6. April 2000 • Anhaltende Beschleunigung des Wirtschaftswachstums im IV. Quartal 1999 • Marcus Scheiblecker

Das österreichische BIP stieg im IV. Quartal 1999 gegenüber dem Vorjahresquartal real um 3,2%. Für das III. Quartal wurde die Zunahme von 3% auf 2,8% revidiert, womit sich für das gesamte Jahr 1999 ein Wirtschaftswachstum von 2,2% ergibt. Die seit der Jahresmitte beobachtete Beschleunigung der Expansion hielt auch im IV. Quartal an.

Die auf Basis des neuen, EU-weit verpflichtenden Systems erstellte VGR-Quartalsrechnung weist eine deutliche Verstärkung des Wirtschaftswachstums im IV. Quartal 1999 aus. Dazu trugen nahezu alle Hauptnachfragekomponenten bei; die gleichzeitige Zunahme der Dynamik von Auslandsnachfrage, Investitionen und Konsum der privaten Haushalte weist auf einen soliden, sich im Jahresverlauf verstärkenden Wirtschaftsaufschwung hin. Lediglich die Konsumnachfrage des öffentlichen Sektors wuchs in der zweiten Jahreshälfte kaum mehr.

Die günstige Entwicklung der Auslandsnachfrage ging von der Warenausfuhr aus, während sich das Wachstum der Dienstleistungsexporte im 2. Halbjahr abschwächte, da die Expansion der Einnahmen aus dem Tourismus nachließ. Am kräftigsten stieg der Warenexport mit real +8,8% im III. Quartal, im Jahresdurchschnitt erreichte die Rate +5,8%. Der Warenimport nahm im Jahr 1999 real im gleichen Ausmaß zu. Aufgrund des engen Zusammenhangs zwischen Import und Export war auch hier die Steigerungsrate im III. Quartal am höchsten (real +17,1%). Im IV. Quartal überschritt der Warenimport das Vorjahresniveau real um nur 1,6%. An Dienstleistungen wurde im IV. Quartal 1999 um knapp 3% mehr importiert als im Vorjahr, für das gesamte Jahr ergibt sich ein Rückgang um 1,6% (Reiseverkehr –2,5%).

Der Konsum der privaten Haushalte entwickelte sich über den gesamten Zeitraum recht günstig (real +2,4%), die Expansion beschleunigte sich gegen Jahresende ebenfalls (+3,4%). Dies gilt auch für die Investitionen (1. Halbjahr real +1,3%, 2. Halbjahr +3,3% gegenüber dem Vorjahr). Besonders verstärkt hat sich die Nachfrage nach Maschinen und Elektrogeräten und nach "sonstigen Investitionsgütern", zu denen u. a. Software zählt. Hingegen war im Jahresverlauf eine Abschwächung der Fahrzeuginvestitionen zu beobachten, sie erreichten im IV. Quartal real nur noch das Niveau des Vorjahres. Gespalten zeigt sich die Entwicklung der Bauinvestitionen: Während der Nichtwohnbau 1999 real um 7,2% wuchs, gingen die Wohnbauinvestitionen um 5,6% zurück. Dadurch ergibt sich ein reales Wachstum der gesamten Bauinvestitionen von 1,2%.

Die niedrige Preissteigerung des Jahres 1999 spiegelt sich in der äußerst geringen Zunahme des BIP-Deflators um 0,6% gegenüber dem Vorjahr. Verantwortlich waren dafür vor allem der geringe Preisanstieg der Konsumausgaben der privaten Haushalte und auch die teilweise Verbilligung mancher Investitionsgüter wie z. B. Maschinen und Elektrogeräte.

Übersicht 1: Ergebnisse der vierteljährlichen Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung

 

1998

1999

 

I. Quartal

II. Quartal

III. Quartal

IV. Quartal

I. Quartal

II. Quartal

III. Quartal

IV. Quartal

 

Veränderung gegen das Vorjahr in %

                 

Nominell

               

Konsumausgaben insgesamt

+ 1,8

+ 3,2

+ 3,1

+ 2,0

+ 2,4

+ 2,3

+ 3,1

+ 3,7

  Private Haushalte1)

+ 1,8

+ 2,9

+ 2,8

+ 1,4

+ 2,5

+ 1,9

+ 3,4

+ 4,5

  Staat

+ 1,8

+ 4,1

+ 4,1

+ 3,9

+ 2,2

+ 3,4

+ 2,5

+ 1,4

Bruttoinvestitionen

+ 11,0

+ 9,4

+ 5,6

+ 5,3

- 0,7

+ 3,6

+ 5,4

+ 3,4

  Bruttoanlageinvestitionen

+ 11,1

+ 10,2

+ 6,3

+ 6,6

- 0,4

+ 3,6

+ 5,5

+ 4,6

    Aurüstungen

+ 15,3

+ 13,9

+ 6,0

+ 5,5

- 1,0

+ 3,6

+ 4,9

+ 4,7

    Bauten

+ 7,1

+ 7,4

+ 5,8

+ 6,5

- 1,1

+ 3,1

+ 5,5

+ 4,3

Exporte

+ 15,3

+ 10,2

+ 3,7

+ 7,9

+ 0,3

+ 6,2

+ 6,9

+ 8,0

  Waren

+ 15,0

+ 9,0

+ 7,5

+ 3,2

+ 2,2

+ 2,3

+ 11,2

+ 8,8

  Dienstleistungen

+ 15,7

+ 13,3

- 2,8

+ 18,5

- 2,9

+ 15,2

- 1,5

+ 6,5

Importe

+ 12,5

+ 8,8

+ 3,5

+ 3,3

+ 0,6

+ 2,4

+ 9,0

+ 3,7

  Waren

+ 12,4

+ 7,1

+ 4,4

+ 4,2

+ 0,4

+ 3,3

+ 17,4

+ 3,2

  Dienstleistungen

+ 12,9

+ 12,3

+ 1,7

+ 1,5

+ 1,3

+ 0,6

- 8,6

+ 4,7

                 

Bruttoinlandsprodukt

+ 5,7

+ 3,6

+ 2,8

+ 2,3

+ 2,0

+ 2,1

+ 3,1

+ 3,8

                 

Real, zu Preisen von 1995

               

Konsumausgaben insgesamt

+ 1,2

+ 2,3

+ 2,1

+ 1,1

+ 1,3

+ 1,7

+ 2,4

+ 2,5

  Private Haushalte1)

+ 1,1

+ 2,3

+ 2,0

+ 0,8

+ 1,7

+ 1,5

+ 3,0

+ 3,4

  Staat

+ 1,5

+ 2,2

+ 2,2

+ 2,0

+ 0,4

+ 2,0

+ 0,7

+ 0,0

Bruttoinvestitionen

+ 9,6

+ 7,5

+ 3,9

+ 3,8

- 1,0

+ 3,3

+ 4,3

+ 2,3

  Bruttoanlageinvestitionen

+ 9,7

+ 8,4

+ 4,6

+ 5,1

- 0,8

+ 3,1

+ 4,5

+ 3,6

    Aurüstungen

+ 15,3

+ 13,4

+ 5,6

+ 5,4

+ 0,3

+ 5,2

+ 5,5

+ 5,6

    Bauten

+ 4,4

+ 4,7

+ 3,3

+ 4,2

- 3,1

+ 1,0

+ 3,4

+ 2,1

Exporte

+ 19,0

+ 3,6

+ 2,5

+ 10,1

+ 1,6

+ 8,6

+ 4,8

+ 4,4

  Waren

+ 21,0

+ 0,9

+ 6,3

+ 6,1

+ 4,3

+ 5,5

+ 8,8

+ 4,7

  Dienstleistungen

+ 15,5

+ 10,2

- 4,2

+ 19,1

- 3,4

+ 15,7

- 3,0

+ 3,8

Importe

+ 16,8

+ 10,7

+ 2,2

- 0,8

+ 4,5

- 0,2

+ 8,3

+ 2,1

  Waren

+ 18,0

+ 10,0

+ 3,1

- 0,8

+ 5,2

+ 0,5

+ 17,1

+ 1,6

  Dienstleistungen

+ 13,7

+ 12,1

+ 0,3

- 1,0

+ 2,8

- 1,6

- 10,3

+ 2,9

                 

Bruttoinlandsprodukt

+ 4,6

+ 2,8

+ 2,3

+ 2,0

+ 1,3

+ 1,2

+ 2,8

+ 3,2

Sachgüterproduktion

+ 6,0

+ 5,6

+ 2,8

- 0,4

- 0,7

- 1,1

+ 2,8

+ 6,7

                 
 

Saisonbereinigt, Veränderung gegen das Vorquartal in %

                 

Bruttoinlandsprodukt real

+ 1,5

+ 0,1

+ 0,1

+ 0,2

+ 0,7

+ 0,2

+ 1,6

+ 0,9

 1)  Einschließlich privater Organisationen ohne Erwerbszweck.

Abbildung 1: Wachstum des Bruttoinlandsproduktes

Q: WIFO.