20. Juni 2000 • Makroökonomische Aspekte von Transportkosten • Wilfried Puwein

Niedrige Transportkosten erleichtern die Ausweitung der Absatz- und Beschaffungsmärkte und fördern die arbeitsteilige Wirtschaft. Die Liberalisierung des internationalen Güterverkehrs im Zuge der Realisierung des EU-Binnenmarktkonzeptes verschärfte den Wettbewerb im Verkehr und senkte die Frachtrate. Die Umsetzung der Konzepte der EU-Verkehrspolitik – Internalisierung externer Kosten des Verkehrs – könnte die Straßentransporte und die Luftfracht spürbar verteuern.

Transporte wurden billiger

Die Frachtraten sanken in den letzten 20 Jahren in Relation zu den Güterpreisen (Abbildung 1). Besonders stark verbilligte sich die Luftfracht: Im Transatlantikflug sind die Frachtraten derzeit um 60% niedriger als 1985. Der Straßengüterverkehr innerhalb der EU wurde durch den Wegfall der oft stundenlangen Wartezeiten an den Staatsgrenzen erleichtert (Schengen-Abkommen). Die Bahn verlor bereits Ende der siebziger Jahre ihre Preisführerschaft im Landverkehr. Die ÖBB setzten wohl den Regeltarif von 1978 bis 1998 stufenweise um insgesamt über 70% hinauf, sie mussten aber letztlich ihre Frachtraten an den Preisen des Straßengüterverkehrs orientieren. Dementsprechend waren die durchschnittlichen Tarifeinnahmen je Tonnenkilometer 1998 um fast ein Fünftel niedriger als 20 Jahre zuvor (Abbildung 2).

Staus und Abgaben könnten künftig Straßentransporte verteuern

Seit Ende der achtziger Jahre gehen verstärkt umweltpolitische Überlegungen in die Verkehrspolitik ein. Der Infrastrukturausbau zielt auf die Verbesserung des Schienenangebotes ab, um die Wettbewerbsstellung des als "umweltfreundlicher" eingestuften Bahnverkehrs gegenüber der Straße zu stärken. In Österreich nehmen die Investitionen in Bundesstraßen seit 1983 tendenziell ab, obschon der Straßenverkehr weiter wächst. Seit 1988 wird durchwegs mehr in die Bahninfrastruktur investiert als in Bundesstraßen. Setzen sich die Trends im Straßenbau und im -verkehrsaufkommen fort, so werden sich die Engpassprobleme auf der Straße zwangsläufig verstärken. Vermehrte Staus erhöhen die Kosten des Straßengüterverkehrs.

Ein Ziel der Verkehrspolitik der Europäischen Union ist die Internalisierung der externen Kosten des Verkehrs (Weißbuch über "Faire Preise für die Infrastrukturbenützung"). Eine verursachergerechte Anlastung der Umwelt- und Unfallkosten über Straßenbenützungsabgaben würde den Straßengüterverkehr stark verteuern. Die Wettbewerbsfähigkeit der Exportwirtschaft in Binnenländern würde dadurch zunehmend von der Leistungsfähigkeit der Bahn abhängen. Wenn es nicht gelingt, die Qualität und die Kostenstruktur der Bahntransporte entsprechend zu verbessern, könnten Produktionsstätten im Binnenland im Vergleich zu Betrieben in der Nähe von Seehäfen im Standortwettbewerb an Boden verlieren.

Abbildung 1: Entwicklung von Frachtraten und Fertigwarenexportpreisen

Abbildung 2: Entwicklung der ÖBB-Regeltarife und der Durchschnittseinnahmen von ÖBB und DB im Güterverkehr

Nähere Informationen entnehmen Sie bitte dem WIFO-Monatsbericht 6/2000!