12. Mai 2000 • Anhaltender Konjunkturaufschwung lässt Arbeitslosigkeit sinken • Ewald Walterskirchen

Der Aufschwung setzte sich zu Jahresbeginn fort. Die Sachgüterproduktion wurde im Jänner gegenüber dem Vorjahr um 8% ausgeweitet, die Umsätze des Einzelhandels (ohne Kfz) real um 4%. Nach den Ergebnissen der Konjunkturumfrage des WIFO steht eine weitere Verbesserung der wirtschaftlichen Situation der österreichischen Unternehmen bevor. Die Produktionsausweitung beeinflusst nun auch verstärkt die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt. Dank der regen Nachfrage nach Arbeitskräften war eine merkliche Verringerung der Arbeitslosigkeit zu verzeichnen.

Die Konjunkturumfrage des WIFO zeigt deutlich die gute wirtschaftliche Lage und die günstigen Aussichten der österreichischen Unternehmen in naher Zukunft. Die Produktionserwartungen haben sich neuerlich verbessert und erreichten den höchsten Stand seit zehn Jahren. Der Auftragsbestand aus dem In- und Ausland übersteigt den langjährigen Durchschnitt beträchtlich. Der Indikator der künftigen Geschäftslage erreichte ebenfalls einen neuen Höchstwert.

Das sich beschleunigende Wirtschaftswachstum steht auf einer soliden Basis. So hat sich nicht nur der Export wesentlich belebt, sondern auch die Inlandskonjunktur. Die Nachfrage nach Investitionsgütern und nach dauerhaften Konsumgütern ist besonders lebhaft. Lediglich die Entwicklung der Bauinvestitionen wird weniger optimistisch beurteilt. Die im Tiefbau tätigen Unternehmen sind von den Einsparungen der öffentlichen Haushalte betroffen, und im Hochbau wirkt die anhaltende Schwäche des Wohnungsneubaus bremsend.

Die Konjunkturlage steht in Österreich im Gleichklang mit der EU. Vor allem der Aufschwung der deutschen Wirtschaft übt dabei eine Sogwirkung auf Österreich aus. Der Vertrauensindikator der Industrie zeigt für die EU ähnlich wie für Österreich seit dem Spätsommer 1999 eine stetige Verbesserung. Der EU Leading Indicator für den Euro-Raum, an dessen Berechnung auch das WIFO mitwirkt, kündigt für das II. Quartal 2000 ein Wirtschaftswachstum von 4% an. Die Arbeitslosigkeit hat in der EU rückläufige Tendenz, jedoch in viel geringerem Maße als in Österreich.

Im Tourismus verlief die Wintersaison dank der guten Schneelage und Witterung durchwegs erfreulich. Von November 1999 bis März 2000 stiegen die Tourismusumsätze nach vorläufigen Berechnungen gegenüber dem Vorjahr um 3¾%.

Der durch den rasanten Anstieg der Rohölpreise verursachte Inflationsdruck ließ im März etwas nach. Zwar lag der Verbraucherpreisindex um 1,9% über dem Vorjahresniveau (Februar +1,7%); der Anstieg gegenüber dem Vormonat betrug jedoch nur 0,2%, nachdem er von Jänner auf Februar 0,7% erreicht hatte.

Sehr erfreulich verläuft die Entwicklung auf dem österreichischen Arbeitsmarkt. Die Zahl der Arbeitsplätze stieg aufgrund der guten Wirtschaftslage im April um 48.300 (+1,6%). Die nach der traditionellen österreichischen Berechnungsmethode ermittelte Arbeitslosenquote verringerte sich saisonbereinigt von 6,2% auf 6,1%; gemäß Eurostat sank die Quote nach einer Revision sogar auf 3,3% und unterschritt damit die im Nationalen Aktionsplan für Beschäftigung festgesetzte Grenze von 3,5%. Allerdings könnte eine erneute Revision im Jahr 2001 dieses Ergebnis wieder verändern. Hält dieser Trend auf dem Arbeitsmarkt an, so könnte sich die Prognose für die Arbeitslosigkeit in Österreich als zu hoch erweisen.

Nähere Informationen entnehmen Sie bitte dem WIFO-Monatsbericht 5/2000!