+ 0,3

- 1,0

- 16,0

- 11,9

+ 4,7

+ 8,2

+ 4,1

                   

Bruttoinlandsprodukt

+ 4,6

+ 2,8

+ 2,3

+ 2,0

+ 1,0

+ 1,4

+ 2,5

+ 3,3

+ 3,9

                   

  Sachgütererzeugung

+ 6,0

+ 5,6

+ 2,8

- 0,4

- 0,0

+ 0,8

+ 2,8

+ 5,3

+ 7,4

                   
 

Saisonbereinigt, Veränderung gegen das Vorjahr in %

                   

Bruttoinlandsprodukt, real

+ 1,4

+ 0,0

+ 0,3

+ 0,2

+ 0,5

+ 0,5

+ 1,3

+ 1,1

+ 1,1

 1)  Einschließlich privater Organisationen ohne Erwerbszweck.