14. Juni 2000 • Starker Konjunkturaufschwung mit zunehmenden Inflationsrisiken • Ewald Walterskirchen

Die sehr günstige Konjunkturentwicklung hält an: Sachgütergüterproduktion und Exporte stiegen in den ersten zwei Monaten 2000 mit zweistelligen Raten gegenüber dem Vorjahr. Die WIFO-Unternehmensbefragungen und die Arbeitsmarktdaten vom Mai deuten auf eine ungebrochene Fortsetzung des Aufwärtstrends hin. Allmählich nehmen allerdings die Inflationsrisiken zu: Benzin wurde im Laufe des Monats Mai um rund 6% teurer, und die Erhöhung der indirekten Steuern und Gebühren wird den Verbraucherpreisindex um etwa ½% anheben.

Die Konjunktur hat heuer deutlich an Dynamik gewonnen. Sachgüterproduktion und Exporte übertrafen das Vorjahresniveau in den ersten zwei Monaten dieses Jahres um mehr als 10%. Vor allem Erzeugung und Ausfuhr von Investitionsgütern wurden kräftig ausgeweitet.

Aber auch der private Konsum entwickelte sich sehr günstig, von den Einkommenseffekten der Steuerreform und des "Familienpakets" beflügelt: Die realen Einzelhandelsumsätze (ohne Pkw) stiegen im I. Quartal nach vorläufigen Schätzungen um etwa fast 5%. Für den Tourismus verlief die Wintersaison ebenfalls erfolgreich, allerdings gingen hier Marktanteile verloren.

Alle Indikatoren der WIFO-Unternehmensbefragungen vom Mai bestätigen den Aufwärtstrend. 24% der Sachgütererzeuger rechnen in den nächsten Monaten mit einer Produktionsausweitung, nur 9% mit einer Einschränkung.

Auch die aktuellen Arbeitsmarktdaten vom Mai weisen deutlich aufwärts. Die günstige Wirtschaftsentwicklung gab der Beschäftigung starken Auftrieb, sie war um 37.000 höher als ein Jahr zuvor. Die Arbeitslosenquote ging um ¾ Prozentpunkte auf 5,3% zurück.

Zur Ausweitung der Beschäftigtenzahl trugen ausländische Arbeitskräfte (April +15.600) rund ein Drittel bei. Vorwiegend waren dies Ausländer, die sich schon länger in Österreich aufhalten. Gemessen an der Beschäftigungssteigerung ist der Rückgang der Arbeitslosigkeit außerordentlich hoch.

Die Stabilitätsrisken für den Aufschwung nehmen allerdings allmählich zu: Das betrifft den Anstieg der Rohöl- und Benzinpreise sowie in Österreich die Anhebung der indirekten Steuern.

Die Inflationsrate verharrte im April bei 1,9%. Gemessen am Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) war die Preissteigerung damit etwas höher als im EU-Durchschnitt. Rund ein Drittel des Anstiegs kann auf den direkten Einfluss der Energieverteuerung zurückgeführt werden. Im Laufe des Monats Mai wurden die Benzinpreise neuerlich um fast 6% gegenüber dem Vormonat hinaufgesetzt. Überdies wird die Erhöhung der indirekten Steuern und Gebühren den Verbraucherpreisindex im Juni um etwa 0,6% anheben.

Für die weitere Entwicklung der Inflationsrate wird entscheidend sein, wieweit die Energieverteuerung sowie die steigenden indirekten Steuern und Gebühren in der nächsten Lohnrunde auf die Löhne weitergewälzt werden und damit zu neuen Preissteigerungen Anlass geben.

Nähere Informationen entnehmen Sie bitte dem WIFO-Monatsbericht 6/2000!