21. Juni 2000 • Aktive Arbeitsmarktpolitik zur Bekämpfung der Langzeitarbeitslosigkeit. Ergebnisse einer Evaluierung des Nationalen Aktionsplans für Beschäftigung • Helmut Mahringer

Ein Schwerpunkt des Nationalen Aktionsplans für Beschäftigung (NAP) liegt in der Forcierung der aktiven Arbeitsmarktpolitik, insbesondere für Langzeitarbeitslose. Im Rahmen des NAP wurden innerhalb der Leitlinie 2 "Neustart für langzeitarbeitslose Erwachsene" Maßnahmen gesetzt, um Langzeitarbeitslosigkeit zu verhindern. Zur Förderung der Arbeitsintegration Langzeitarbeitsloser und von Langzeitarbeitslosigkeit Bedrohter werden verstärkt Beschäftigungs- und Schulungsmaßnahmen finanziert und durchgeführt.

Die Daten zur Entwicklung der Langzeitarbeitslosigkeit zeichnen ein auf den ersten Blick erfreuliches Bild, das neben der Steigerung der Ausgaben für aktive Arbeitsmarktpolitik auch auf die Zunahme der Beschäftigung zurückzuführen ist: Der seit 1999 verzeichnete Rückgang der Arbeitslosigkeit wirkte sich besonders stark auf die Langzeitarbeitslosigkeit aus – der Durchschnittsbestand der zwischen 6 und 12 Monate Arbeitslosen verringerte sich 1999 gegenüber 1998 um rund 7.700 (–21,9%), jener der über 12 Monate Arbeitslosen um knapp 6.300 (–16,3%), während die Arbeitslosenzahl insgesamt im Jahresdurchschnitt um 16.100 sank (–6,8%). Frauen waren von diesem Rückgang etwas stärker betroffen als Männer; jüngere Arbeitslose profitierten wesentlich stärker als ältere.

Die Übertrittsquote in die Langzeitarbeitslosigkeit betrug 1999 4,7% und lag damit bereits um 1,1 Prozentpunkte unter dem Planwert für 1999. Die Maßnahmen des NAP zeitigen also günstige Wirkungen auf Niveau und Struktur der Arbeitslosigkeit.

Es gibt jedoch deutliche Hinweise darauf, dass sich die Problematik längerfristiger Ausgrenzung vom Arbeitsmarkt im Jahr 1999 nicht in dem Maß geändert hat, wie es der Rückgang des Bestands an Arbeitslosen mit langer Vormerkdauer scheinen lässt:

  • Die Zunahme des Bestands an Schulungsteilnehmern (1999 +27%, +5.700 gegenüber dem Vorjahreswert) bedeutet eine Senkung der Zahl der vorgemerkten Arbeitslosen insgesamt wie auch der Langzeitarbeitslosen.
  • Trotz dieser schulungsbedingten Bestandsreduktion wurde 1999 die Zahl der Notstandshilfeempfänger zwar mit –8% (–7.600 im Jahresdurchschnitt 1999) etwas stärker reduziert als jene der Arbeitslosen insgesamt (–6,8%), jedoch deutlich weniger als die Zahl der Langzeitarbeitslosen: Der Bestand der über 6 Monate vorgemerkten Arbeitslosen ging im Jahresdurchschnitt 1999 um 19% zurück (–14.000; Abbildung 1).
  • Die Abgänge aus der Arbeitslosigkeit in die Beschäftigung stiegen insgesamt kräftig (+9,2%), die Abgänge aus der Langzeitarbeitslosigkeit haben sich aber gegenüber dem Vorjahr sowohl unter den 6 bis 12 Monate Arbeitslosen als auch unter den über ein Jahr Arbeitslosen verringert (Abbildung 2).
  • Die Zahl der Arbeitsaufnahmen nach Schulungsmaßnahmen trägt zur Verringerung des Bestands an Langzeitarbeitslosen bei; ein großer Teil der Bestandsveränderung ist jedoch auf die Verringerung der Übertrittsquoten in die Langzeitarbeitslosigkeit und insbesondere auf eine Zunahme der Abgänge aus der Langzeitarbeitslosigkeit in Positionen außerhalb von Erwerbstätigkeit zurückzuführen.

Abbildung 1: Durchschnittsbestand an Arbeitslosen und Schulungsteilnehmern

Veränderung gegen das Vorjahr

Q: WIFO, AMS.

Abbildung 2: Abgänge aus Arbeitslosigkeit und Schulung in Arbeit

Veränderung gegen das Vorjahr

Q: WIFO, AMS.

Um in der Maßnahmenplanung den tatsächlichen Problemen auf dem Arbeitsmarkt gerecht zu werden, müssen zusätzliche Indikatoren zur Messung längerfristiger Ausgrenzung vom Arbeitsmarkt berücksichtigt werden. Die hier verwendeten Kennzahlen lassen den Schluss zu, dass das im Rahmen des NAP eingesetzte arbeitsmarktpolitische Instrumentarium die Zielgruppen "Langzeitarbeitslose" und "vom Übertritt in Langzeitarbeitslosigkeit Bedrohte" erreicht hat. Es gibt Hinweise auf einen Anstieg der Arbeitsaufnahmen von Arbeitslosen nach Schulungsmaßnahmen; eine starke Wirkung der Maßnahmen auf die Reintegration von Langzeitarbeitslosen ins Arbeitsleben ist allerdings für das Jahr 1999 noch nicht zu erkennen. Einige der 1999 ausgeweiteten Maßnahmentypen wurden sehr breit, d. h. wenig zielgruppenspezifisch eingesetzt und boten relativ geringe Schulungsintensität. Eine stärkere Zielgruppenorientierung und Intensivierung bestimmter Maßnahmen sollte zu einer Steigerung der Integrationseffekte speziell für Langzeitarbeitslose beitragen.

Zu beachten sind künftig auch die Qualität der Beschäftigungsverhältnisse von reintegrierten Arbeitslosen und der Verbleib von Abgängern aus der Arbeitslosigkeit, die nicht ins Erwerbsleben zurückkehren.

Nähere Informationen entnehmen Sie bitte dem WIFO-Monatsbericht 6/2000!